Wenn schon, denn schon. VW bringt den Golf nicht einfach nur als Cabrio auf den Markt, sondern gleich in der R-Version mit satten 265 PS. Macht das Sinn? Die Antwort finden Sie in unserem Fahrbericht
Ein Auto und doch gleich drei Premieren: Er ist das erste VW Golf Cabrio in einer „R“-Version, der erste Golf „R“ als Cabrio und überhaupt das erste offene Modell der seit gut zehn Jahren aktiven VW-Sportabteilung „R GmbH“. Nebenbei ist es der letzte neue Golf, der noch auf dem Golf VI basiert, was ihm nicht wirklich schadet, war doch diese Basis bislang über jeden Zweifel erhaben.
Dass er mit seinem Einstiegspreis von 43.325 Euro auch einer der teuersten Seriengolf aller Zeiten und damit so teuer wie zwei neue Beetle Cabrio in der Basisausstattung ist, wird die wahrscheinlich kleine, aber feine Fangemeinde wohl nicht vom Kauf dieses Sportwagens mit Stoffmütze abhalten.
In 6,4 Sekunden auf Tempo 100
Zu verlockend dürften die nackten Zahlen sein: 195 kW/265 PS, 350 Nm, 6,4 Sekunden, 250 km/h – wobei letztere nicht das letzte Wort hätten sein müssen, die elektronische Begrenzung gebietet dannn dem tatsächlichen Leistungsvermögen Einhalt.
Der Unterschied zum Blechdach-„R“: Fünf PS weniger und kein Allradantrieb, beides ist zu verschmerzen, reicht den Käufern eines derart potenten Cabrios der Kompaktklasse wahrscheinlich auch schon die Gewissheit, bei Bedarf richtig durchstarten zu können. Und, typisch Golf, trotz sportlicher Anbauteile kann man einen relativ dezenten Auftritt pflegen und die gebotene Leistung eben nur bei Bedarf genießen, um beispielsweise jugendlichen Möchtegern-Racern mal kurz die Auspuffrohre zu zeigen.
Das schnelle Cabrio fährt serienmäßig mit einem Stoßfänger in Motorsport-Optik, in Wagenfarbe lackierten Seitenschwellern und 18 Zöllern auf speziellen Leichtmetallfelgen vor, die den Blick auf schwarz lackierte Bremssättel freigeben. Die Bi-Xenon-Scheinwerfer sind ebenso mit drin, wie die mit kühlendem Leder bezogenen Sportsitze, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik oder die CD-Radio-Anlage, die Pedale in Edelstahl sowie der Parkpilot an Front- und Heckschürze.
Karosserie lässt sich senken
Das Sportfahrwerk beinhaltet unter anderem die Absenkung der Karosserie um 25 Millimeter, ist auf jeden Fall so straff abgestimmt, dass der avisierte Kundenkreis zufrieden sein dürfte. Ein Rest Komfort immerhin bleibt erhalten. Den Mehrpreis für die DCC genannte „Adaptive Fahrwerksregelung“ (hier gibt es neben der Komfort- und der Normaleinstellung eine noch sportlichere als die sportliche Abstimmung der Serie) oder die 19-Zoll-Räder der Dimension 235/35 R19 kann man sich eigentlich schenken und in andere schöne Dinge auf der allerlei bietenden Sonderausstattungsliste investieren.
Zum Beispiel in das auf jeden Fall sinnvolle Windschott (325 Euro), das es aber auch im preislich interessanteren Paket mit der Geschwindigkeitsregelanlage, der Mittelarmlehne, Schubladen unter den Vordersitzen und vor allem der Müdigkeitserkennung für dann zusammen 450 Euro gibt.
Bei flotter Kurvenfahrt schiebt der stets mit einem sechsstufigen Direktschaltgetriebe ausgestattete Wolfsburger, typisch für einen Fronttriebler, spürbar über die Vorderräder, doch leistet dann die serienmäßige elektronische Differenzialsperre sehr gute Dienste. Sie sorgt, wie es VW formuliert, „durch einseitigen, präzisen Bremsdruckaufbau für ein noch sportlicheres, schnelleres und zielgenaueres Kurvenhalten“. Die Lenkung ist dabei über jeden Zweifel erhaben, die Sportsitze verdienen sich ebenfalls Bestnoten.
Die Innenraumgestaltung des ja noch auf den Golf VI basierenden „R“ unterscheidet sich nur in Nuancen von der eines GTI. Die „Silver Lane“ genannten Applikationen in Aluminium der Instrumententafel und an den Türverkleidungen, die zahlreichen Chromelemente oder die Einstiegsleisten in Aluminium mit „R“-Logo sehen gut aus, ebenso das Kombiinstrument mit seiner weißen Ausleuchtung und den blauen Zeigern. Bleibt zum Schluss noch die Frage nach der Außenfarbe: „Pure White“, „Deep Black Perleffekt“ und „Reflexsilber Metallic“ heißen die Angebote. (SP-X)