Fehlstellen auf der IAA

Analyse

Wer nach echten Kleinwagenpremieren auf der Frankfurter Automesse im September sucht, wird viele Ankündigungen und Verheißungen entdecken. Käufliche Kleine haben nur weniger Hersteller im Gepäck.

Von Martin Woldt

Wer von Automessen erwartet, sie würden die momentanen Interessen der Autofahrer abbilden, wird in schöner Regelmäßigkeit enttäuscht. Denn dann müsste sich die bevorstehende Messe in Frankfurt/Main als ein Feuerwerk der Kleinwagen verstehen. Statt dessen gibt es wieder manche Ankündigung über allzu Fernes, manches, was nie gebaut wird und sowieso jede Menge Motorleistung jenseits von 300 PS. Aber leider nur vergleichsweise wenige neue, demnächst kaufbare kleine Autos. Auf die Ausnahmen kommen wir noch zu sprechen.

Dauerhaft hoher Kleinwagenanteil

Der dennoch unbestreitbare Mangel muss verwundern. War zuletzt doch kein anderes Segment so dynamisch wie die Kleinwagen-Liga. Lag der Marktanteil der Klein- und Kleinstmobile noch vor wenigen Jahren knapp über zwanzig Prozent, war er mithilfe der Abwrackprämie zuletzt bis auf 38 Prozent im ersten Halbjahr geklettert. Dem konnten die Kompakten, die bisherigen Regenten des Automarktes, nur neidvoll zusehen. Ihr Anteil beträgt inzwischen nur noch 25 Prozent. Auch wenn die Abwrackprämie aufgrund ihrer Konstellation vor allem kleine Autos begünstigte, erwarten die Experten, dass sich der Kleinwagenanteil dauerhaft hoch etablieren wird. Mindestens 30 Prozent, mutmaßt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg, würden es auch noch im nächsten Jahr sein.

Kleinwagen mit neuem Selbstverständnis

Vier Meter lang: der Opel Corsa Foto: Opel

Dass sich die Gewichte auch ohne staatliche Alimente verschieben, liegt an verschiedenen Faktoren. Die Kosten für das Auto an sich sind in den letzen Jahren unaufhörlich gestiegen, die Kraftstoffkosten insbesondere. Gleichzeitig aber hat sich der Kleinwagen selbst stark verändert. Womöglich ist er in Wahrheit gar kein Kleinwagen mehr. Längst verkörpert ein typischer Vertreter wie der Opel Corsa mit einer Länge von vier Metern das neue Gardemaß der Klasse. Und ist damit in Regionen vorgestoßen, in denen noch vor zehn Jahren die Kompakten kämpften. Die wiederum scharren vor der Tür der unteren Mittelklasse. Mit 4,42 Meter wird der neue Opel Astra womöglich manchen neuen Käufer anziehen, aber auch etliche hinter sich lassen.

Gewachsene Sicherheitsstanddards

Schickes Design: der Ford Fiesta Foto: Ford

Mittlerweile zählen Sicherheitsmerkmale wie der Schleuderblocker ESP oder mindestens vier Airbags zur Serienausstattung bei Polo, Corsa und Co. Die Ausbeute bei einschlägigen Tests wie dem EuroNCAP-Verfahren muss, trotz mancher nicht zu leugnender Unterschiede zu größeren Autos, doch immer weniger den Vergleich scheuen. Und nicht zuletzt zieht auch das ausgeprägtere Design der jüngsten Kleinwagengeneration, wenn man an Autos wie den Ford Fiesta, den Seat Ibiza oder den Suzuki Swift denkt, erheblich mehr begehrliche Kundenblicke auf sich. Aber wirklich Neues in Frankfurt gibt es nur von…

