Zu schade für das Gelände

Land Rover hat sein Flaggschiff mit einem Achtzylinder ausgestattet. Der luxuriöse Offroader TDV8 trägt die Insassen wie auf einer Sänfte durch den Dschungel – was bleibt ist die Angst vor Kratzern.

Von Thomas Flehmer

Adel verpflichtet - vor allem britischer. Land Rover hat seinem Flaggschiff die volle Portion Luxus verpasst. Der Range Rover TDV8 ist - wie der Name sagt - nun mit einem Achtzylinder-Turbodiesel unterwegs und hat somit das standesgemäße 3,6 Liter große Aggregat für die imposante Karosserie erhalten. Spätestens mit dem neuen Modell versprüht das 4,97 Meter lange Dickschiff nicht den Hauch von Daktari oder Indiana Jones, die vor Neid über soviel Luxus wohl noch im Dschungel oder in der Wüste platzen würden.

100 PS mehr als der Vorgänger

Angefangen bei dem neuen Selbstzünder mit zweifacher Turboaufladung, der den alten BMW-Sechszylinder ablöste. Nun werkeln 200 kW/272 PS unter der Haube gemeinsam mit einem bärenstarken Drehmoment von 640 Nm, die zwischen 2000 und 2500 U/min anliegen. Das sind fast 100 PS mehr als im Vorgängermodell.

Noch krasser wirkt sich der Unterschied beim Drehmoment aus. Hier kamen gleich 250 Nm hinzu. Die Kraft ist fast immer zu spüren. Beim Anfahren benötigt der Range Rover einen kurzen Moment, ehe das Herunterdrücken des Gaspedals beim Aggregat umgesetzt wird, doch dann entfaltet der mit einer gut schaltenden Sechsgang-Automatik ausgestattete Offroader seine wahre Potenz.

Unter zehn Sekunden auf 100 km/h

Acht statt sechs Zylinder Foto: Press-Inform

In 9,2 Sekunden ist der knapp 2,7 Tonnen schwere Luxusliner bei der 100 km/h-Marke, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 200 km/h elektronisch abgeregelt. Bis dahin ist auch ein angenehmes Fahren auf der Autobahn möglich. Trotz einer Höhe von 1,86 Meter können die Winde dem TDV8 kaum etwas anhaben. Auch die Geräuschentwicklung des Commonrail-Diesels hält sich selbst in den Grenzbereichen vornehm zurück. Hier hatten sich die Ingenieure viele Feinheiten einfallen lassen, um den Geräuschpegel um rund 75 Prozent zu minimieren.

Auch beim Verbrauch zeigte sich der Range Rover für seine Maße moderat. Das Unternehmen gibt den Verbrauch mit 11,3 Litern auf 100 Kilometern an, im Testzeitraum schwankte der Verbrauch je nach Fahrweise zwischen zwölf und 16 Litern. Der von Land Rover angegebene CO2-Ausstoß von 299 Gramm pro Kilometer überschreitet deshalb weit die 300er-Grenze. Sehr sinnvoll ist der Schutz vor einer Fehlbetankung. Dank eines speziellen Einschubes passt nur die Diesel-Pistole in den Stutzen.

Mit Schwung in den Innenraum

Edler Innenraum Foto: Press-Inform

Hier erstreckt sich - so meint man bei einem Radstand von 2,98 Metern - ein Teil des britischen Empires. Bereits der Einstieg liegt 30 Zentimeter oberhalb des Asphalts. Kleine Leute sollten deshalb mit etwas mehr Schwung in den Innenraum hineingleiten, um auch hier den vornehmen Luxus genießen zu können.

Die Ledersitze fügen sich voll und ganz in das mit Holz- und Metallicflächen verzierte Ambiente. Die große Mittelkonsole verfügt jetzt auch über zwei Getränkehalter, die beiden Handschuhfächer öffnen auf Knopfdruck automatisch.

Eher Queen als Daktari

Voll geländetauglich Foto: Press-Inform

Die Armaturen sind übersichtlich angeordnet, die analoge Uhr in der Mittelkonsole wirkt sehr edel. Ebenso edel ist das neue Terrain-Response-System. Mittels fünf einstellbarer Stufen kann der Fahrer je nach Untergrund die relevanten Fahrzeugsysteme und Fahrhilfen einstellen - egal, ob Straße oder Gelände.

Apropos Gelände: Obwohl nun gerade der britische Offroader prädestiniert ist, um abseits befestigter Straßen seinen Weg zu gehen, möchte man dem Range Rover eigentlich nicht zuviel zumuten - lediglich aus der Angst heraus, das Luxusmobil könnte Schmutz abbekommen. Denn das passt nun überhaupt nicht zu dem Modell, das eher die Queen als Daktari chauffieren könnte.

Luxus hat seinen Preis

Keine Fehlbetankung möglich Foto: Press-Inform

Dass dieser Luxus seinen Preis hat, ist selbstverständlich. Ab 74.900 Euro geht das Vergnügen los - darin enthalten sind dann schon alle Sicherheitsfeatures und eine umfassende Luxusausstattung. Dass Sitzheizung vorn und hinten für 460 Euro, sowie eine Differenzialsperre für die Hinterachse für 640 Euro nicht in der Serienausstattung enthalten sind, wirkt angesichts des Einstiegspreises nicht very british.

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