Geringe Präventionsmöglichkeiten gegen Geisterfahrer

Fünf Tote auf A46

Geringe Präventionsmöglichkeiten gegen Geisterfahrer
Warnschild gegen Geisterfahrer. © dpa

Auf der A46 hat am Sonntag ein Geisterfahrer vier Menschen mit in den Tod gerissen. Vermutlich hat es sich um einen Selbstmörder gehandelt. Doch da es den typischen Falschfahrer nicht gibt, lässt sich kaum etwas präventiv unternehmen.

Weil es den typischen Geisterfahrer nicht gibt, lässt sich aus Expertensicht kaum etwas vorbeugend gegen die meist schweren Unfälle tun. «Ich warne davor, Falschfahrer einzuteilen in die Kategorien Suizidtäter oder senile Alte oder betrunkene, junge Autofahrer», sagte Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.

Ein klares, einheitliches, charakteristisches Profil fehle bei Falschfahrern. «Wir haben es mit einem sehr differenzierten Täterbild zu tun - wenn man überhaupt von Tätern sprechen kann.»

Geisterfahrer-Unfall auf A46

Bei einem Geisterfahrer-Unfall im Sauerland waren am Sonntagmorgen fünf Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei geht davon aus, dass der Falschfahrer ein Selbstmörder war. Der 24-Jährige raste auf der Autobahn 46 in ein Auto mit vier Menschen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Suizidabsichten vermehrt der Auslöser für Unfälle mit Falschfahrern sind, erklärte der Fachmann. Es sei nicht auszuschließen, dass viele Geisterfahrer zu Tätern werden, weil sie nicht richtig aufgepasst haben.

Als Beispiel nannte er Autobahnauffahrten. «Die sind mitunter schlecht beschildert», sagte Hillgärtner. Oft sei die Richtung nicht eindeutig angegeben. Das sei aber auch die einzige Stellschraube, wo man noch optimieren könne, erklärte er. In Deutschland sei an diesem Punkt bereits einiges passiert. «Es gibt in anderen europäischen Ländern an der Stelle noch größere Probleme.»

Unabhängig von Jahreszeiten

Ebenfalls keine belastbaren Anzeichen gibt es nach Hillgärtners Worten für die These, dass es im Herbst häufiger zu Unfällen mit Falschfahrern komme. «Jedenfalls sind nicht häufiger Geisterfahrer unterwegs.» Sicherlich könnten eingeschränkte Sicht etwa wegen Nebels dazu führe, dass Schilder noch schlechter erkannt werden. «Deshalb ist es wichtig, im Herbst besondere Vorsicht walten zu lassen.»

Allerdings schränkte der Fachmann auch ein: «Es gibt dann eben auch Falschfahrer, die lassen sich auch durch eine kluge und übersichtliche Beschilderung nicht auf die richtige Bahn bringen. Das sind solche, die gedankenverloren plötzlich wenden, weil sie einen Einkaufszettel zu Hause vergessen haben.» Das macht es schwierig, Präventionsarbeit zu leisten.

Hillgärtner stellte klar, dass schlimme Crashs auf Autobahnen verhältnismäßig selten seien und Autobahnen zu den sichersten Verkehrswegen zählten. Insbesondere wegen des hohen Tempos seien die Folgen eines Unfalls aber oft besonders schwer. «Wir dürfen auch angesichts dieses schlimmen Unfalls die Situation nicht in der Weise dramatisieren, dass wir jetzt nur noch Falschfahrer vor uns sehen.»

Autofahrern empfiehlt er, bei Warnungen vor Falschfahrern rechts ranzufahren und gegebenenfalls stehenzubleiben. «Und wenn die Warnung im Rundfunk zu spät kommt, dann ist es schnell passiert und jetzt wie hier im letzten Fall mit tragischen, schwerwiegenden Folgen.»

Bild des Schreckens für Rettungskräfte

Der 24 Jahre alte Geisterfahrer auf der A46 starb nach dem Aufprall im Wrack seines brennenden BMW. Keine Chance hatten die Insassen eines entgegenkommenden Skodas. Der Aufprall war so stark, dass drei Insassen sofort tot waren, eine Frau starb kurz danach im Krankenhaus. Rettungsdienst und Polizei bot sich in der Nacht zum Sonntag auf der Autobahn 46 ein schreckliches Bild. Erst nach Stunden waren die Aufräumarbeiten so weit fortgeschritten, dass die Opfer identifiziert werden konnten. Noch am späten Vormittag waren die Spuren der tödlichen Nacht an der Unfallstelle zu erkennen. Das Feuer hat den Asphalt mit Ruß dunkel gefärbt.

Das Bundesverkehrsministerium zählt konstant rund 1700 Falschfahrer pro Jahr bundesweit, der ADAC geht von 2000 Fällen aus. (AG/dpa)

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