Axel Friedrich glaubt nicht an einen Erfolg des Elektrogipfels für die Zukunft der Mobilität. «Es ist nicht Aufgabe der Regierung, Technologien vorzuschreiben. Das ist bisher immer wieder schiefgegangen», sagte der internationale Verkehrsexperte der Autogazette.
Der renommierte Verkehrsexperte Axel Friedrich lehnt vor dem Elektrogipfel am Montag im Kanzleramt eine Unterstützung seitens der Politik für die Elektromobilität ab. «Es ist nicht Aufgabe der Regierung, Technologien vorzuschreiben. Das ist bisher immer wieder schiefgegangen, der Rügen-Versuch in den neunziger Jahren ist ein Beispiel dafür. Es wurde viel Geld verbrannt, hat aber nie funktioniert», sagte Friedrich im Interview mit der Autogazette.
Speicherforschung wäre sinnvoll
Sollte es zu einer Förderung seitens der Politik kommen, dann mache es einzig und allein Sinn, Geld in die Speicherforschung zu stecken, um die Technologie bezahlbar zu machen. «Wir gehen derzeit von 1000 Euro pro Kilowattstunde aus. Aber Sie brauchen mehr als 30 kW/h Batteriespeicher für 100 Kilometer!», so Friedrich weiter, «wenn wir nicht die Effizienz der Fahrzeuge drastisch verbessern und deutlich besseren Speichersystem haben, hat die Elektromobilität keine Chance.»
Durch die Elektromobilität befürchtet der Verkehrsexperte eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke. «Die kleine Strommenge für die paar Elektroautos wären kein Argument, aber ich befürchte, diese müssen dafür herhalten.»
Show-Veranstaltung und Selbstbedienungsladen
Autogazette: Herr Friedrich, wie bewerten Sie den bevorstehenden Elektrogipfel am kommenden Montag im Kanzleramt?
Axel Friedrich: Der Elektrogipfel ist eine Show-Veranstaltung, ein Selbstbedienungsladen. Es geht um Green-Washing.
Autogazette: Inwiefern?
Friedrich: Das Einzige, was Sinn macht, ist mehr Geld in die die Speicherforschung zu investieren. Denn der Speicher im Elektroauto ist die teuerste Investition. Wir gehen derzeit von 1000 Euro pro Kilowattstunde aus. Aber Sie brauchen mehr als 30 kW/h Batteriespeicher für 100 Kilometer!
Autogazette: Was muss Ihrer Ansicht nach geändert werden?
Friedrich: Wenn wir nicht die Effizienz der Fahrzeuge drastisch verbessern und deutlich besseren Speichersystem haben, hat die Elektromobilität keine Chance.
Verbrauch halbieren
Autogazette: Aber die ersten Elektrofahrzeuge sollen doch schon in Serie in diesem Jahr auf den Markt kommen...
Friedrich: ...wer 100.000 Euro im Portemonnaie hat, der kann sich jetzt schon einen Tesla kaufen. Selbst ein Kleinwagen kostet 30.000 Euro und mehr.
Autogazette: Die gesellschaftliche Spirale geht immer weiter auseinander. Heißt das, dass Elektroautos nur einem kleinen Kreis der Gesellschaft vorbehalten sein werden?
Friedrich: Ja, und das ist keine Lösung. Doch die Politik greift nach jedem Strohhalm, wo sie etwas zeigen kann, ohne wirklich etwas für den Klimaschutz zu tun.
Autogazette: Wie sieht Ihre Lösung aus?
Friedrich: Weniger, weniger, weniger. Wir müssen den Verbrauch der Autos mit Verbrennungsmotoren halbieren. Wie das geht, ist den Herstellern bekannt. Ich würde den CO2-Grenzwert sofort auf 80 Gramm pro Kilometer herabsetzen. Die Hersteller wissen, wie dies geht.Auf einer Veranstaltung mit mehreren Entwicklern verschiedener Hersteller wurde mir bestätigt, dass Elektroautos in den nächsten Jahren nicht in größeren Stückzahlen auf den Markt kommen.
«Nicht Aufgabe der Regierung»
Autogazette: Was erwarten Sie vom Elektrogipfel?
Friedrich: Es ist nicht Aufgabe der Regierung, Technologien vorzuschreiben. Das ist bisher immer wieder schiefgegangen, der Rügen-Versuch in den neunziger Jahren ist ein Beispiel dafür. Es wurde viel Geld verbrannt, hat aber nie funktioniert.
Autogazette: Befürchten Sie, dass Frau Merkel am Montag die Verlängerung der Atomkraftwerke ausrufen wird?
Friedrich: Die kleine Strommenge für die paar Elektroautos wären kein Argument, aber ich befürchte, diese müssen dafür herhalten.
Das Interview mit Axel Friedrich führte Thomas Flehmer