VW ID.3: Das Warten hat sich gelohnt

VW ID.3: Das Warten hat sich gelohnt
Der VW ID.3 hinterlässt bei Testfahrten einen stimmigen Eindruck. © VW

Es hat gedauert, doch nun ist es soweit: Der VW ID.3 rollt zu den Kunden – und das Warten auf den Stromer hat sich gelohnt.

In Wolfsburg übt man sich bekanntlich nicht in Zurückhaltung. VW-Chef Herbert Diess hat nichts anderes vor, als den Autobauer zum weltweit größten Anbieter von Elektromobilität zu machen. Bis 2029 will man 75 reine E-Modelle im Angebot haben.

Für die Erreichung dieses Ziel hat sich der Konzern von der Technologieoffenheit verabschiedet und sich auf die Elektromobilität fokussiert. Um dies mit den bestmöglichen Skaleneffekten zu tun, hat VW nach dem Modularen Querbaukasten (MQB) den MEB konzipiert, den Modularen Elektrifizierungsbaukasten.

Softwareprobleme zum Start

Das übersichtlich gestaltete Cockpit im VW ID.3. Foto: VW

Der ID.3 ist das erste Modell des Herstellers, das auf dieser Architektur basiert und mit dem VW – wie kann es anders sein – „in eine neue Ära“ aufbricht, wie es bei der Vorstellung des neuen Stromers hieß. Diese neue Ära beginnt indes nicht reibungslos. So wie der Golf 8 mit mittlerweile behobenen Software-Problemen behaftet war, trifft dies auch auf den ID.3 zu: zum Auslieferungsstart im September werden die ersten Kunden der „First Edition“ ein Auto geliefert bekommen, dass noch über zwei Mankos verfügt: so funktioniert sowohl die Fernsicht der „Augmented Reality“-Einheit für die Windschutzscheibe als auch „App.Connect“ noch nicht.

Kunden, die trotz dieser beiden fehlenden Features ihr Auto trotzdem erhalten wollen, müssen sich diese Funktionalitäten im Nachgang in der Werkstatt ins Auto einspielen lassen. Danach erfolgen alle anderen Updates “Over the air”.

“First Edition” für Frühbucher

Das Platzangebot im VW ID.3 ist gut, auch im Fond. Foto: VW

Angesichts dieser Probleme hat sich VW auch lange schwer damit getan, ein genaues Auslieferungsdatum für den ID.3 zu nennen. Stattdessen beließ man es beim dehnbaren Begriff des Sommers.

Doch nun ist es bald soweit. Und auch wenn VW derzeit noch Feinjustierungen an den Softwarefeatures des ID.3 vornimmt, ändert das nichts daran, dass das erste auf dem MEB basierende E-Auto der Wolfsburger einen stimmigen Eindruck hinterlässt, wie die Testfahrten mit der 204 PS starken “First Edition” bestätigt, dessen 58 kWh starke Batterie für eine Reichweite von bis zu 426 Kilometer (WLTP) sorgen soll.

Die 204 PS des gerade einmal 90 Kilogramm schweren Synchronmotors an der Hinterachse und ein Drehmoment von 310 Nm hören sich zunächst einmal gut an. Doch eine brachiale Beschleunigung wie man sie von einem Porsche Taycan oder neuerdings auch vom Polestar 2 kennt, kann man vom ID.3 nicht erwarten – sollte man auch nicht, schließlich spielt er in einer anderen Liga – nicht nur preislich (ab 38.990 Euro).

Spitze bei 160 km/h erreicht

Der VW ID.3 bildet den Auftakt eine ganzen E-Familie. Foto: VW

Doch auch so bringt der ID.3 alles mit, um in seiner Klasse ein gewichtiges, vielleicht bestimmendes Wörtchen mitzureden. Denn durch seinen Heckmotor beschleunigt er ziemlich souverän, wenn man denn einmal nicht an sich halten kann und das Gaspedal vehement durchtritt. Da ist kein Zerren an den Vorderrädern zu spüren, wie man es von anderen E-Autos in dieser Klasse kennt. In flotten 7,3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h erreicht. Als Verbrauch werden 14,5 kWh auf 100 Kilometer angegeben. Bei den Testfahrten über Autobahnen und durchs niedersächsische Flachland lag der Schnitt bei 16,3 kWh.

Und wenn die Batterie einmal leer ist, dann lässt sie sich mit bis zu 100 kW wieder aufladen. Bei der Topversion des ID.3, dem Pro S, sind es sogar 125 kW. Dann braucht man für eine Ladung von 5 auf 80 Prozent gerade einmal 30 Minuten.

