Der Volvo XC60 steht bei den Kunden hoch im Kurs. Was hat dieses Schweden-SUV nur, was ihn auch vor seinem Modellwechsel im kommenden Jahr so attraktiv und zum meistverkauften Volvo macht?
Von Frank Mertens
Er ist bereits in die Jahre gekommen. Doch an seiner Beliebtheit ändert das nichts. Der 2008 auf den Markt gekommene Volvo XC60 gehört nach wie vor zu den beliebtesten Modellen der Schweden. Zwar wird im Herbst des kommenden Jahres die neue Generation dieses Mittelklasse-SUVs auf den Markt kommen, doch die Kunden scheint das wenig zu interessieren. Auch nicht in Deutschland, ein Einbruch der Verkäufe ist nicht festzustellen.
Nachdem im Vorjahr weltweit 160.000 Einheiten vom XC60 abgesetzt wurden (davon allein über 14.000 Fahrzeuge in Deutschland) hält die starke Nachfrage nach einem zwischenzeitlich erfolgten leichtem Facelift und der Ausstattung mit neuen Motoren auch in diesem Jahr an. Mit 5125 von Januar bis Mai neu zugelassenen Fahrzeugen ist der XC60 auf dem hiesigen Markt der beliebteste Volvo. Mit weitem Abstand folgt der neue XC90 (3075 Einheiten) in der Zulassungsstatistik auf Platz zwei. Doch was macht den XC60 auch im Alter nur so attraktiv? Ein günstiger Preis ist es auf jeden Fall nicht. Denn der Einstieg in die Welt des XC60 beginnt für den D3 mit 150 PS bei selbstbewussten 35.950 Euro. Viel Geld. Doch das ist relativ? Schaut man beispielsweise auf den BMW X3 sDrive 18d (150 PS) steht der mit 38.900 Euro in der Preisliste. Das sind mal locker fast 3000 Euro mehr. Also spielt auch der Preis eine Rolle.
Klares Design – außen und innen
Das kann ein Grund sein, sich dem XC60 zuzuwenden. Doch es ist nicht der einzige. Denn dieses Schweden-SUV bringt mehr als nur einen günstigeren Preis als die Mitbewerber aus München oder Ingolstadt mit. Er wartet auch mit einem klaren, schwedisch zurückhaltenden Design außen und innen auf. Wer sich für einen Volvo entscheidet, der setzt halt nicht auf Mainstream, sondern will sich mit seinem Auto nach wie vor abheben.
Das gelingt ihm auch – auch wenn der XC60 noch nicht die neue Designsprache widerspiegelt, die Volvo-Designchef Thomas Ingenlath dem XC90 und zuletzt auch dem Volvo V90 und S90 verpasst hat. Wer das das will, der muss sich etwas gedulden. Muss man aber nicht. Denn der XC60 vermag auch so zu überzeugen – und das auch dank der neuen Motoren. In dem von uns gefahrenem Testwagen T6 mit 306 PS bringt es der Reihenvierzylinder auf ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmeter. Das Aggregat stellt einem diese Power in Kombination mit der tadellos funktionierendem Achtgang-Geartronic zwischen 2100 und 4500 Umdrehungen zur Verfügung. Dank Allradantriebs wird diese Kraft dann auch gut auf die Straße gebracht.
Gute Sprintleistungen trotz 1,9 Tonnen Gewicht
Mit seinen 306 PS erlaubt der XC60 dann auch durchaus sportliche Fahrleistungen. Gerade einmal 6,9 Sekunden benötigt das 1,9 Tonnen schwere SUV für den Sprint auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h an. Trotz seines karosseriebedingten höheren Aufbaus lässt sich der XC60 auch ohne größere Wankbewegungen durch Kurven jagen. Das alles macht er in Kombination mit einer direkt ansprechenden Lenkung wirklich gut. Weniger erfreulich ist indes der Verbrauch. 7,7 Liter werden auf 100 Kilometer in Aussicht gestellt, bei den Testfahrten standen 9,8 Liter auf dem Bordcomputer. Das dämpft dann doch ein wenig die Freude.
Ein weiteres Plus des XC60 ist natürlich seine Sicherheit, die ja die Marken-DNA der Schweden ist. Zwar wird erst der neue XC60 über einen Staupiloten wie der V90 oder auch der XC90 verfügen, aber auch so ist man mit den erhältlichen Assistenzsystemen auf der sicheren Seite, so man sich denn für das Fahrassistenzpaket (Aufpreis 2150 Euro) entscheidet. Dafür bekommt man dann beispielsweise nicht nur ein Geschwindigkeits-Abstandsregelsystem, inklusive Brems- und Notbremsassistenten, sondern auch eine Fußgänger- und Fahrradfahrerkennung sowie einen Querverkehr- und Totwinkelwarner. Wenn man noch einen weiteren Grund sucht, sich für einen XC60 zu entscheiden, dann ist es seine hohe Zuverlässigkeit. Als Gebrauchter gehört der Schwede dank seiner geringen Mängelquote zu den Lieblingen der TÜV-Prüfer.
Kommen wir damit zurück zu den oben genannten Preisen, die halt nur als grobe Anhaltspunkt dienen. Bei der Preisgestaltung besteht angesichts einer ellenlangen Ausstattungsliste bekanntlich viel Luft nach oben. Das beweist auch der von uns gefahrene XC60 T6 mit seinen 306 PS, Allradantrieb und der Ausstattungsvariante Linje Inscription: sein Preis startet bei 50.700 Euro, unser Testwagen kam indes auf 70.350 Euro. Bei so einem Preis muss man schon schlucken für ein Mittelklasse-SUV und sich trösten, dass die Konkurrenz noch etwas teurer ist.