Seit September ist Volvo mit dem V90 auf dem deutschen Markt unterwegs. Doch lohnt es sich, sich mit dem Schweden-Kombi näher zu befassen? Auf jeden Fall, wie unser Fahrbericht mit dem Topmodell T6 zeigt.
Von Frank Mertens
Das Segment der Geländewagen boomt. Das ist natürlich auch bei Volvo so. Schaut man auf die Neuzulassungen der Schweden auf dem deutschen Markt, dann ist der XC60 mit 12.596 Einheiten nach den ersten elf Monaten das meistnachgefragte Modell. Dahinter folgt mit dem XC90 (6710 Einheiten) ebenfalls ein SUV.
Doch was ist mit den Kombis? Schließlich ist Deutschland ein Kombi-Markt – und Volvo hat im September gerade den neuen V90 auf den Markt gebracht. Er kommt nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) seit seiner Markteinführung auf 1638 Neuzulassungen. Darin enthalten ist indes auch die Limousine, für die sich ein Drittel der Kunden entscheiden. Doch die Nachfrage nach dem Kombi sei mehr als zufriedenstellend, wie Volvo-Sprecher Michael Schweitzer sagt. „Die Händler freuen sich über einen hohen Bestelleingang. Der V90 kommt bei den Kunden an. Das wird man dann auch mit dem Vorliegen der Dezemberzahlen sehen.“
Optisches Statement
Gut, der V90 wird bei den Verkaufszahlen nicht an die beiden SUVs XC60 und XC90 heranreichen. Doch der S90/V90 dürfte wohl schon in 2017 zum drittwichtigsten Modell im Portfolio aufsteigen – und das überrascht nicht. Denn allein optisch macht der V90 auf sich aufmerksam. Für eine Vielzahl von Experten gehört der von Volvo-Chefdesigner Thomas Ingenlath gezeichnete V90 zu den schönsten Kombis auf den Markt. Dem ist nicht zu widersprechen. Neben dem E-Klasse T-Modell von Mercedes macht der V90 eine mehr als gute Figur.
Doch der V90 gibt nicht nur ein optisches Statement ab, auch technisch (leider auch preislich) befindet er sich auf Augenhöhe mit der deutschen Premiumkonkurrenz. Wer diesen Schweden-Beau fahren will, der muss dafür für den D3 mit 150 PS mindestens 42.450 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Wer wie wir mit dem Topmodell der Baureihe unterwegs war, dem T6 mit Achtgangautomatik und 320 PS, muss dafür mindestens 60.600 Euro auf dem Konto haben. Bei diesen Preisen verwundert es nicht, dass über 50 Prozent der Volvo-Kunden Gewerbe- beziehungsweise Flottenkunden sind. Seit jeher befinden sich unter den Volvo-Käufern viele Freiberufler.
Sportliche Fahrleistungen
Sie schätzen allesamt nicht nur das klare Design, sondern auch die Technik bei Volvo. Bei unserem Testwagen gehörte dann auch bereits Allrad und die tadellos funktionierende Achtgangautomatik mit zur Serienausstattung. Wer mit 320 PS unterwegs ist, der kann von dem Vierzylinder-Motor dann auch einiges an Sportlichkeit verlangen – und wird auch nicht enttäuscht. Bis Tempo 100 vergehen gerade einmal 6,1 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeregelt. Das maximale Drehmoment von 400 Nm sorgt für einen kraftvollen Antrieb, und steht zwischen 2200 und 5400 Umdrehungen zur Verfügung.
So motorisiert, ist man für alle Situationen gewappnet – und kann es auf der Fahrt in der Urlaub auch mal etwas schneller angehen lassen. Es mag ja den ein oder anderen geben, der meint, dass vier Zylinder zu wenig für ein solches Auto sind. Doch wer ehrlich ist, wird einen Sechszylinder nicht vermissen. Doch die wahren Stärken des V90 T6 liegen nicht in der Sportlichkeit, sondern im Komfort – hier erweist er sich als idealer Begleiter für lange Strecken.
Das merken nicht nur Fahrer und Beifahrer, sondern auch die Passagiere im Fond. In dem 4,94 Meter langen Schwedenkombi finden selbst Großgewachsene auf der Rückbank ausreichend Platz vor. Der Kofferraum bietet übrigens Platz für mindestens 560 Liter und kann offeriert bei umgelegter Rückbank ein Volumen von bis zu 1526 Litern. Das reicht auch mal für sperrige Gegenstände. Der Verbrauch bei den Testfahrten lag im Drittelmix übrigens bei 8,9 Litern.
Vielzahl von Assistenzsystemen
Wer Platz nimmt in diesem V90 merkt schnell, dass das Versprechen nach Premium nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist. Wohin man schaut, schaut man auf hochwertige Materialen, die sich auch ebenso wertig anfühlen. Dass Volvo, bekannt für seine Sicherheit, seinen Kunden auch alles an Fahrassistenzsystemen mitgibt, was man von einem Auto in dieser Klasse erwarten kann, versteht sich von selbst. So ist nicht nur eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandswarnung mit an Bord, sondern natürlich auch ein aktiver Spurhalteassistent und eine Verkehrszeichenerkennung. Neben einem Totwinkelwarner, bei Volvo Blind Spot Assist genannt, gibt es auch einen Pilot Assist II, der teilautonomes Fahren bis Tempo 130 km/h erlaubt.
Dass System funktioniert sogar fast bis Tempo 140 und macht seine Sache ziemlich souverän, auch wenn es den Fahrer nach kurzer Zeit auffordert, wieder die Hände ans Steuer zu nehmen, so man diese denn vom Lenkrad genommen hat. Zu den Features, die das Fahren in der Stadt sicherer machen, gehört auch der Kreuzungsassistent, der automatisch abbremst, sollte man ein anderes Fahrzeug übersehen haben. Dass, was die Schweden ihren Kunden mit dem neuen V90 anbieten, vermag rundherum zu überzeugen. Dass hier ein ernstzunehmender Konkurrent unterwegs ist, wird die Konkurrenz bei Mercedes bei seiner E-Klasse und Audi bei seinem A6 so langsam mitbekommen haben.