Durchdachtes Bedienkonzept

Um sich den Verbrauch anzeigen zu lassen, muss man indes das 10 Zoll große Touchscreen bemühen, um ihn sich dort anzeigen zu lassen. Wünschenswert wäre die exakte Verbrauchsanzeige im Fahrerdisplay, doch hier wird nur die Restreichweite der Batterie angezeigt. Doch hier verspricht VW Besserung mit einem Update. Gleiches trifft auf den Fahrmodus (Eco, Comfort, Sport, Individual) zu. Den gewählten Modus erkennt man ebenfalls nicht im Zentraldisplay des Fahrers, sondern nur beim erneuten Drücken des Mode-Knopfes unter dem Touchscreen.

Doch das sind Kleinigkeiten, die nicht über das durchdachte Bedienkonzept hinwegtäuschen. So hat VW darauf verzichtet, die Fahrerin oder den Fahrer – voraussichtlich alles Neulinge bei der E-Mobilität – mit technischen Features zu überfrachten und es so einfach wie möglich zu halten. So lässt sich das Auto über einen Schaltknauf hinter dem Lenkrad zum Losfahren bringen. Dazu dreht man den Hebel Richtung Fahrtrichtung auf D. Soll es rückwärts gehen, dreht man ihn zu sich.

Das ist logisch und erinnert einen an wie das kleinere Fahrerdisplay an den BMW i3. Aber VW muss ja nicht alles selbst neu erfinden. Auf dem Schaltknauf befindet sich auch ein B – und das steht für Brake und sorgt für die Rekuperation des Fahrzeuges. Sprich: dadurch kann beim Bremsen und Ausrollen des Fahrzeuges Energie zurückgewonnen werden. Auf weitere Rekuperationsmöglichkeiten wird verzichtet.

Kommunizieren per Licht

Der VW ID.3 an einer mobilen Ladesäule. Foto: Mertens

Dass man es dem Nutzer des ID.3 so einfach wie möglich machen wollte, zeigt sich auch an anderer Stelle. So lässt sich das Auto mit Keyless nicht nur automatisch öffnen, sondern man muss auch keinen Startknopf mehr drücken. Es reicht, dass man die Bremse drückt und den Schaltknauf auf “D” stellt, schon kann es losgehen. Das ist ein ebenso nettes Feature wie der Umstand, dass der ID.3 seinen Fahrer dank “IQ. Light” begrüßt, sobald er sich ihm nähert. Dazu dreht sich der vordere Scheinwerferkegel zur Begrüßung nach links. Man kann das als verzichtbar erachten, aber nett ist es trotzdem, gerade bei Dunkelheit. Ohnehin lässt VW das Auto mittels Licht mit dem Kunden kommunizieren: So zeigt eine Lichtleiste am unteren Ende der Windschutzscheibe beispielsweise den Ladestand des Fahrzeuges an.

Die beiden zum Marktstart erhältlichen ID.3 Pro Performance (204 PS/58 kWh) beziehungsweise ID.3 Pro S (204 PS/77 kWh/549 km Reichweite) kosten ab 35.574 Euro bzw. Ab 40.936 Euro. Von diesen Preisen geht dann noch die Innovationsprämie von 9480 Euro (brutto) ab. Die Einstiegsversion mit 146 PS Leistung folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Der Auftritt des ID.3 hinterlässt einen überzeugenden Eindruck – und lässt vergessen, dass zwei Funktionalitäten noch nachgeliefert werden müssen. So könnte es etwas werden mit dem Markthochlauf der E-Mobilität und den selbstbewussten Zielen der Wolfsburger.

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4 Kommentare

  1. ID Light ist die Lichtleiste auf dem Armaturenbrett – die LED Scheinwerfer heißen IQ.LIGHT. Und die sind für die Begrüßung (außen) zuständig. Innen übernimmt dann das ID.Light mit Begrüßung, Warnungen, Hinweisen etc. Auch der Status an der Ladesäule wird vom ID.Light dargestellt.

  2. Zitat: „eine brachiale Beschleunigung wie man sie von einem Porsche Taycan oder neuerdings auch vom Polestar 2 kennt,“

    Peinlich, wie der Martkführer bei E-Autos, Tesla, hier verschwiegen wird.
    Deutsche Autopresse eben….

    • Tesla wird auch von der deutschen Presse in fast jedem Artikel erwähnt, der auch nur entfernt etwas mit E-Mobiliät zu tun hat. Es ist tatsächlich eine Leistung mal einen Artikel zu schreiben, in dem Tesla nicht erwähnt wird. Oder einen Kommentarbereich – Dafür dass wir jetzt doch über Tesla reden haben sie ja schon gesorgt.

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