Die kleine Anzahl Neuigkeiten

Der Dacia Sandero Stepway Foto: Dacia

Dacia: Die rumänische Marke unter französischer Ägide hat durchaus einen Publikumsmagneten im Gepäck. Mit dem Sandero Stepway versucht sie nun auch deutlicher die Emotionen anzusprechen. Das 4,02 Meter lange Fahrzeug präsentiert sich mit um zwei Zentimeter gewachsener Bodenfreiheit, robusteren Stoßfängern und optischem Unterfahrschutz sowie Trittbrettern und Dachreling. Der Kofferraum beträgt wie beim Basismodell für im Segment üppige 320 Liter. Mit 9990 Euro für eine Einstiegsmotorisierung mit einem 87 PS starken Benziner setzt er ein Achtungszeichen beim Einstiegspreis. Das parallel erhältliche Selbstzünderaggregat mit einem 1.5 dCi eco2-Turbodiesel, der 68 PS leistet, soll 11290 Euro kosten. Was nach wie vor fehlt sind ESP und ein Rußpartikelfilter für das Dieselaggregat.

Ein überarbeiteter Picanto

Der überarbeitete Kia Picanto Foto: Kia

Kia: Äußerlich aufgefrischt zeigt sich der Kia Picanto in Frankfurt. Er wird nach Angaben des Herstellers im neuen Modelljahr sparsamer. Die Änderungen betreffen Front- und Heckschürzen. Im Innenraum gibt es weitere Ablagefächer. Gedreht wurde an den Stellschrauben des einzigen Motors. Demnach verbraucht der 1,1-Liter-Benziner mit 65 PS noch 4,8 Liter (CO2-Ausstoß: 114 g/km). Bislang lag der Verbrauch bei 5,0 Litern (118 g/km) Der Preis wird sich wohl kaum bewegen. Er liegt bei derzeit 8690 Euro.

Generationswechsel beim C3

Dern neue Citroen C3 Foto: Citroen

Citroen: Einen echten Generationswechsel will der Hersteller bei seinem 3,93 langen C3 vollziehen. Das neue Modell ist einen Zentimeter gewachsen und fällt vor allem durch seine weit in das Dach reichende Windschutzscheibe auf. Die gibt es allerdings nur auf Wunsch. Citroën rühmt vorab seine großzügigen Innenraumqualitäten, die dem Standard höherer Klassen entsprechen sollen. Dazu gehöre beispielsweise ein 300 Liter fassender Kofferraum. Der alte betrug noch 266 Liter. Dazu gehöre aber auch etwa ein gepolstertes Armaturenbrett, gebürstetes Aluminium oder Chromzierleisten. Neu im Motorenangebot für den C3 ist der Diesel mit 90 PS, dessen CO2-Ausstoß bei 99 Gramm pro Kilometer liegen soll. Preise sind noch nicht bekannt. Das bisherige Modell startete bei 18690 Euro. Klingt viel für einen Kleinwagen, aber der C3 versteht sich als „kompaktestes Auto seiner Klasse“ und das ist eigentlich die die Kompaktklasse. Im Angebot ist er ab November.

BlueMotion für Aufpreis

Der VW Polo BlueMotion Concept Foto: dpa

Volkswagen: Eine kleine Premiere hat VW mit der dreitürigen Version des Polo in petto. Noch gibt es keine offiziellen Bilder oder genauere Details. Bekannt ist eigentlich erst der zum Start des Viertürers öffentlich gemachte Preis von 12150 Euro für die Einstiegsmotorisierung. Dass die Präsentation ihre Zuschauer finden wird, liegt am Anteil des Dreitürers an der gesamten Baureihe von etwa 25 Prozent. Zu sehen sein wird auch der ab Anfang 2010 erhältliche Polo BlueMotion, der mit seinem 75 PS starken 1,2 TDI-Diesel nur noch 3,3 Liter verbrauchen und 87 Gramm CO2 pro Kilometer verblasen will. Nicht zu verwechseln mit dem jetzt erhältlichen Polo BlueMotionTechnology mit 1,6 TDI-Diesel und 90 PS (3,7 Liter/96g/km CO2) für 400 Euro Aufpreis.

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