Tesla revolutionierte die E-Mobilität vor allem mit den eigenen Superchargern. Immer mehr Autobauer kopieren nun diese Strategie.
Tesla feiert gerade den zehnten Geburtstag seines Supercharger-Netzwerks in Europa, da starten nun auch die hiesigen Autohersteller mit dem Bau eigener Ladeinfrastruktur. Mercedes, Audi und Porsche wollen mit eigenen Säulen oder gleich ganzen E-Auto-Lounges ihre Kunden binden und neue Käufer gewinnen. Kommt die Offensive noch rechtzeitig?
Besonders ambitionierte Ziele hat Anfang des Jahres Mercedes formuliert: 10.000 Ladepunkte sollen in den nächsten Jahren weltweit an Netz gehen. „Wir werden die Stationen mit 400 kW-Ladern ausstatten – die schnellsten, die aktuell zu haben sind. Damit sind wir auch fit für technische Entwicklungen in den nächsten Jahren“, sagt Eva Greiner, CTO der Charging Unit der Mercedes-Benz Mobility. Mögliche Standorte sieht sie sowohl entlang der Fernverkehrsrouten als auch in städtischen Zentren.
Porsche setzt auf Exklusivität

Während Mercedes auch Autos anderer Marken ans Kabel lässt, öffnet Porsche seine „Charging Lounges“ exklusiv für die Fahrer eigener Modelle. Ohne Porsche-Stromer hebt sich nicht einmal die Schranke, die die Zufahrt zu Ladesäule und angegliederter Aufenthalts-Lounge freigibt. Ob das so bleibt, ist offen. Im Zuge des Pilotprojekts sind weitere Lounges geplant, jeweils mit vier bis sechs überdachten Schnellladesäulen und einem kleinen Aufenthaltsbereich, in dem sich der Porsche-Fahrer frisch machen und Getränke und kleinere Snacks aus dem Automaten kaufen kann.
Neben Porsche und Mercedes unterhält auch Audi erste eigene Schnellladestandorte, ebenfalls mit angegliederter Lounge. Erwartet wird, dass weitere Autobauer mit eigenen Netzen in den Markt einsteigen. Vor allem BMW gilt als möglicher Kandidat. Für die Premiumhersteller sind eigene Schnellladestationen vor allem ein Schaufenster mit Werbeeffekt. Über den Stromverkauf allein dürfte sich solch eine Anlage nur in wenigen Fällen rentieren.
Mercedes öffnet auch für andere
Ähnlich sieht es auch Mercedes-Ladechefin Greiner, die die Stationen ganz bewusst für Fahrer von Fremdfabrikaten öffnet: „Wir wollen natürlich, dass auch die Fahrer anderer Marken mit der Marke Mercedes-Benz in Kontakt kommen und erleben, dass wir auch auf Seiten Infrastruktur etwas zu bieten haben.“ Auf den vollen Service wie etwa die Reservierungsfunktion können aber nur die eigenen Kunden zurückgreifen.
Für die eigenen Kunden dürften die Hersteller-Netzwerke beliebte Anlaufpunkte werden. Vor allem, weil sie sich auf das generelle Funktionieren, kontrollierbare Kosten und die Kompatibilität mit den eigenen Fahrzeugen verlassen können. Denn immer noch ist das E-Auto-Laden abseits der heimischen Gefilde häufig mit Schwierigkeiten verbunden. Allerdings dürfte das Ladeangebot der Hersteller in Deutschland auf wenige Leuchtturm-Anlagen beschränkt bleiben. (SP-X)