Volvo V40 T5: Radikal abgespeckt

Viel Power trotz Downsizing

Volvo V40 T5: Radikal abgespeckt
Der Volvo V40 T5 ist auch mit vier Zylindern kräftig unterwegs. © Volvo

Volvo hat seine neuen Vierzylindermodelle in allen Baureihen bereits integriert. Im V40 agiert das Aggregat durchzugsstark und kultiviert gepaart mit einer wohltuenden Laufruhe.

Radikales Abspecken zieht immer einen Substanzverlust nach sich. Freuen sich Damen über das neue Lebensgefühl nach einer Diät, kann das Entschlacken bei Motoren allerdings auch wenig Anlass zur Freude geben. Selbst Volvo will sich dem Trend zum Downsizing nicht widersetzen und baut bald keine großvolumigen Fünf-, Sechs- oder Achtzylinder mehr, sondern setzt auf eine Zukunft ausschließlich mit vier Zylindern. Damit es keinen Grund zum Trauern gibt, verfügen die Motoren über reichlich Leistung und sind gleichzeitig auf Laufruhe getrimmt.

Neuer Motor für alle Volvo-Modelle verfügbar

Der neue Einheitsblock mit vier Zylindern und zwei Litern Hubraum hält nach und nach Einzug in die gesamte Motorenpalette des schwedischen Traditionsunternehmens unter heute chinesischer Geely-Obhut. Die ersten sogenannten Drive-E-Leistungsträger wurden schon im Herbst vergangenen Jahres eingeführt. Abgesehen vom großen SUV XC90, das im kommenden Frühjahr auf den Markt kommt, ist bereits für alle neuen Volvo-Modelle mindestens ein Motor der neuen Generation verfügbar. Wie schlägt sich der neue Vierzylinder im Alltag?

Um das herauszufinden, entführen wir den kompakten V40 T5 für eine Testfahrt durch Hamburgs Straßen. 180 kW/245 PS holt der Turbobenziner aus seinem zwei Liter großen Hubraum. Damit müsste es flott nach vorn gehen – in 6,3 Sekunden will der V40 die Grenze von 100 km/h erreichen, maximal 240 sind möglich. Hört sich nach viel Power an.

Volvo V40 T5 überzeugt durch Laufruhe

Der Volvo V40 T5 ist auch mit vier Zylindern kräftig unterwegs.
Der Vierzylinder des Volvo V40 ist sehr durchzugsstark Volvo

Nach dem Start bleibt er erst einmal ruhig im Fahrzeug. Auch auf den ersten Metern meldet sich der neue Antrieb akustisch kaum. Er tut halt leise das, was ein Motor tun soll und zwar mit viel Kraft und vor allem mit einem jederzeit ausreichenden Drehmoment, das maximal bis zu 350 Newtonmeter betragen kann. Gepaart mit dem sanft schaltenden Achtgang-Automatikgetriebe ergibt sich eine Kombination, die wahlweise sehr entspanntes aber auch sportlich engagiertes Fahren erlaubt. Der unaufdringliche Vierzylinder ist durchzugsstark und kultiviert. Dazu passt die exakte Lenkung.

Seine Großstadttauglichkeit beweist der V40 nicht nur durch seine defensive Geräuschkulisse, sondern auch mit seiner angenehmen Federung. Selbst auf schlechten Straßen bleibt er stets gelassen. Auf den vorderen Sitzen ist ausreichend Platz. Hinten gibt es Luft nach oben, allzu groß sollten die Passagiere nicht gewachsen sein. Für einen Kompakten ist der V40 eher eng und der Kofferraum mit 335 Litern ebenfalls etwas zu klein geraten, wenngleich geschickt aufgeteilt. Die Ladekante ist zudem hoch und die Klappe nicht breit genug.

Edles Cockpit des Volvo V40

Der Volvo V40 T5 ist auch mit vier Zylindern kräftig unterwegs.
Hervorragender Sitzkomfort im Volvo V40 Volvo

Punkten kann der Schwede dafür im Innenraum. Wer sich unter skandinavischem Design nur Ikea vorstellt, wird vom V40 positiv überrascht. Das Cockpit ist sehr sauber verarbeitet, die Materialien wirken edel. Über den Sinn der "schwebenden" Mittelkonsole lässt sich allerdings streiten. Und die Sitze sind einfach hervorragend.

Ist der kleine Schwede schon in der Stadt gut aufgehoben, wacht er auf der Autobahn erst richtig auf. Leichtfüßig zieht der Motor hoch, bietet jederzeit ausreichend Kraftreserven und verschont auch hier seine Insassen vor allzu viel Lärm. Seine sanft schaltende Automatik in Verbindung mit dem kraftvollen Motor macht hier besonders Spaß. Soviel Spaß, das man fünf oder sechs Zylinder kaum vermisst. Zwar ist er nicht so genügsam wie das Prospekt verspricht, aber schließlich bewegen wir die knapp 1,5 Tonnen auf der Testfahrt auch recht sportlich, so dass sich das neue Aggregat großzügig aus dem Tank bedient – 8 statt der versprochenen 5,9 Liter für 100 Kilometer.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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