Fiat präsentiert in Turin stolz den Grande Panda. Er soll ein Weltauto sein – und der Fahrerin oder dem Fahrer ein Glücksgefühl bescheren. Der Kultsong Felicità darf Al Bano und Romina Power darf dabei nicht fehlen.
Selbst das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Als Fiat-Chef Olivier François am Dienstagmorgen die Bühne im Pavillon auf dem Dach der Fiat-Fabrik im Turiner Stadtteil Lingotto betrat, schien die Sonne. Sie bestrahlte nicht nur die Wipfel der im Hintergrund zu sehenden piemontischen Alpen, sondern auch die auf dem ehemaligen Testoval stehenden neuen Grande Panda.
Ganz der „No Grey“-Philosophie von François folgend, zeigte sich das neuste Modell der Italiener dort in satten und kräftigen Farbtönen wie „Limone Gelb“, „Luna Bronze“, „Lago Blau“ oder „Passione Rot“. Tristesse beim Farbangebot überlässt Fiat seinen Konkurrenten.
Grande Panda ist 3,99 Meter lang
Ihnen will Fiat mit dem Grande Panda zeigen, dass mit der Marke nach dem Abschied vom Punto nun auch wieder im volumenträchtigen B-Segment zu rechnen ist. Vergangenes Jahr, zum 125-jährigen Firmenjubiläum, waren die Italiener mit weltweit 1,2 Millionen abgesetzten Fahrzeugen zugleich erneut die stärkste Marke innerhalb des Stellantis-Konzerns.
Entscheidenden Anteil daran hatte auch der im A-Segment beheimatete Panda. Nun gibt es vom Panda auch ein auf 3,99 Meter angewachsenes Schwestermodell für den Weltmarkt. Er soll sich in Europa ebenso gut verkaufen, wie in anderen Teilen der Welt wie Brasilien. Hier kam die Marke im Vorjahr auf einen Marktanteil von 20 Prozent. Doch während der Grande Panda in Europa nur als reine Elektroversion (ab 24.990 Euro) und Hybridversion (ab 18.990 Euro) angeboten wird, sind für die Märkte in Südamerika wie Brasilien auch Varianten mit Biosprit (Ethanol) vorstellbar.
Felicità zur Markteinführung
Doch ob nun Elektro, Hybrid oder klassischer Verbrenner: eines sollen alle Grande Panda gemein haben: Sie sollen nicht nur Farbe ins Leben der Kundinnen und Kunden bringen, sondern bei ihnen auch für Glücksgefühle sorgen. Deshalb wird die Markteinführung des neuen Fiat Modells auch durch den Kultsong „Felicità“ (im italienischen steht das für Glück, Glücksgefühl) des italienischen Pop-Duos Al Bano und Romina Power begleitet. Ihr Song war in den 1982er-Jahren ein Hit, stand damals 19 Wochen in den Charts in Italien auf Platz eins. Nicht minder erfolgreich war der Song in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Doch ein Liebessong allein verkauft keine Autos. Dafür muss auch das Produkt überzeugen. Und da braucht sich der Grande Panda nicht verstecken, der sich übrigens die Smart-Car-Plattform mit seinen Konzernschwestern Citroen e-C3 (4,02 Meter/ab 23.200 Euro) und Opel Frontera (4,38 Meter/28.990 Euro) teilt. Designchef François Leboine hat sich bei der Gestaltung des Neuen am Ur-Panda mit seinen kantigen Formen orientiert. Das sieht man an Front und vor allem am Heck. Damit auch jeder sofort sieht, dass es sich hier um einen Fiat handelt, findet sich der Markenname an der Front und am Heck; an den Seitentüren prangt gut sichtbar der Name Panda. Die Leuchtsignatur am Panda erinnert auf den ersten Blick auf Videospiele aus den 80er-Jahren, sie sind indes abgeleitet aus der Fensterfront des Lingotto-Gebäudes, wie der Designchef aufklärt.
Spiralkabel unter Fronthaube integriert
So optisch ansprechend das Design des Grande Panda ausgefallen ist, so pfiffig und ansehnlich sind auch einige der Ideen. So gibt es an der Front eine Klappe für ein integriertes und immerhin 4,5 Meter langes Spiralladekabel. Wer es haben will, kann damit aber nur bis maximal 7 kW laden (Aufpreis 200 Euro).
