Jeder dritte Gebrauchtwagen-Tacho manipuliert

5,4 Millionen Euro Schaden

Jeder dritte Gebrauchtwagen-Tacho manipuliert
Vor dem Gebrauchtwagenkauf den Tachostand überprüfen © Pixelio

Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf: Bei rund jedem dritten in Deutschland verkauften Auto ist am Tacho manipuliert worden, um einen besseren Verkaufswert zu erzielen. Hier ein paar einfache Tipps, wie man auf keine „krumme Tour“ hereinfällt.

Beim Gebrauchtwagenkauf sind Tacho-Tricksereien leider an der Tagesordnung. Die Manipulation des Kilometerzählwerks ist dabei kein Kavaliersdelikt mehr, sondern längst ein Betätigungsfeld für organisierte Kriminelle. Das zeigt nicht zuletzt der Fall der so genannten "Tacho-Mafia", die unlängst der Münchner Kriminalpolizei ins Netz gegangen ist und bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat.

Online-Lebenslauf kann helfen

Experten gehen davon aus, dass jeder dritte der rund sieben Millionen Gebrauchtwagen, die in Deutschland jedes Jahr den Besitzer wechseln, viel mehr Kilometer auf dem Buckel haben als der Tacho ausweist. Der entstandene Schaden wird auf mindestens 5,4 Millionen Euro beziffert.

Relativ wirksam gegen Manipulationen am Kilometerzähler schützen kann sich derjenige, der sich bei Anbietern wie www.carfax.eu eine Fahrzeughistorie in Form eines Online-Lebenslaufes für sein vermeintliches Traumauto kommen lässt. Darin sind wichtigste Informationen wie Kilometerstand, Reparaturen, Zahl der Vorbesitzer und Unfallschäden des jeweiligen Autos enthalten. Zudem kann der Abgleich der spezifischen Daten des Gebrauchtfahrzeugs mit dem Datenbestand helfen, aus typische Informationen wie Laufleistung und Standzeiten Hinweise auf einen heruntergeschraubten Tachostand "herauszulesen".

Sachverständiger und Blick ins Serviceheft

Allerdings sind solche Lebensläufe, die rund 25 Euro kosten, bisher vor allem für US-Import-Fahrzeuge zu haben. Bis ein solcher Service flächendeckend auch in Deutschland verfügbar ist, hilft nur genaue Inaugenscheinnahme des Gebrauchten durch einen Kfz-Sachverständigen. Dieser kann am ehesten etwa anhand vom Lackzustand oder Abnutzungsgrad der Sitzpolster erkennen, ob der angegebene Kilometerstand der Realität entspricht.

Auch ein Blick ins Servicescheckheft oder in den Motorraum spricht oft Bände: Findet sich dort zum Beispiel ein Service-Anhänger mit dem Hinweis auf einen bei Kilometerstand "123.000" durchgeführten Ölwechsel, kann der angegebene Tachostand von 78.000 Kilometern wohl kaum stimmen. Spätestens jetzt sollte man vom Kauf des "Gebrauchten" die Finger lassen. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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