Die Nutzung des Handys im Auto ist verboten. Doch daran hält sich kaum ein Autofahrer. So gaben 64 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage an, ihr Smartphone mindestens hin und wieder zu nutzen.
Ein sehr risikoreiches Verkehrsverhalten ist mittlerweile Normalität geworden: Etwa zwei Drittel (64 Prozent) aller Autofahrer nutzen ihr Smartphone oder Handy mindestens hin und wieder am Steuer. Noch mehr (71 Prozent) sehen häufig oder sehr häufig andere Verkehrsteilnehmer, die das tun. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Auftrag des Automobil-Club Verkehr (ACV) und der Deutschen Verkehrswacht (DVW) rund 1.500 Personen befragt.
Dabei sieht die Mehrheit der Autofahrer durchaus ein, dass ihr Verhalten falsch ist: 20 Prozent fühlen sich bei der eigenen Smartphone-Nutzung "sehr stark", 40 Prozent "stark" abgelenkt. Die damit verbundene Gefahr wird aber offenbar unterschätzt.
Verspätete Reaktion wegen Handynutzung
Zwar geben nur 11 Prozent an, durch die Nutzung schon einmal einen Fahrfehler begangen zu haben; gerade 5 Prozent sind nach den Angaben in eine kritische Situation geraten. Doch ergibt sich bei der Nachfrage nach verschiedenen Verkehrssituationen ein anderes Bild: So haben 25 Prozent schon einmal wegen der Mobiltelefonnutzung am Steuer zu spät gesehen, dass die Ampel wieder grün ist, 12 Prozent sind von der Fahrspur abgekommen und jeweils 10 Prozent haben spät oder zu spät bemerkt, dass das Auto vor ihnen gebremst hat, oder haben eine Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen. Über 60 Jahre alte Autofahrer geben seltener als die jüngeren an, dass sie schon einmal eine dieser Erfahrungen gemacht haben.
Ohnehin gehören die jungen Autofahrer bis 24 Jahre, die von allen Verkehrsunfallstatistiken als Hochrisikogruppe ausgewiesen werden, zu den fleißigsten Nutzern des Mobiltelefons während des Autofahrens. Sie sind in Gesellschaft mit Autofahrern bis 45 Jahre. Bis zu dieser Altersgruppe nutzen 81 Prozent das Smartphone zumindest hin und wieder während der Autofahrt – zur Navigation, zum Anrufen ohne Freisprecheinrichtung oder um eine SMS oder Whatsapp zu lesen oder zu schreiben.
Erst Autofahrern ab 60 Jahren scheint das Mobiltelefon am Steuer entbehrlich zu sein. Hier sind es aber immerhin noch 38 Prozent, die angeben, es während des Autofahrens zumindest hin und wieder zu nutzen.
Kein Problembewusstsein
Von den Autofahrern, die hin und wieder das Smartphone am Steuer nutzen, gebrauchen es 62 Prozent im Stau oder zäh fließenden Verkehr und 56 Prozent beim Warten an der roten Ampel. Allerdings nutzt ein nicht geringer Teil das Telefon auch bei höherer Geschwindigkeit und gefährlicheren Situationen: 17 Prozent bei Fahrten auf der Autobahn, 14 Prozent bei Fahrten auf der Landstraße und 12 Prozent im Stadtverkehr.
Auf keinen Fall würde die Mehrheit (89 Prozent) das Smartphone bei schlechten Witterungsverhältnissen wie Schnee oder Starkregen zu nutzen, je 85 Prozent verzichten darauf an großen Kreuzungen oder im dichten Straßenverkehr, 80 Prozent vermeiden es, wenn ein Kind im Auto sitzt und 79 Prozent beim Vorbeifahren an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern.
Trotzdem gibt es genug Autofahrer, die die Nutzung ihres Mobiltelefons in gefährlichen Situationen nicht ausschließen würden: 18 Prozent der bis 45-Jährigen und 9 Prozent der über 45-Jährigen schließen nicht aus, es im dichten Stadtverkehr zu nutzen. Bei Dunkelheit würden es 29 Prozent (über 45 Jahre: 21 Prozent) nutzen, auf der Autobahn 34 Prozent (ab 45 Jahren: 31 Prozent) und auf der Landstraße 42 Prozent (ab 45 Jahren: 41 Prozent).(SP-X)