DS-Pilot Lotterer: Es ist noch alles möglich

Formel E-Rennen in Bern

DS-Pilot Lotterer: Es ist noch alles möglich
Andre Lotterer unterwegs in seinem Rennwagen. © DS

Das Ziel von Andre Lotterer ist vor dem Rennen in Bern klar: der Formel E-Pilot rechnet sich weiter Chancen auf den Titel in der Fahrerwertung aus. Daran ändert auch sein Ausscheiden beim Heimrennen in Berlin nichts.

„Es ist noch alles möglich“, sagte der 36-Jährige vor dem Rennen an diesem Samstag in Bern. Andre Lotterer hatte sich viel vorgenommen für das einzige Formel E-Rennen in Deutschland. Sogar um den Sieg wollte der 36-Jährige auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Tempelhof mitfahren. Doch am Ende kam es ganz anders. Lotterer musste das Rennen vorzeitig beenden.

Das war bitter. Wäre er ins Ziel gekommen, hätte er wertvolle Punkte im Titelkampf sammeln können. Doch so ging der Deutsche leer aus. „Es war ein enttäuschendes Wochenende“, sagt Lotterer. „Doch das ist Vergangenheit. Die Konzentration ist nach vorn gerichtet.“

„Eigentlich sind alle Strecken anspruchsvoll“

Und das heißt für ihn, dass er auf die Rennen im schweizerischen Bern und die abschließenden beiden Läufe in New York schaut. Die Strecke in Bern sei anspruchsvoll, wie ihm sein Teamkollege Jean-Eric Vergne erzählt hat. „Er ist den Kurs in Bern bereits im Simulator gefahren“, sagt Lotterer zum Zeitpunkt unseres Telefonats, als wir ihn bei Testfahrten in Spanien erreichen. Aber eigentlich seien alle Strecken in der Formel E anspruchsvoll.

Vergne führt drei Rennen vor Schluss die Fahrerwertung mit 102 Zählern vor Lucas di Grassi (96 Punkte/Audi Sport Abt Schaeffler) an. Lotterer liegt mit zehn Punkten Rückstand auf den Brasilianer vor Bern auf Rang drei in der Fahrerwertung. „Die Abstände sind so gering, dass das Rennen um den Titel bis zum Schluss offen bleibt“, sagt Lotterer – und damit meint er auch die Teamwertung.

„Es sind noch reichlich Punkte zu holen. Wenn die nächsten zwei, drei Rennen gut funktionieren, ist alles drin.“ Der Grund für das Ausscheiden in Berlin ist übrigens auf den Fehler eines Mechanikers zurückzuführen, der den Stecker für die Batterie nicht richtig befestigt hatte. „Das ist natürlich ärgerlich, aber so etwas passiert“, sagt Lotterer. Vorwürfe macht er dem Mechaniker nicht. „Jeder von uns macht Fehler.“ Das seien Dinge, die man als Fahrer wegstecken müsse. Dass Lotterer nach dem ersten Ärger über so einen Fehler sich mit der Kritik zurückhält, sagt auch viel über sein Naturell. „Ich bevorzuge eine freundschaftliche Beziehung zu den Mechanikern, sie geben sich viel Mühe für mich“, so Lotterer.

„Ich bereite mich konzentriert vor“

Für das Rennen in Bern spürt Lotterer übrigens nach seiner Nullnummer in Berlin keinen zusätzlichen Druck. „Es ist wie in jedem Rennen: Man geht hin und versucht, sein Bestes zu geben. Ich bereite mich konzentriert vor“, so Lotterer.
Dass die Formel E in diesem Jahr durch die neuen Regeln an Spannung eingebüßt habe, kann Lotterer nicht erkennen. Ganz im Gegenteil. „Die Rennen in dieser Saison waren alle enorm spannend, wie man an den vielen unterschiedlichen Siegern ablesen kann“, sagt der DS-Pilot. Das neue Regelwerk passe also. Gibt es nichts, was die Rennserie für ihn noch spannender machen könnte? „Ich fände eine Boxendurchfahrt mit Fast Charging sehr spannend“, sagt Lotterer.

Formel E-Pilot Andre Lotterer. Foto: DS

Der Erfolg der Formel E ist für Lotterer übrigens von dem Aspekt der Nachhaltigkeit nicht zu trennen. „Es ist ein Aspekt, der für die ganze Autoindustrie enorm wichtig ist. Doch mit der Formel E stehen wir im Mittelpunkt, da wir den sportlichen Aspekt der Autos repräsentieren.“ Für Lotterer könne die Formel E da Zeichen setzen. „Mit der Formel E können wir den Motorsport vielleicht nicht revolutionieren, doch frischen Wind herein bringen“, sagt Lotterer, der auch privat auf Nachhaltigkeit Wert legt. „Ich achte darauf, beim Einkauf möglichst auf Plastik zu verzichten, auf Plastikbeutel möglichst ganz zu verzichten.“

Niemand ist perfekt

Niemand sei perfekt, „doch ich versuche, was ich kann“, sagt er. Mit Blick auf die Mobilität wird er bald auch elektrisch fahren. „Ich warte gerade auf den neuen DS7 mit Plug-in-Hybrid.“ Lotterer hofft, dass die Formel E die Menschen inspiriert, privat auf ein E-Auto umzusteigen. „Es ist wichtig, in den Städten elektrisch zu fahren. Es geht darum, saubere Städte zu haben.“

Dass derzeit europaweit Schülerinnen und Schüler bei den „Fridays for Future-Demonstrationen“ auf die Straße gehen, stößt bei Lotterer auf viel Sympathie. „Ich finde es toll, dass die Jugendlichen sich so engagieren. Ich hoffe, dass sie die Heroes von morgen sind. Der Klimawandel wird mehr und mehr alarmierend.“

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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