Fiat 126: Ein Sympathieträger seiner Zeit

Fiat 126: Ein Sympathieträger seiner Zeit
Der kleine Fiat 126 war ein echtes Kult-Mobil. © Stellantis

Der Fiat 126 verkörpert wie kein anderes Fahrzeug das Dolce Vita-Gefühl seiner Zeit. Der Kleinstwagen war für die Italiener eine Erfolgsgeschichte.

Er war bezahlbar wie eine Spaghetti-Mahlzeit. Mit seinem optionalem Faltdach sorgte er für Dolce-Vita-Gefühle unter der Sonne des Südens. Und mit seinen bunten Farben gewann der winzige Fiat 126 vor 50 Jahren noch mehr als alle Vorgänger die Sympathien der globalen City-Car-Community.

Nicht ohne Grund wurde der kleine Zweizylinder-Zwerg knapp 30 Jahre lang nahezu unverändert gebaut und in dieser Zeit fast fünf Millionen Mal verkauft, meldete Fiat im Jahr 2000 stolz. Damals wurde das finale Exemplar des kleinen Volksflitzers als Sondermodell „Happy End“ in Polen produziert und ins Fiat-Museum nach Turin überführt.

Alle Erwartungen übertroffen

Damit übertraf der Fiat 126 das Verkaufsvolumen des Nuova 500 und er überlebte sogar seinen designierten Nachfolger, den 1991 lancierten Cinquecento. Allein an den Mythos der knutschkugeligen Form des Nuova 500, die 2007 im Retrodesign eines technisch modernen 500 revitalisiert wurde, konnte der in klaren Kanten gezeichnete Fiat 126 nie heranreichen.

Der alpenländische Motoren- und Allradspezialist Steyr-Puch verpasste dem 126 das Triebwerk des Geländewagens Haflinger inklusive einer Leistungssteigerung auf 25 PS. Mit 117 km/h Spitze waren die 25 PS abgebenden Steyr-Puch 12 km/h schneller als die 126er Fiat – und konnten plötzlich Mini 850 und sogar fast den VW 1200 scheuchen. Ganz im Gegensatz zu den Fiat 126 deutscher Provenienz, die von der Firma Steinwinter mit 250-Kubikmeter-Zweitaktern aus dem 1969 verblichenen Goggomobil ausgerüstet wurden.

Auch in China beliebt

Diese „Figo“ (Fiat-Goggo) genannten 126 richteten sich an die Inhaber des früher ausgestellten Führerscheins der Klasse IV. Als sich China Anfang der 1980er die Motorisierung auf die Fahnen schrieb, war es auch dort der Fiat 126, der den Umstieg vom Fahrrad aufs Auto vorantrieb.

„Vier gepolsterte Vorzugs-Vollsicht-Plätze mit verstellbaren Vorderlehnen“, tönte schon 1972 der Prospekt. Ab 1976 gab es beim Fiat 126 Personal 4 – in Deutschland Bambino genannt – aufwändigere Rücksitze mit Samt- oder Kunstleder, dazu Stoßstangen und Karosserie-Schutzleisten aus Kunststoff.

Lifestyleflair vermittelten bonbonbunte Lackierungen wie orangerot, tirolgrün oder schmetterlingsblau, ab 1978 auch die 126-Sondereditionen „Silver“, „Red“, „Black“ oder „Brown“ mit feinen Zierstreifen und getönten Scheiben. Zwei Jahre später debütierte allerdings der preiswerte Fiat Panda mit Frontantrieb und konkurrierte nun mit dem Fiat 126 um den Status des Königs der Minimalisten. Für die kreativen Fiat-Ingenieure Anlass, den altgedienten 126 in einen Jungbrunnen zu tauchen.

1987 kam der 126 BIS

Heraus kam im Jahr 1987 der 126 BIS mit praktischer Heckklappe und umlegbaren Rücksitzen. Ein liegend eingebauter, wassergekühlter Motor schaffte Platz für den zusätzlichen Gepäckraum unter der großen Ladeluke. Allerdings wurde die Produktion des 126 BIS nur vier Jahre später wieder eingestellt, da der modernisierte Zweizylinder zur Überhitzung neigte. Außerdem machte der 1991 lancierte, bahnbrechend moderne Cinquecento, den 126 BIS in Westeuropa nun endgültig obsolet.

Nicht so im Rest des Fiat-Kleinwagen-Kosmos. Die Produktion des polnischen Maluch in bewährter Karosserieform lief nämlich weiter. Nach einem letzten Facelift mit Teilen aus dem Cinquecento firmierte der Fiat ab 1994 unter dem Code 126 EL, drei Jahre später spendierten ihm die Polen noch einen geregelten Drei-Wege-Katalysator. Kein Wunder, dass die Erinnerung an Nummer 126 in Osteuropa bis heute besonders lebendig ist. (SP-X)

Keine Beiträge vorhanden