Das Fahren mit Wohnwagen, Boot-Trailer oder Baumarkt-Anhänger hat seine Tücken. Für Ungeübte kann das schnell zur Herausforderung werden.
Generell sind beim Betrieb eines Anhängers zwei Werte aus den Fahrzeugpapieren zu beachten: die Anhängelast und die Stützlast. Ein gebremster Anhänger darf bei Pkw in der Regel etwa 1.000 bis 3.500 Kilogramm wiegen. Der letztgenannte Wert ist typisch für Geländewagen, der erstgenannte für Kleinwagen. Bei Elektroautos sind Rückschlüsse von der Fahrzeuggröße auf die Anhängelast schwieriger. Generell gilt: Hat der Anhänger keine eigene Bremsanlage, ist der zulässige Wert deutlich niedriger.
Die zweite wichtige Kennzahl ist die Stützlast, also das Gewicht, mit dem die Deichsel des Anhängers senkrecht auf die Kupplung drückt – sie liegt in der Regel zwischen 50 und 120 Kilogramm. Sie ist sowohl für das Zugfahrzeug als auch für den Anhänger vorgeschrieben und dort auf dem Typenschild vermerkt. Im Zweifel gilt immer der niedrigere Wert. Mit einem Anhänger gilt grundsätzlich maximal Tempo 80, in Ausnahmefällen können auch 100 km/h erlaubt sein.
Auch eine Frage des Führerscheins
Neben Fahrzeug und Anhänger kann auch der Führerschein die Wahl des Gespanns einschränken. Wer die Fahrerlaubnis der Klasse B nach 1999 erworben hat, darf Anhänger über 750 Kilogramm nur ziehen, wenn die zulässige Gesamtmasse des Gespanns 3,5 Tonnen nicht übersteigt. Wer zusätzlich zum Führerschein der Klasse B die Erweiterung 96 besitzt, darf Anhänger über 750 Kilogramm ziehen, allerdings ist das Gespanngewicht auf 4,25 Tonnen beschränkt. Wer die Erweiterung B96 erwerben möchte, muss dafür einen speziellen Fahrschulkurs besuchen, der zwischen 300 und 500 Euro kostet.
Beim Anhängen fährt man mit dem Zugfahrzeug rückwärts möglichst nahe an den sicher abgestellten Anhänger auf einer idealerweise ebenen Fläche heran. Dann wird der Anhänger von Hand an den Kupplungshaken des Zugfahrzeuges herangeschoben und die Deichsel des Anhängers eingerastet. Danach ist die bei gebremsten Anhängern vorhandene Sicherungsschlaufe sowie das Stromkabel am Zugfahrzeug anzuschließen, das Stützrad anzuheben und zu prüfen, ob die Beleuchtung am Anhänger funktioniert.
Schweres nahe an die Achse
Beim Beladen ist darauf zu achten, dass schwere Gegenstände möglichst tief und nah an der Achse und im Bereich zwischen Achse und Deichsel platziert werden. Außerdem ist auf die zulässige Stützlast, die Achslast und das Gesamtgewicht zu achten und die Ladung gegebenenfalls mit Spanngurten gegen Verrutschen zu sichern. Auch kleine und leichte Teile sollten festgezurrt oder mit einer Plane oder einem Netz fixiert werden.
Das Fahrverhalten eines Gespannes unterscheidet sich deutlich von dem eines Single-Pkw. Wer unsicher ist, sollte die Position und das Verhalten des Anhängers öfter im Rückspiegel beobachten, um Gefühl zu entwickeln. Da der Anhänger ausschwenken kann, müssen Kurven vorsichtig und meist in einem größeren Radius als gewohnt gefahren werden. Auch der Bremsweg verlängert sich deutlich, die Seitenwindempfindlichkeit nimmt deutlich zu.
Rückwärtsfahren auf dem Parkplatz üben
Gerät das Gespann ins Schlingern, ist ein beherzter Tritt auf die Bremse die richtige Reaktion. Gas geben und Gegenlenken verschlimmert meist die Situation. Bei neueren Fahrzeugen ist das Schleuderschutzsystem ESP oft in der Lage, das gefährliche Aufschaukeln sofort abzubremsen. Bei älteren Zugfahrzeugen können Anhänger mit eigenem Stabilisierungssystem für mehr Sicherheit sorgen.
Besonders schwierig für Anfänger und in der Praxis leider kaum vermeidbar ist das Rangieren. Wer hier unsicher ist, sollte sich vom Beifahrer einweisen lassen. Wer sich mit den Besonderheiten des Gespannfahrens vertraut machen will, sollte auf einem leeren Parkplatz üben oder ein spezielles Fahrtraining absolvieren. (SP-X)