Wer sich dafür entscheidet, muss indes auf den 11 kW Onboard-Charger hinten links verzichten. Eines geht nur. Für welche Lösung man sich auch immer entscheidet: die 44 kW große Batterie mit einer Reichweite von 320 Kilometer lässt sich an einem Schnelllader mit bis zu 100 kW aufladen. Dann vergehen 27 Minuten für die Ladung von 20 auf 80 Prozent. Wer mit 11 kW lädt, der braucht dafür 2:50 Stunden. Mit Sprialkabel sind es übrigens 4:20 Stunden.
Leistung liegt bei 113 PS
Die Leistung des Grande Panda liegt übrigens bei 113 PS. Damit ist der Italiener sicher kein Ausbund an Sportlichkeit, muss er aber auch nicht. Er ist als Auto für die Stadt konzipiert – und dafür ist er mehr als ausreichend motorisiert. Bis Tempo 50 vergehen 4,2 Sekunden, Tempo 100 ist nach weiteren 6,8 Sekunden erreicht. Mehr als eine Spitzengeschwindigkeit von 132 km/h sind übrigens nicht möglich. Das ist nicht viel, reicht aber auch aus, um auf der Autobahn im Verkehr mitschwimmen zu können. Der Verbrauch soll laut WLTP übrigens bei 17,4 kWh/100 km liegen. Wo der Verbrauch wirklich liegt, konnte bei den Testfahrten übrigens mangels Verbrauchsanzeige im Bordcomputer nicht ermittelt werden.
Ohnehin zeigt sich der Grande Panda als ausgesprochen komfortbetontes Fahrzeug. Das Fahrwerk bügelt die schlechten Straßenverhältnisse rund um Turin souverän aus – und die Lenkung reagiert auf die Lenkbefehle leichtgängig. Das ist völlig okay, auch wenn ich mir von Fahrwerk etwas mehr Straffheit und von der Lenkung etwas mehr Direktheit wünschen würde.
Viel Platz im Kofferraum
Wer in den Grande Panda einsteigt, nimmt auf bequemen Sitzen Platz. Er schaut auf ein 10 Zoll großes Kombiinstrument mit einer Bildschirmdiagonalen von 25,4 Zentimeter, das Infotainmentsystem misst 10,.25 Zentimeter. Das Display erinnert in seiner ovalen Form übrigens an das Oval der Teststrecke des Fiat-Werks in Lingotto und zeigt am unteren rechten Rand einen Miniatur-Panda. Im Innenraum wurde -wie heute üblich – mit viel recycelten und nachhaltigen Materialien gearbeitet. Das Handschuhfach ist mit Bambusfasertextil bespannt.
Im Innenraum können Fahrer und Beifahrer übrigens recht kommod sitzen. Im Fond reicht der Platz mit für Kurzstrecken auch für zwei mittelgroße Erwachsene. Im Kofferraum übrigens lässt sich mit 361 Liter übrigens überraschend viel Gepäck unterbringen. Das lässt sich für ein Auto in diesem Segment sehen.
Allrad durchaus möglich
Und wie schaut es mit einem Grande Panda 4×4 aus? Ein Panda ohne Allrad ist angesichts der Historie des Ur-Panda ja quasi ein Muss. Diese Frage hat Fiat-Chef François erwartet. Entschieden sei hier noch nichts, sagt er, „aber natürlich mache man sich darüber Gedanken“.
Ob nun mit oder ohne Allrad: Die Chancen, dass der Grande Panda den Absatz von Fiat weiter beflügeln wird, stehen gut. Mit seinem Einstiegspreis von unter 25. 000 Euro für die Version Red (die Topversion La Prima kostet 27.990 Euro) bringt er alles mit, um den E-Absatz der Marke weiter zu beflügeln. Im Leasing wird er ohne Anzahlung übrigens für 249 Euro angeboten. Und ob der Grande Panda auch für Glücksgefühle sorgen wird, sei dahingestellt. Er sorgt indes nicht nur wegen seiner knalligen Farben für einen Lichtblick bei den Stromern im B-Segment.