Der VW Touran ist das praktische Auto nicht nur für Familien. Die ab September erhältliche neue Generation hat dabei den Biedermann-Mantel fast komplett abgelegt.
Von Thomas Flehmer
Irgendetwas bleibt doch immer hängen. Den seit 2003 gebauten VW Touran umgab von Beginn an der Duft des Biedermann-Autos – praktisch, alltagstauglich, kein auffälliges Design, das einem vom Hocker reißt. Zwölf Jahre später lockt die etwas geschärfte Außenhülle immer noch keinen hinterm Ofen hervor, doch die inneren Werte heben den Familienvan in eine andere Dimension.
Trailer-Assist für den VW Touran
Denn auch beim Touran wurde tief in den Modularen Querbaukasten (MQB) gegriffen und das Auto für die moderne Gegenwart präpariert. So hat der Touran nun Multikollisionsbremse und ein proaktives Insassenschutzsystem serienmäßig dabei und kann natürlich weiter abgesichert werden.
Die Karosserie weist nun von Haus aus eine höhere Karosseriesteifigkeit auf und automatische Distanzregelung, Front Assist mit Notbremsfunktion, Stauassistent, Side Assist mit Ausparkassistent können nun ebenso geordert werden wie der Trailerassist, der im vergangenen Jahr im Passat Premiere feierte. Damit wird das Einparken mit Anhängern vereinfacht, auch wenn das Bedienen des Assist ebenso gelernt werden muss wie man auch das Einparken ohne elektronischen Helfer recht zügig erlernen kann.
Radstand des VW Touran wächst um 13 Zentimeter
Innen hat auch der Touran das typische VW-Design erhalten. Wie beim Blechkleid könnte man auch hier die Biedermeier-Atmosphäre fühlen, doch die Verarbeitung ist so wertig ausgefallen und die Instrumente lassen sich so intuitiv bedienen, dass man eher entzückt ist. Die Sitze sind gewohnt konturiert, bis zu 47 Ablagen nehmen die alltäglichen Sachen auf.
Zudem ist der Radstand des Touran um 13 Zentimeter gewachsen, sodass die bis zu sieben Insassen noch mehr Platz haben, wobei die beiden Einzelsitze in der dritten Reihe wie gewohnt den kleineren Mitfahrern vorbehalten sein sollten. Die Personen auf den drei Einzelsitzen in der zweiten Reihe können den Kleinsten dank einer Variabilität von 20 Zentimetern noch mehr Platz schaffen.
Ferngespräche über Cam Connect
Sind die beiden hinteren Sitze im Boden verschwunden, eröffnet sich eine Landschaft über 743 Liter, die bis auf knapp 2000 Liter vergrößert werden kann. Ist dann auch noch der Beifahrersitz umgeklappt, können bis zu 2,70 Meter lange Gegenstände transportiert werden.
Sind alle Sitze besetzt, kann über die so genannte Cam Connect durch den Innenraum konferiert werden – eine Art mobiles Skype. Die GoPro überträgt die Bilder aus der letzten Reihe und per Sprachverstärkung kommen auch leise Sätze vorne oder hinten an. Und das MirrorLink sowie Apple Car Play und Android Auto sowie ein Wlan-Hotspot, Telefonie und Internet an Bord sind, ist fast schon selbstverständlich. Da kann der Biedermeier einpacken.
Diesel knapp 3000 Euro teurer als Benziner
Auch bei den Motoren – besonders den beiden anvisierten Volumenmodellen mit jeweils 110 kW/150 PS mit Diesel oder Benzin – ist der Biedermann fehl am Platz. Der zwei Liter große Vierzylinder-Diesel benötigt gute 9,3 Sekunden für den Sprint, der 1,4 Liter große Benziner ist unmerkliche 0,4 Sekunden eher am Ziel und bei der Höchstgeschwindigkeit von 209 km/h dem Selbstzünder um einen Stundenkilometer voraus.
Dafür schlägt der Diesel beim Verbrauch von 4,4 Litern den Benziner. Dieser benötigt mindestens 5,4 Liter und erreicht dabei lediglich die Effizienzklasse B, während der Diesel in A angesiedelt ist.
VW Touran kann zügig gefahren werden
Doch – und hier verabschiedet sich der Biedermann erneut – kann der Touran sehr zügig gefahren werden. Dank serienmäßiger Differenzialsperre sowie einem gut austarierten Fahrwerk und nur leisen Motorgeräuschen sind schnell die höheren Geschwindigkeiten erreicht. Der Touran bringt sogar ein wenig Fahrspaß, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hatte. Ist das DSG mit an Bord, wird natürlich überwiegend gecruist – egal, ob als Benziner oder Diesel.
Beim Preis schlägt der TSI den TDI um knapp 3000 Euro, die sich aber – je nach Fahrleistung früher oder später - amortisieren. Während der 1.4 TSI Bluemotion Technology bei 23.350 Euro startet, sind für den 2.0 TDI Bluemotion Technology mindestens 26.325 Euro fällig. Hinzu kommen die Sonderausstattungen, die gut und gerne noch einmal einen hohen vierstelligen Betrag ausmachen können. Denn irgendetwas bleibt immer hängen.