Die Zeit der großen Vans schien eigentlich schon vorüber. Doch der VW Sharan kann auf eine treue Gefolgschaft zählen – und das sind nicht nur kinderreiche Familien.
Eigentlich schien die Zeit der großen Vans vom Schlage des VW Sharan längst abgelaufen. Der SUV-Hype und die kleineren Raumwunder wie Opel Zafira oder VW Touran setzten in den vergangenen Jahren den Verkaufszahlen der einst so trendigen Familienmobilen ebenso zu wie die nüchterne Bevölkerungsstatistik, die immer weniger Haushalte mit mehr als zwei Kindern verzeichnet. VW hält trotzdem entschlossen am Sharan fest und bringt zum 20. Geburtstag der Baureihe eine aufgefrischte Version. Bei leicht angehobenen Preisen ab 32.000 hat sich äußerlich so gut wie nichts geändert. Neu sind dagegen um bis zu 15 Prozent sparsamere Motoren, moderne Assistenzsysteme und die bessere Vernetzung mit dem Smartphone.
VW Sharan ertragreiche Säule der Wolfsbuger
Um die optischen Neuheiten zu erkennen, ist die beratende Sachkunde eines VW-Ingenieurs unverzichtbar. Projekt-Manager Uwe Kaufmann verweist auf das Heck, deutet auf die schmaler gewordenen Rückleuchten: „Wir verwenden jetzt LED-Technik, deren Gestaltung deutlich prägnanter als bisher ist“. Das war´s dann aber auch schon mit den Veränderungen, wenn man zwei zusätzlich lieferbare Metallic-Farben und eine neu gestaltete Alu-Felge mit Namen „Jakarta“ einmal vernachlässigt. Kaufmann: „Die Kunden sind mit dem Design des jetzigen Sharan so zufrieden, dass es da keinen Handlungsbedarf gab“.
Die zweite Generation der früher als Mama-Mobil belächelten Großraumlimousine wurde seit ihrer Einführung im Jahr 2010 gut 200.000 Mal verkauft, ist eine ertragreiche Säule im Wolfsburger Modellprogramm und hat eine treue Gefolgschaft. „Nicht nur kinderreiche Familien, auch Geschäftsleute mit häufigen Überlandfahrten oder Hobby-Sportler mit Platzbedarf zählen zur Sharan-Gemeinde“, weiß Kaufmann.
VW Sharan vielfach nutzbar
Nach wie vor punkten kann der Sharan mit seinem unverändert vielseitigen Sitzkonzept. So ist er als Fünfsitzer (885 Liter großer Kofferraum), als Sechssitzer (je zwei Plätze in drei Reihen) oder als Siebensitzer zu bestellen. Er kann also als Riesenkombi ebenso genutzt werden wie als Business-Shuttle oder halt doch als Familienfreund. Im Zwei-Personen-Betrieb wird er sogar zum baumarkttauglichen Transporter, bietet auf der zwei Meter langen Ladefläche 2430 Liter Stauraum. Bis zu 33 Ablagemöglichkeiten, zwei integrierte Kindersitze oder das riesige Panorama-Glasdach machen ihn zum treuen Begleiter in vielen Lebenslagen.
Um sich für den nächsten Abschnitt seines nach jüngsten VW-Planungen noch langen Autolebens fit zu machen, darf sich der neue Sharan großzügig aus dem Teileregal des Konzerns bedienen. Alle fünf lieferbaren Triebwerke erfüllen jetzt die EU-6-Norm, einige legten ein wenig an Leistung zu und wurden gleichzeitig genügsamer. Da sich weit über 80 Prozent aller Sharan-Käufer bislang für einen Diesel entschieden, stand für die ersten Tests die Version mit dem 110 kW/150 PS-Diesel bereit, bei der die Schaltarbeit einer Sechsgang-Doppelkupplungsautomatik überlassen wird. Die zehn Mehr-PS gegenüber dem Vorgänger sind bei der Durchzugskraft aus Kurven heraus und beim Überholen auf der Landstraße durchaus erlebbar.
VW Sharan kann auch segeln
Laut Norm darf sich dieser Sharan mit einem Verbrauch von 5,2 Litern auf 100 Kilometern angesichts seiner beachtlichen Größe durchaus zu den Kostverächtern zählen. Auch wenn es in der Praxis gut zwei Liter mehr sind. Zum Dieselsparen trägt auch die „Segelfunktion“ bei. Beim Gaswegnehmen wird der Motor abgekoppelt und ausgestellt und damit kurzeitig auf eine Null-Diät gesetzt. Das funktioniert leider nur, wenn auch die erwähnte, mit einem Aufpreis von 2225 Euro recht teure Automatik an Bord ist. Damit steigt der Grundpreis auf stolze 37.150 Euro.
Im Kapitel Ausstattung hat der Neuling richtig zugelegt. Elektronische Helfer wie Spurhalte- und Toter-Winkel-Assistent sind nun ebenso zu haben wie ein Abstandsradar oder eine City-Notbremsfunktion. Smartphone-Nutzer können sich über die jetzt mögliche Vernetzung des Sharan mit iPhone, Samsung-Handy und Co. freuen. Das Handy hat Pause in der Mittelkonsole, all seine Funktionen können über den zentralen Bildschirm auch per Spracheingabe gesteuert werden. Ob SMS, Navi-Programmierung oder Telefonbefehle („Ich will mit meiner Frau telefonieren“). All das kostet natürlich Aufpreis und kann den Sharan richtig wertvoll machen.
In Summe sind all die Verbesserungen nicht sensationell oder überraschend, aber eine gute Basis für den geräumigsten VW nach dem berühmten „Bulli“. Der Sharan 2015 wird zwar nicht die Auto-Hitparaden stürmen, aber solide seinen Teil zum angepeilten Weg an die Weltspitze beitragen. (SP-X)