Genesis ist seit zwei Jahren in Europa auf dem Markt. Seither überrascht die Marke mit einer Vielzahl von neuen Modellen und neuen Technologien.
So hat die zum koreanischen Hyundai-Konzern gehörende Tochter innerhalb dieser zwei Jahre neben seinen Verbrennern mit dem GV60, GV70 und GV80 gleich drei elektrische Modelle im Angebot.
Dass Genesis mit diesen Modellen in Konkurrenz tritt mit den etablierten Premiumhersteller wie Mercedes, Audi oder BMW lässt sich bereits am Preis des GV60 ablesen: der Einstiegsstromer der Koreaner steht mit 64.380 Euro in der Preisliste.
Personal Assistant als Ansprechpartner
Im Kampf um Marktanteile und Aufmerksamkeit geht Genesis dabei andere Wege. Statt einem großen Händlernetz setzt die Marke auf so genannte Personal Assistants (PA). Sie sind Anlaufstelle für die Kundinnen und Kunden und organisieren entsprechend Probefahrten oder wickeln den Service ab.
Wer bei Genesis eines der Modelle Probe fahren will, geht also nicht zu einem Händler, sondern ruft einen PA an. Der vereinbart einen Probefahrttermin und lässt das Auto zum Interessenten bringen und wieder abholen. „Wir wollen anders sein als die Konkurrenz“, sagt Deutschland-Chef Matthias Wollenberg in der Vorwoche bei einer Veranstaltung in Berlin. Mit seinen PAs und einem Fünf-Jahres-Service-Versprechen will sich Genesis differenzieren. Doch diese Art des Vertriebs und Service ist teuer – sehr teuer.
Weiteres Wachstum angepeilt
Das weiß man natürlich auch bei Genesis. Wie lange kann man ein solches Vertriebsmodell finanziell aufrecht erhalten? Lange, sagt man bei Genesis. Die PAs jedenfalls stehen auch angesichts der Wachstumsziele der Marke nicht zur Disposition. Und wachsen will die Marke, dessen Autos man in Deutschland so gut kaum im Straßenbild sieht. Der Absatz der Marke bewegt sich in homöpathischen Dosen, auch wenn Wollenberg sagt, dass man seinen Absatz im Vorjahr verdoppelt habe.
Was heißt das genau? Es waren im Vorjahr 1400 Einheiten. In der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) findet man die Marke übrigens nicht in der Herstellerliste. Die Fahrzeuge von Genesis werden unter Hyundai/Sonstige geführt.
Marathon statt Sprint
Doch bei Genesis hat man sich mit Blick auf die Markenbekanntheit auf dem deutschen Markt auf keinen Sprint eingestellt, sondern eher auf einen Marathonlauf. Auch wenn Genesis selbst nichts zu Absatzerwartungen sagt, sieht Wollenberg die Marke in Europa als akzeptiert an. Zu seinen Hauptaufgaben gehört, Genesis in Deutschland bekannt(er) zu machen. Potenzielle Kunden müssen dazu gebracht werden, das Auto bei einer Testfahrt auszuprobieren. Kriegt man sie dazu, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie einen Genesis bei der Kaufentscheidung in die engere Wahl einbeziehen. Denn die Modelle der Koreaner – angefangen beim GV60 – stehen unter Premiumgesichtspunkten Audi & Co in nichts nach.
Kein Wunder, kann sich Genesis doch aus dem Technik-Regal von Konzernmutter Hyundai bedienen. Entsprechend ist ein GV60 auf der gleichen Plattform unterwegs wie ein Ioniq 5 oder eine Kia EV6. Modelle, die unter anderem mit einer 800-Volt-Architektur unterwegs sind. Sie ermöglicht es, dank einer Ladeleistung von 350 kW an einer Schnellladestation in gerade einmal 18 Minuten den Akku von 10 auf 80 Prozent zu laden. Natürlich ermöglicht der GV60 auch Plug&Charge – bisher an den Ladesäulen von Aral Pulse und Ionity. Damit entfällt die Aktivierung des Ladevorgangs per App, Lade- oder Kreditkarte.
Öffnen des Fahrzeugs per Face-ID
Neustes Feature beim GV60 ist die Face-ID. Sie ermöglicht das Öffnen des Fahrzeugs per Gesichtserkennung über die Kamera an der Mittelsäule. Das soll auch bei Dunkelheit und schlechtem Wetter funktionieren, verspricht Dominik Kling, der das Produktmanagement verantwortet. Gestartet wird über eine Fingerabdruck-Erkennung. Alternativ dazu können sich mehrere Familienmitglieder einen Smart-Key auf ihr Handy spielen. Der Smart-Key ist bislang für Apple- und Samsung-Smartphones nutzbar, da diese Hersteller über die sichere Ultra Wide Band-Technologie (UWB) verfügen. Die bei Genesis angebotenen Technologien überzeugen ebenso, wie das Fahrverhalten.
Der GV60 wird dabei als Basismodell mit zwei E-Motoren und einer Leistung von 318 PS (100 PS vorn/218 PS hinten) angeboten. In der Topversion Sport Plus gibt es eine Leistung von 490 PS, wobei sich hier beide E-Motoren die Leistung teilen. Soviel Leistung sorgt dann im Topmodell auch für ein ausreichendes Drehmoment von 700 Nm. Das hört sich nicht nur auf den Papier viel an, sondern fühlt sich auch so an: beim vehementen Druck aufs Gaspedal wird man mit Nachdruck in die Sitze gepresst, die beim Beschleunigen übrigens die Seitenwangen enger an den Körper pressen.
Batterie ist 77 kWh groß
Für die, die mit Blick auf die Sportlichkeit sich auch von reinen Zahlen leiten lassen: bis Tempo 100 vergehen gerade einmal vier Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 235 km/h erreicht. So schnell kann man fahren, muss man aber nicht. Denn der Genesis GV60 macht eher beim bedachten Reisen als beim Rasen Spaß.
Wer nicht ständig meint, die Performance dieser Stromers erfahren zu müssen, der kommt auch mit dem Verbrauch von 19,1 kWh auf 100 Kilometer hin. Dann sorgt die 77 kWh große Batterie für eine Reichweite von 466 Kilometer. Und wie gesagt: neigt sich die Batterie gen 0, dann ist der Akku ziemlich schnell wieder mit Strom befüllt.
Präsenz in Deutschland ausweiten
Dass, was Genesis mit seinen Modellen wie dem GV60 zu bieten hat, ist beeindruckend und braucht den Vergleich mit der deutschen Premiumkonkurrenz nicht zu scheuen. Jetzt braucht es nur ausreichend Kundinnen und Kunden, die sich selbst von diesen Qualitäten überzeugen.
Um sie zu gewinnen, will Genesis sein Präsenz in Deutschland bis zum kommenden Jahr deutlich ausbauen. Neben den zwei Showrooms in München und Frankfurt ist geplant, bis 2024 15 bis 20 neue Händler ins Vertriebsnetzwerk zu integrieren. Sie sollen dafür sorgen, dass mehr Kunden in einem Genesis-Modell Platz nehmen. So wie die Koreaner derzeit auf Expansionskurs sind, haben sie sich auch bei der E-Mobilität ambitionierte Ziele gesetzt. Bis 2025 sollen alle Modelle elektrifiziert sein – und bis 2030 will man eine Null-Emissionsmarke sein.