GWM schließt seine Europazentrale in München. Auswirkungen auf das Deutschland-Geschäft wird das aber nicht haben, wie der Geschäftsführer der O! Automobile GmbH, Johannes Brandenburger, sagte.
Die O! Automobile GmbH zeigt sich als deutscher Importeur unbeeindruckt von der Neustrukturierung des Europageschäfts von Great Wall Motor (GWM), sieht darin sogar positive Aspekte. „Das Wichtigste zuerst: es ändert sich nichts an der Markenpräsenz, unserer Unternehmensstrategie und der Produktplanung für die kommenden Jahre“, sagte O! Automobile-Geschäftsführer Johannes Brandenburger der Autogazette.
„Wir bringen in den nächsten Wochen mit dem Ora 07 ein neues Fahrzeug in den Handel, im nächsten Jahr kommt dann ein vollelektrisches SUV von Ora, und auch für die kommenden Jahre ist die Produktplanung zum weiteren Ausbau unserer Modellpalette bereits weit fortgeschritten“, fügte Brandenburger hinzu.
Europageschäft wird aus China gesteuert
GWM hatte am Dienstag der vergangenen Woche die Konsequenzen aus dem verlustreichen Europageschäft gezogen und die Schließung der Europazentrale in München für Ende August bekannt gegeben. 100 Mitarbeitende verlieren ihren Job. An seinem Europageschäft hält GWM aber fest, will es zukünftig vom Firmensitz im chinesischen Baoding steuern.
„Konkret wird es so sein, dass unsere Ansprechpartner zukünftig direkt im Headquarter in Baoding sitzen – wir also im direkten Austausch mit dem Hersteller sein werden. Die Entscheidung zur Umstrukturierung unterstreicht für uns daher auch die Bedeutung, die der europäische Markt für GWM hat – sowohl strategisch als auch wirtschaftlich“, so Brandenburger. Wie der Manager hinzufügte, würde die Emil Frey-Gruppe, zu der die O! Automobile GmbH gehört, „weiterhin in den Ausbau der Markenpräsenz in Deutschland“ investieren wie beispielsweise durch die TV-Präsenz bei den Relegationsspielen zur Fußball-Bundesliga und „dem TV-Format GNTM und vielem mehr“.
Manager beruhigt Kunden
Brandenburger beruhigte zudem auch die Kunden und Händler, für sie ändere sich nichts. „Wir sind weiterhin der Importeur von GWM in Deutschland, das bestehende Händlernetz wird auch weiterhin der direkte Ansprechpartner für all unsere Kunden sein und weiterhin alle Servicedienstleistungen anbieten“, so Brandenburger. Zugleich würde man von der neuen Struktur bei der europäischen Ersatzteilversorgung profitieren. „Das Lager wird zentral in Europa, konkret in Amsterdam sein und die doppelte Logistikfläche im Vergleich zum bisherigen Lager haben. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund des Wachstumskurses, der wachsenden Anzahl an Fahrzeugen auf unseren Straßen und den zahlreichen neuen Modellen, die nach Deutschland kommen werden.“ Bislang befand sich das Ersatzteillager in Nürnberg.
Einem erhöhten Erwartungsdruck mit Blick auf den Absatz sieht Brandenburger durch die getroffene Neustrukturierung des Europageschäfts nicht. „Wir haben in Deutschland eine klare Wachstumsstrategie: unser Ziel ist es, GWM auf dem deutschen Markt zu etablieren, die Markenpräsenz kontinuierlich auszubauen und das Produktportfolio zu erweitern. Wir sind ambitioniert und haben klare Ziele, die sich durch die neue Struktur von GWM Europa aber nicht ändern werden.“
Deutschland ist für GWM der wichtigste Einzelmarkt. Im Vorjahr wurden hier 4642 der insgesamt 7632 in Europa abgesetzten Modelle verkauft. Angesichts der schwierigen Marktbedingungen in Europa und drohender Strafzölle für chinesische E-Autos könnten auf Brandenburger und sein Team mittelfristig noch weitere Modelle zur Vermarktung hinzukommen – dann allerdings Verbrenner. Damit könnte man sich unabhängiger von möglichen Strafzöllen machen. Eine Homologation solcher in China bereits erhältlichen Fahrzeuge dauere aber mindestens 18 bis 24 Monate.