Elektromobilität hin, Elektromobilität her: das wichtigste Auto im Angebot von Volkswagen bleibt der Golf. Nun kommt er in bereits in achter Generation – und hinterlässt nicht nur optisch einen stimmigen Eindruck.
Klar, der Golf 8 sieht nach wie vor wie ein Golf aus. Doch im Vergleich zu seinem Vorgänger wirkt der Bestseller weitaus dynamischer. Die Front ist weiter nach unten gezogen, die serienmäßigen LED-Leuchten sind schmaler gezeichnet. Die Linienführung vermittelt Sportlichkeit. Einen Golf zu überarbeiten ist für die Designer immer wieder eine Herausforderung.
Doch die Herangehensweise ist immer die gleiche: Evolution ja, Revolution nein. Schließlich ist dieses Auto eine Ikone.. Er ist der Bestseller im Portfolio der Wolfsburger und damit zu wichtig, um Kunden durch ein zu expressives Design zu verschrecken. Der Golf ist vor allem zusammen mit den SUVs das Modell, das die Transformation der Marke Richtung Elektromobilität finanzieren muss.
Generation acht ist nicht die letzte
Bis Deutschland und die Welt die E-Mobilität für sich entdeckt hat, wird der Golf seine herausgehobene Bedeutung weiter einnehmen. Denn die achte Generation wird nicht die letzte sein, bevor der Autobauer 2040 seine letzten Autos mit Verbrennungsmotor auf den Markt bringen wird. Gemessen an einem Modellzyklus von sieben Jahren wird man wohl auch noch den Golf 10 sehen. Aber bis dahin ist noch Zeit.
Nun geht es darum, dass dieser Golf die Kundschaft so überzeugt, wie es seine Vorgängergenerationen getan haben. Von ihnen wurden weltweit seit 1972, dem Start des Golf 1, über 35 Millionen Exemplare abgesetzt. Diese Zahl unterstreicht, welche Bedeutung dieses Auto hat. Entsprechend hat man dem Golf 8 alles mit auf den Weg gegeben, was der Konzern und sein Modularer Querbaukasten (MQB) zu bieten hat. Neben dem optisch ansprechenden Design haben sich zunächst einmal die Abmessungen leicht verändert. Mit 4,28 Meter ist er nun um zwei Zentimeter länger als sein Vorgänger, dafür um zwei Zentimeter (1,46 Meter) niedriger. Die Breite liegt bei 1,79 Meter.
Mit diesen Maßen bietet der Neue mit Blick auf das Raumgefühl die gleichen Stärken wie der Vorgänger. Fahrer und Beifahrer sitzen ausgesprochen bequem und auch im Fond können mittelgroße Menschen auch längere Fahrten entspannt überstehen.
Riesensprünge beim Cockpit
Während man beim Design behutsam vorgegangen ist, geht VW beim Cockpit ganz neue Wege: hier kann man durchaus von einer kleinen Revolution sprechen. Denn sowohl das Cockpit als auch die Benutzerführung wurde grundlegend modifiziert. Wo der Fahrer früher auf klassische Instrumente blickte, schaut er nun auf ein 10 Zoll großes Display. Daneben wird das Cockpit von einem bis zu 10 Zoll großen Touchdisplay verlängert. Hier findet sich das Infotainmentsystem mit einer Vielzahl von Funktionen wie dem Navigationsgerät, dem Radio oder dem Telefon.
An die neue Benutzerführung muss man sich zwar erst gewöhnen, doch nach einen ausführlichen Einweisung und einer mehrmaligen Nutzung hat man sie verinnerlicht. Das ist alles optisch ansprechend gestaltet. Natürlich ist der Golf voll vernetzt und lässt sich auch mit dem Smartphone verbinden und „Over the Air“ updaten. Die Sprachsteuerung („Hallo Volkswagen“) funktioniert erstaunlich gut. Vom Ansatz gut gedacht sind die unter dem Mitteldisplay angeordneten Druck-Knöpfe für den Fahrmodus, den Parkassistenten, die Assistenzsysteme und Klimatisierung. Doch je nach Lichteinfall ist deren Beschriftung schlecht abzulesen. Doch das sind Nickeligkeiten. Im Gegensatz dazu sind die links vom Lenkrad angeordneten Druckknöpfe für die Licht- und Sichtfunktionen gut ablesbar.
Fahren, wie man es gewohnt ist
Der Preis des ab Anfang Dezember bei den Händlern stehenden neuen Golf wird bei 19.990 Euro beginnen. Von uns gefahren wurde der 1.5 TSI mit 150 PS mit manuellem Sechsganggetriebe. Der Preis für diese Motorisierung steht noch nicht fest. Das Aggregat erweist sich bei den Testfahrten rund um Porto als kraftvoll, aber keineswegs übermotorisiert. Das maximale Drehmoment von 250 Nm liegt bei 1500 bis 3500 Umdrehungen an. So unterwegs kann man in nur 8,5 Sekunden den Sprint auf Tempo 100 erledigen, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 224 km/h angegeben.
Doch die Leistungswerte sind das eine, die Fahreigenschaften das andere. Doch auch hier präsentiert sich das Fahrwerk des Golf gewohnt zuverlässig und souverän. Schnelle Kurvenfahrten bringen ihn nicht aus der Ruhe, er liegt satt auf der Straße. Die Lenkung ist direkt und vermittelt der Fahrerin oder dem Fahrer eine gute Rückmeldung. Das hinterlässt einen stimmigen Eindruck.
Auch PHEV kommt
Insgesamt stehen zum Marktstart fünf Vierzylinder-Motorisierungen bereit, darunter zwei 2,0-Liter-Diesel mit 115 PS und 150 PS. Den von uns getesteten 1.5 TSI-Benziner gibt es auch mit 130 PS. Neben Mild-Hybriden wird es ab Mitte des kommenden Jahres auch zwei Plug-in-Hybride (204 PS und 245 PS) mit einer Reichweite von über 70 Kilometer geben. Auch ein Erdgasantrieb wird angeboten.
Am Ende der Testfahrten bleibt der Eindruck, dass ein Golf ein Golf bleibt, egal in welcher Generation er nun vorfährt. Damit steht seinem Erfolg auch in der Neuauflage nichts entgegen.