Riesiger Akku, gewaltige Power, fit fürs Gelände – mit dem Hummer EV treibt General Motors den Elektroantrieb auf die Spitze.
So etwas kommt heraus, wenn man Ingenieuren bei General Motors den Auftrag gibt, einen einzigartigen Elektro-Truck auf die Räder zu stellen: Der Hummer EV Pick-up – die SUV-Version kommt 2023 – steckt nicht nur bis unters Dach voller Innovationen, sondern protzt auch mit Superlativen. Keiner seiner Konkurrenten hat eine größere Batterie, keiner fährt weiter, keiner hat mehr Leistung und keiner kann sich im Gelände so bewegen wie er.
Für Letzteres sorgt der „Crabwalk“. Wenn es sein muss, befreit sich der Hummer mit dieser Technik auf Knopfdruck aus kniffeligen Lagen, bewegt sich ähnlich, wie wir es von einer Krabbe kennen, in diagonaler Richtung. Das Lenkgefühl ist verblüffend wie einzigartig, man meint, plötzlich keine Verbindung mehr zu den Rädern zu haben. Möglich machen dies die mitlenkenden Hinterräder. Sie lassen sich bis zu zehn Grad einschlagen. Mit „Crabwalk“ bewältigte der Hummer EV sogar den engen und schwierigsten Off-road-Parcours der Welt, den Rubicon Trail in Kalifornien, unweit das Lake Tahoe.
Drei E-Motoren liefern bis zu 1000 PS
Der Krabbengang ist nicht die einzige Besonderheit des Hummer EV. Acht Kameras können 18 unterschiedliche Bilder aufs Display schicken. Der Fahrer ist also stets informiert, was sich vor, hinter und vor allem unter dem Auto tut. Sind die Steine zu dick, hebt das Luftfahrwerk die Karosserie um 15 Zentimeter an. Zudem können beide Achsen gesperrt werden. Und so nimmt der mächtige Pick-up souverän auch Gelände der schwierigen Sorte. Was aber nicht wirklich überrascht. Immerhin können die drei Elektromotoren (einer vorne, zwei hinten) bis zu 1.000 PS bereitstellen.
„Wir wollten zeigen, was elektrisch geht“, sagt Tim Crewe, bei GM der Direktor für E-Strategie, „die Erfahrungen, die wir mit dem Hummer gemacht haben, fließen in weitere Elektromodelle ein. Kurz vor Serienstart befinden sich der Pick-up Chevrolet Silverado, die beiden SUVs Blazer und Equinox. Cadillac kommt mit dem Crossover Lyriq und der Luxuslimousine Celestiq. Sie alle nutzen die komplett neu entwickelte Ultium-Architektur. Sie ist modular aufgebaut und bildet das Rückgrat für GMs Zukunft.
Beim Hummer legten die Ingenieure die Ultium-Plattform auf das maximal mögliche aus. In seinem Boden steckt das mächtigste Batterie-Paket, das bislang in ein Fahrzeug seiner Art und Größe eingesetzt worden ist. Über einen Kubikmeter groß, doppelstöckige Modulanordnung, 1,5 Tonnen schwer und mit einer Kapazität von mehr als 200 kWh. 560 Kilometer weit soll der Hummer EV damit kommen. Das entspräche einem Verbrauch von gut 36 kWh/100 km. Zum Vergleich: Der BMW iX, derzeit das größte Elektro-SUV in Deutschland, ist mit 19,8 kWh/100 km zertifiziert.
Schon mehr als 70.000 Reservierungen
Eine Monster-Batterie wie im Boden des Hummer EV verlangt auch nach einem gewissen Ladekomfort, womit hohe Ladeleistungen und niedrige Wartezeiten am Super-Charger gemeint sind. Im Bestfall fließen 350 kW Gleichstrom in den Akku. Die Entwickler versprechen 160 Kilometer neue Reichweite in zehn Minuten.
Im Gelände wie auf der Straße fühlt sich der elektrische Hummer trotz seiner mächtigen Abmessungen enorm handlich an. Das ist bei gut 4,5 Tonnen durchaus erstaunlich. In Deutschland dürfte es der Lifestyle-Laster daher ziemlich schwer haben, auf soziale Akzeptanz zu stoßen, selbst wenn er nur mit Ökostrom geladen werden sollte. Amerika indes ist heiß auf den Hammer-Hummer. Schon vor der Auslieferung der ersten Modelle gingen bei General Motors mehr als 70.000 Reservierungen ein. Immerhin kostet die „Edition 1“ mit ihren herausnehmbaren Dachteilen – sie alle passen unter die Fronthaube – 112.000 US-Dollar, so viel wie bisher kein anderer Pick-up im Konzern.
Im kommenden Jahr wird GM den Hummer EV auch als SUV auf den Markt bringen, mit etwas kürzerem Radstand, weniger Batteriekapazität, „nur 830 PS“ und wahrscheinlich auch etwas günstiger. (SP-X)