Gebaut wird er nicht mehr. Wer noch einen VW Beetle fahren will, der muss sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt umschauen.
Wie einst sein Vorbild, der über viele Jahrzehnte von VW gebaute Käfer, kommt mittlerweile auch die Retro-Version Beetle in die Jahre. Und damit häuft sich auch die Zahl besonders günstiger Angebote. Doch wer jetzt angesichts der guten TÜV-Bilanz Schnäppchen-Fieber bekommt, sollte einen kühlen Kopf bewahren: Sein an sich gutes Abschneiden beim TÜV-Report ist ein Stück weit Augenwischerei.
VW hat aus den Fehlern beim New Beetle gelernt und die Produktionsabläufe im mexikanischen VW-Werk verbessert. Verantwortlich für das relativ gute Abschneiden dürfte vor allem die im Vergleich zum Typendurchschnitt vergleichsweise geringe Laufleistung der Beetle, insbesondere auch der späten Baujahre, sein.
Anteil der Cabrios gestiegen
So weist der Segmentdurchschnitt eine um mehr als 40 Prozent höhere Laufleistung auf als junge Beetle. Bei den älteren Baujahren nähert sich das Laufleistungsniveau zwischen Beetle und Typendurchschnitt deutlich an. Hier zeigt sich, dass der Anteil der Beetle mit erheblichen Mängeln bei den ältesten Exemplaren sogar überdurchschnittlich hoch ist – trotz immer noch deutlich geringerer durchschnittlicher Laufleistung. Die geringe Laufleistung der jungen Beetle dürfte vor allem auf den stark gestiegenen Anteil an Cabrios zurückzuführen sein, die in der Regel deutlich weniger gefahren werden.
Bei älteren Fahrzeugen nehmen die Probleme deutlich zu. Gebrauchtkaufinteressenten sollten deshalb unter anderem die Achsaufhängung genauer unter die Lupe nehmen. Auch die Funktion der Fußbremse sollte kritisch hinterfragt werden. Wer sich speziell für einen 1.2 TSI oder 1.4 TSI entscheidet, sollte die Steuerkettenproblematik im Auge behalten. Den Doppelkupplungsgetrieben wird zwar eine gewisse Fehleranfälligkeit nachgesagt, bei guter Wartung sollten sie allerdings ein Fahrzeugleben lang halten.
Länge von 4,28 Meter
Coupé oder Cabrio? In Deutschland stellte sich diese Frage eigentlich nicht. Dreiviertel aller Kunden orderten das ab 2013 erhältliche Cabrio. Das war auch bis zum Schluss im Angebot, während das Coupé hierzulande bereits 2016 vom Markt genommen wurde. Beide Karosserievarianten sehen im Vergleich zum ersten Beetle erwachsener aus. Reminiszenzen an den Ur-Käfer prägen allerdings auch hier das Design, wirken aber nicht mehr so verspielt. Das Raumangebot des immer zweitürigen und 4,28 Meter langen Kompaktmodells geht in Ordnung, ein Platzwunder ist der Beetle speziell auch im Vergleich zum Technikbruder Golf VI aber nicht. Das Kofferraumvolumen des Coupés kommt auf 310 bis 905 Liter, Besitzer des Cabrios müssen sich mit 145 bis 225 Litern bescheiden.
Instrumente, Schalter, Sitze und das Infotainmentsystem kennt man unter anderem vom Golf VI. Die beim Beetle verwendeten Materialien und der gesamte qualitative Eindruck waren insgesamt jedoch weniger gut als bei dem in Deutschland produzierten Golf VI. Für Verbesserung sorgte beim Beetle ein Facelift im Jahr 2016.
105 PS beim Einstiegsbenziner
Beim Motorenangebot bediente sich der Beetle ebenfalls bei seinem Genspender. Zur Wahl standen durchweg aufgeladene Vierzylinder-Aggregate. Benziner-Fans haben die Wahl zwischen dem 1,2-Liter-Einstiegs-Otto mit 105 PS (erhältlich bis Ende 2014) und dem aus dem Golf GTI bekannten 2.0 TSI mit 200 PS, später mit 210 PS und ab 2014 sogar mit 220 PS. Antriebstechnisch dazwischen lag noch ein 1,4-Liter-Aggregat mit 160 PS (seit 2014: 150 PS).
Die Kraftübertragung an die Vorderräder erfolgte ab Werk über ein manuelles Sechsganggetriebe, alternativ stand ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) für den 1.2er und die 1.4er zur Wahl, beziehungsweise ein Sechsgang-DSG für den 2.0er. Die Normverbräuche liegen zwischen 5,3 und 7,8 Litern.
Überschaubarer Verbrauch
Ebenfalls bis Ende 2014 war ein 1,6-Liter-Einstiegsdiesel mit105 PS erhältlich. Den Zweiliter-Selbstzünder gab es zunächst mit 140 PS. Seit 2014 war dieser auch mit 110 PS und 150 PS verfügbar. Die Selbstzünder verbrauchen durchschnittlich zwischen 4,1 und 5,6 Liter. Der 1.6er-Diesel sowie sein 2,0-Liter-Nachfolger mit 110 PS wurden in Kombination mit Fünfgang-Handschaltgetriebe oder 7-Gang-DSG angeboten. Die großen Diesel mit 140 oder 150 PS gab es mit manuellem Sechsganggetriebe oder sechsstufigem DSG.
Hat man als Gebrauchtwageninteressent bestimmte Ausstattungsdetails auf der Wunschliste, muss man gezielt nach diesen suchen. Grundsätzlich gab es für den Beetle fast alles gegen Aufpreis, was VW an Ausstattungsdetails zu jener Zeit im Angebot hatte. Es gibt Basisvarianten, bei denen Neuwagenkunden auf eine Klimaanlage verzichtet haben. Ähnliches gilt auch für die höheren Linien. Wer Klimaautomatik, Navigation, Bluetooth-Freisprecheinrichtung oder ein schlüsselloses Schließ- und Parksystem will, sollten gezielt mit entsprechenden Filtern auf den Gebrauchtwagen-Börsen danach suchen. Beim NCAP-Crashtest erreichte der Beetle 2011 fünf Sterne. Mit dem Facelift kamen auch weitere Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner und Ausparkhelfer zum Einsatz. Außerdem gab es ab dann auch eine Smartphone-Einbindung fürs Infotainmentsystem.
Schon der Einstiegspreis war 2011 für ein Coupé mit rund 17.000 Euro hoch. Für das Cabrio verlangte VW 4.400 Euro Aufpreis. Es verwundert von daher nicht, dass für betagtere Beetle mit hoher Laufleistung immer noch stolze Preise verlangt werden. Derzeit muss man mindestens 5.000 Euro für ein älteres Beetle Coupé investieren. Cabriolets legen bei rund 8000 Euro los. Auf mobile.de werden rund jeweils rund 400 Exemplare beider Karosserievarianten angeboten. (SP-X)