
Die Motorradsaison hat gerade begonnen. Doch so, wie man seine Maschine vor der ersten Ausfahrt checken sollte, empfiehlt sich auch darauf zu achten, ob der Helm noch in Ordnung ist.
Mit den ersten sonnigen und wärmeren Tagen zieht es viele Motorradfahrer wieder auf die Straße. Doch bevor man sich auf die Sitzbank schwingt, lohnt nicht nur ein prüfender Blick auf das Motorrad, sondern auch auf die Schutzkleidung – allen voran den Helm. Denn auch wenn dieser äußerlich noch einen tadellosen Eindruck macht, kann er zu alt und zu marode und damit austauschwürdig sein.
Ein Helm begleitet seinen Träger oft viele Jahre – umso wichtiger ist es, ältere Exemplare von Zeit zu Zeit genauer zu inspizieren. Auffälligkeiten wie ein verschlissenes oder verfilztes Innenfutter, poröse Führungsgummis, verfärbtes Styropor oder Gebrauchsspuren im Kinnbereich deuten auf ein fortgeschrittenes Helmalter und einen möglicherweise bereits ernsten Verschleiß hin. Dies beeinträchtigt nicht nur den Tragekomfort, sondern kann sich auch negativ auf die Belüftung und letztlich auf die Schutzwirkung auswirken.
Helme nach Unfall nicht mehr nutzen
Helme, die in einen Unfall oder auch nur einen Sturz auf harten Untergrund verwickelt waren, sind grundsätzlich austauschbar. Auch wenn äußerlich keine Schäden erkennbar sind, kann die Grundstruktur unsichtbar Schaden genommen haben. Anders sieht es beim Visier aus: Zeigen sich hier Kratzer und leichte Trübungen, lässt sich der „Schaden“ durch einen Austausch des Visiers beheben.
Ein wichtiger Anhaltspunkt ist das Alter. Unabhängig vom äußeren Zustand gilt: Spätestens nach zehn Jahren tritt bei Helmen eine Materialermüdung ein, weshalb Helme mit der Zeit ihre Schutzwirkung verlieren. Im Idealfall sollte daher bereits nach fünf bis sieben Jahren ein neuer Helm angeschafft werden.
Nicht am Helm sparen
Wer sich einen neuen Helm zulegen will, sollte nicht am falschen Ende sparen. Modelle im Preisbereich zwischen 400 und 500 Euro bieten in der Regel eine gute Kombination aus Sicherheit, Komfort und Langlebigkeit. Ein unverzichtbares Qualitätsmerkmal ist das ECE-Prüfzeichen – idealerweise nach der aktuellen Norm ECE-R 22.06, die ab Mitte 2023 der neue Standard für in Europa zugelassene Motorradhelme ist. Ältere Modelle nach ECE-R 22.05 durften noch bis Anfang 2024 verkauft werden. Insofern ist es unwahrscheinlich, dass noch Restbestände von Helmen nach alter Norm im Fachhandel zu finden sind.
Die Wahl des richtigen Helms hängt von mehreren Faktoren ab: Integralhelme – also geschlossene Helme ohne Klappfunktion – bieten den besten Schutz, da sie keine mechanischen Schwachstellen wie Scharniere aufweisen. Auch das Gewicht spielt eine entscheidende Rolle für Tragekomfort und Sicherheit. Empfehlenswert sind Modelle zwischen 1.000 und 1.300 Gramm, die auch bei längeren Touren den Nacken schonen. Empfehlenswert sind außerdem aerodynamische Helme, die ebenfalls die Halsmuskeln weniger stark beanspruchen und außerdem oft weniger Windgeräusche verursachen.
Auf Außenhaut achten
Auch auf die Qualität der Außenhaut sollte geachtet werden. Duroplaste sind robuster und langlebiger als Thermoplaste, die anfälliger für UV-Schäden sind. Innen gilt: Je dicker die Polystyrol-Innenschale, desto besser kann sie im Ernstfall Aufprallenergie absorbieren. Dünne Ausführungen sind weniger empfehlenswert.
Achtung: Manche Hersteller kommen aus dem Motorsport und bieten auch Helme für den Automobilrennsport an. Diese sind jedoch für Motorradfahrer ungeeignet, da das Sichtfeld oft eingeschränkt ist. Verlockende Online-Angebote sind schnell angeklickt, doch der Automobilclub ACE warnt: Beim Versand können unsichtbare Transportschäden entstehen. Online-Shopping lohnt sich vor allem, um sich vorab über Modelle und Preise zu informieren. Der endgültige Kauf sollte jedoch im Fachgeschäft erfolgen – nicht zuletzt, weil Passform und Tragekomfort entscheidend für die Schutzwirkung sind.
Beratung ist wichtig
Vor allem beim erstmaligen Kauf eines Helms ist eine professionelle Beratung Gold wert. Die richtige Größe kann grob durch Messen des Kopfumfangs in Stirnhöhe direkt über den Ohren ermittelt werden. Aber auch richtig ausgemessene Helmgrößen müssen individuell anprobiert werden. Ein neuer Helm sitzt anfangs eng – das ist normal und erwünscht. Wer sich für ein Modell interessiert, sollte es mindestens 20 bis 30 Minuten tragen, um Druckstellen oder Beschwerden zu erkennen.
Hat man seinen Wunschhelm gefunden, lohnt es sich, mehrere Exemplare der gleichen Größe anzuprobieren, um herauszufinden, welcher am besten sitzt. Denn Ausstellungsstücke werden oft von vielen verschiedenen Interessenten anprobiert, können bereits ausgeleiert und damit weniger sicher sein. Der Helm sollte neu und originalverpackt gekauft werden. (SP-X)