VW Golf Plus: Zuverlässiger Gebrauchter für Familien

VW Golf Plus: Zuverlässiger Gebrauchter für Familien
VW muss seine Golf Plus Diesel zurücknehmen. © VW

Der VW Golf Plus ist nicht nur als Gebrauchtwagen für Senioren eine Empfehlung. Auch für Familien bietet er viele Qualitäten.

Eine klassische Kompaktlimousine ist zu klein, ein Kompakt-Van zu groß: Für genau diese Fälle hat VW einst den Golf Plus entwickelt. Die Hochdach-Ausführung des Golf V hat vor allem unter Senioren viele Fans, kann mit ihren Qualitäten aber auch Familien überzeugen, die einen ebenso geräumigen wie zuverlässigen Gebrauchten suchen.

Der zwischen 2004 und 2014 gebaute „Plus“ ist der etwas pummelige Zwilling des normalen Golf. Beide Modelle teilen sich die Plattform und zahlreiche Karosserieteile, der Plus ist jedoch rund 10 Zentimeter höher und fällt insgesamt etwas rundlicher aus.

Bequemer Ein- und Ausstieg

Das schlägt sich in einem größeren Innenraum nieder, vor allem aber in dem bequemeren Ein- und Ausstieg auf die rückenfreundlich erhaben montierten Sitze. Ein weiteres Plus gegenüber dem Standard-Golf ist die verschiebbare Rückbank, die entweder gepäck- oder knieraum-optimiert eingestellt wird. Wem das Karosserie-Design zu bieder ist, der kann ab Baujahr 2006 die Variante Cross Golf wählen, die dank modischer Offroad-Optik wie ein SUV daherkommt. Allradantrieb gibt es allerdings nicht. Geliftet wurde der Golf Plus Ende 2008; seitdem trägt er eine Front im Golf-VI-Stil, technisch änderte sich dabei nichts Grundlegendes.

Das Antriebsprogramm für den Golf Plus ist VW-typisch üppig. Sieben Benziner und fünf Diesel standen über die Baujahre zur Wahl, das Leistungsband reicht von 75 PS bis 170 PS. Gängigster und für die meisten Anwender wohl bester Motor ist der 1,6-Liter-Saugbenziner mit 102 PS, den es auch in einer Ethanol-Variante („Multifuel“) und für den Autogasbetrieb („Bifuel“) gibt.

Geringe Kraftstoffkosten

Letztere ist aufgrund der geringeren Kraftstoffkosten interessant, die Ethanol-Ausführung hingeben bietet mangels E85-Tankstellen (weniger als 100 in ganz Deutschland) für die meisten Nutzer keine Vorteile. Ebenfalls eher nicht empfehlenswert ist die direkt einspritzende FSI-Variante des 1,6-Liter-Motors, die gar kein Ethanol verträgt und daher auch kein E10 tanken darf. Bei den Dieselmotoren ist zu beachten, dass nicht alle serienmäßig über einen Rußpartikelfilter verfügen, so dass Einfahrtbeschränkungen in Umweltzonen möglich sind. Geschaltet wird beim Golf Plus in der Regel per Hand, vor allem für die Turbomotoren steht oft auch eine Automatik-Variante mit Doppelkupplung (DSG) zur Wahl.

Wie alle anderen zeitgenössischen VW gibt es auch den Hochdach-Golf in den typischen Ausstattungslinien „Trendline“, „Comfortline“, „Sportline“ und „Highline“. Dabei bietet schon das Basismodell alles essentielle, die anderen Niveaus addieren vor allem Design- und Komfort-Extras.

Wenig Assistenten

Eine Sonderstellung nimmt die erwähnte „Cross“-Ausstattung ein, daneben gab es über die Jahren zahllose Sondermodelle, die meist mit reichhaltigen Ausstattungsumfängen punkten wollten. Bei den elektronischen Komfort- und Assistenzsystemen sieht es bis zum Lifting 2008 etwa mau aus, danach waren zumindest eine automatische Einparkhilfe, eine Rückfahrkamera und ein Tempomat mit Abstandsregelung verfügbar. Außerdem stieg die Zahl der Airbags von sechs auf sieben. Beim Euro-NCAP-Crashtest wurde der Golf Plus nicht geprüft, der technisch sehr ähnliche Standard-Golf erhielt fünf von fünf Sternen.

Das Heck des VW Golf Plus. Foto: VW

Ernste Schwächen bei der Hauptuntersuchung zeigt der Golf Plus trotz seines fortgeschrittenen Alters bislang nicht. Mit einer Ausnahme: Rost an tragenden Teilen ist bei ihm keine Seltenheit. Auch Radläufe und Türen sind in dieser Hinsicht anfällig. Vor dem Kauf lohnt sich also ein genauer Blick in alle Spalten und auch unter das Auto. Motoren, Getriebe und die Technik allgemein gelten als wenig verschleißanfällig, dem Innenraum hingegen sieht man eine langjährige Nutzung oft deutlich an. Dazu kommen eine Reihe kleinerer Probleme wie gammelige Kühler, eine anfällige Zündung und Schäden am Bremsdruckgeber. Bei den Dieseln gibt es außerdem gelegentlich Ärger mit der Einspritzanlage und dem Turbo.

Der Golf Plus ist die handliche Alternative zu Van und SUV – vor allem in der stylischen „Cross“-Variante. Die übrigen Modelle kommen zwar ziemlich bieder daher, bieten aber Raum, Variabilität und solide Technik. Die Preise für den Plus-Golf sind mittlerweile sehr niedrig, starten bei rund 2.000 Euro. Auch Modelle mit fünfstelliger Laufleistung gibt es bereits unter 4.000 Euro. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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