Akzeptanz von Robocaps und Elektromobilität steigt an

Automotive Disruption Radar von Roland Berger

Akzeptanz von Robocaps und Elektromobilität steigt an
So genannte Roboterwagen gewinnen an Akzeptanz © dpa

Das Elektroauto gewinnt immer mehr an Akzeptanz. Laut einer Analyse von Roland Berger könnten auch so genannte Robocaps das eigene Auto ablösen.

Elektromobilität, Carsharing oder autonomes Fahren bestimmen die automobile Welt fast mehr als die Einführung neuer Modelle. Der Unternehmensberater Roland Berger will mit der Analyse „Automotive Disruption Radar“ die jeweiligen Trends aufzeigen.

"Die Automobilindustrie muss viele disruptive Trends zeitgleich meistern und dieser radikale Wandel wird deutliche Folgen für die gesamte Branche nach sich ziehen", sagt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger. "Komplette Wertschöpfungsketten verschwinden, neue Geschäftsmodelle entstehen - traditionelle Hersteller und Zulieferer müssen sich dieser Wettbewerbssituation stellen.“

Robocaps statt eigenem Auto

Mit dem Radar über die Auswirkungen von disruptiven Trends wie neuen Mobilitätskonzepten, automatisiertem Fahren, Vernetzung und digitalen Services sowie Elektrifizierung sollen Entscheidungen der Unternehmen erleichtert werden. In der ersten Analyse wurden mehr als 10.000 Verbraucher in zehn Ländern befragt. Neben China, Deutschland, Frankreich und Großbritannien gaben Teilnehmer aus Indien, Japan, den Niederlanden, Singapur, Südkorea und den USA ihre Meinung ab.

In der ersten Analyse gaben 46 Prozent der Befragten an, auf ein eigenes Auto zu verzichten, sollten autonom fahrende Taxis, so genannte Robocabs, kostengünstiger zur Verfügung stehen. Vor allem in Ländern mit einer hohen Bevölkerungsdichte können sich die Verbraucher den Verzicht auf ein eigenes Auto vorstellen.

Apple gesellt sich hinzu

Hinter den Niederlanden mit 59 Prozent, Japan mit 56 Prozent und Singapur mit 51 Prozent folgt auch schon Deutschland mit 47 Prozent. "Die Haltung der deutschen Verbraucher hat sich stark verändert, vor allem unterstützt durch den Trend zur Shared Economy", sagt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger.

"Neue Geschäftsmodelle kommen so zum Zuge. Etablieren sich Robocabs als kostengünstige Alternative zum eigenen Fahrzeug, wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch deutlich beschleunigen." Bernhart geht dabei davon aus, dass diese elektrisch angetriebenen automatisierten Fahrzeuge „voraussichtlich bis 2021 marktreif sein" werden.

In den USA gibt es bereits zahlreiche Unternehmen, die Roboterwagen zur Verfügung stellen. Neben dem Fahrdienstvermittler Uber setzt nun auch Google-Tochter Waymo in der Umgebung von Phoenix Chrysler-Minivans ein. Auch Apple hat einen Antrag auf Tests mit selbstfahrenden Autos gestellt.

China offen für Elektro

China ist auch Vorreiter in Bezug auf Elektroautos. Laut der Analyse wollen sich 60 Prozent der Befragten als nächstes Auto ein Elektrofahrzeug zulegen. Deutschland landet dabei mit 41 Prozent im Mittelfeld. Die hohen Anschaffungskosten waren bisher ein Hinderungsgrund bei einer möglichen Anschaffung.

Die Realität sieht allerdings anders aus. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es mit Stichtag 1. Januar 2017 rund 34.000 Elektrofahrzeuge in Deutschland – und das trotz einer seit Anfang Juni geltenden Förderung von 4000 Euro pro Fahrzeug. So erhöhte sich der Bestand im vergangenen Jahr um gerade einmal gut 9500 Fahrzeuge.

Branche vor Spagat

"Noch ist der Marktanteil elektrisch betriebener Fahrzeuge auf vergleichbar niedrigem Niveau", so Bernhart weiter. "Fortschritte bei der Batterietechnologie erlauben größere Reichweiten und mehr Komfort. Zudem sind die Kosten deutlich gesunken: Hochenergiezellen für Elektroautos werden bis 2020 rund 120 Euro pro Kilowattstunde kosten. Bei den ersten Modellen war der Preis dreimal so hoch."

Dass der Wandel kommen wird, ist aber unbestritten. Und damit ergeben sich auch für Hersteller oder Zulieferer laut Dressler völlig neue Themenfelder. "Die Branche muss deshalb einen Spagat schaffen: Sowohl Hersteller als auch Zulieferer müssen auf diese Umbrüche reagieren und neues Potenzial zu erschließen. Sie können sich aber nicht komplett von ihrer bestehenden Infrastruktur lösen, sondern müssen Transformationsprozesse durchlaufen. Darin besteht die größte Herausforderung für die Firmen." (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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