Volvo EX90: Beeindruckend bei Fahrleistung und Effizienz

Volvo EX90: Beeindruckend bei Fahrleistung und Effizienz
Der Volvo EX90 bringt es auf eine Länge von knapp über fünf Metern. © Volvo/Christian Bittmann

Der XC90 ist das SUV-Flaggschiff der Schweden. Nun gibt es von ihm auch eine rein elektrische Variante: den EX90. Er bietet nicht nur viel Platz und Komfort, sondern auch beeindruckende Fahrleistungen.

Wer beeindruckende Sonnenuntergänge sehen will, der ist hier genau richtig: Keine 70 Kilometer von Los Angeles entfernt, liegt Newport Beach. Ein großer Teil der Küstenstadt erstreckt sich um Newport Bay, einer weit ins Landesinnere reichenden Meeresbucht. Die Stadt im Orange County ist entsprechend bei Strandurlaubern und Surfern beliebt.

Gemessen am Haushaltseinkommen gehört Newport Beach zu einer der reichsten Städte der USA. Das kann man auch an der Dichte von Oberklasse-Modellen wie beispielsweise Mercedes-Maybach, Porsche und Teslas ablesen – darunter auch martialisch aussehende Cyber Trucks.

Dass Volvo im ein paar Meilen von Newport Bay entfernten Newport Coast den neuen EX90 präsentierte, kommt nicht von ungefähr. Der EX90 wird im Werk in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina gebaut. Hier lief Anfang Juni das erste Modell des neuen E-Flaggschiffs vom Band – es wurde mittlerweile an einen US-Kunden ausgeliefert. Seit 2018 wird in Charleston auch der S60 gebaut. Insgesamt können im US-Werk jährlich bis zu 150.000 Fahrzeuge gebaut werden. Wie viele EX90 dort ab dem ersten vollen Jahr gebaut werden sollen, dazu will Produktmanager Marten Wahlstedt nichts sagen.

Volvo weltweit mit 16 Prozent Elektroanteil am Absatz

Der Innenraum des Volvo EX90 bietet viel Platz und versprüht Premiumambiente. Foto: Volvo/Christian Bittmann

Man sei zuversichtlich, dass gerade der vollelektrische EX90 bei den Kundinnen und Kunden gut ankomme, sagte der Manager. Die Zahlen des Vorjahres stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich. So hatte Volvo in 2023 seinen weltweiten Absatz gleich um 15 Prozent auf 708-716 Fahrzeuge steigern können. Davon waren allein 113.419 Fahrzeuge rein elektrisch. Sie kommen auf einen Anteil von 16 Prozent am Gesamtabsatz. Zu diesen Absatzzahlen gesellen sich noch die Plug-in-Hybride: von ihnen verkauften sich im Vorjahr 152.561 Fahrzeuge.

Der Anteil der rein elektrischen Modelle am Gesamtabsatz dürfte in diesem Jahr zudem nochmals steigen, denn in 2024 wird der EX30 erstmals ein komplett volles Jahr verkauft und der EX90 kommt ab dem vierten Quartal ebenfalls hinzu wie auch der EM90 in China. Das Verbrenner-Pendant zum EX90, der XC90, wird übrigens weiter gebaut: Am morgigen Mittwoch stellt Volvo das Hybridmodell erstmals der Weltöffentlichkeit vor. Der EX90 sollte übrigens schon vor fast eineinhalb Jahren auf den Markt kommen. Doch wie bei anderen europäischen Herstellern sorgte Softwareprobleme für Verzögerungen.

Zu den beliebtesten die Volvo-Modellen im Vorjahr gehörten übrigens allesamt SUVs. Das Spitzentrio führt dabei der XC60 mit 228.646 Einheiten vor dem XC40 (200.670) und dem XC90 (107.549) an. In den USA war der XC90 bei der Kundschaft im Vorjahr das am meist nachgefragte Modell. Das setzt sich auch in diesem Jahr fort: im Juli wurden von ihm 3024 Einheiten abgesetzt; dahinter folgt mit weitem Abstand der XC40 (2761).

Jedes vierte Modell in Deutschland rein elektrisch

Der EX90 von Volvo beim Sonnenuntergang am Pazifikstarnd in der Nähe von Newport Beach. Foto: Volvo/Bittmann

In Deutschland rangierte der XC90 im Juli mit 706 Einheiten nach Zahlen des Kraftfahrtbundes-Amtes (KBA) auf Rang vier, auf Position eins liegt der XC60 mit 1443 Neuzulassungen. Auch wenn derzeit in Deutschland viele von einer Krise der E-Autos sprechen, kann davon bei Volvo nicht die Rede sein. Während E-Autos nach sieben Monaten auf einen Gesamtmarktanteil von 12,9 Prozent kommen, sind es bei den Schweden mehr als 25 Prozent.

An diesen Zahlen sieht man, wie unterschiedlich die Märkte sind. In den USA gilt der fast fünf Meter lange XC90 gerade mal als Mid-Size-SUV, in Deutschland muss er sich mit seiner Größe kritische Kommentare gefallen lassen. Auch wenn der neue EX90 mit einer Länge von 5,04 Meter im Vergleich zum XC90 (4,95 Meter) weiter zugelegt hat, wirkt er optisch nicht mehr ganz so mächtig. Vielleicht liegt es an der um zwei Zentimeter auf 1,75 Meter reduzierten Höhe. Der Radstand ist mit 2,98 Meter identisch geblieben.

Das sind Abmessungen, die gerade bei den nach großen Autos verlangenden US-Amerikanern gut ankommen. Und die Kunden in Kalifornien können sich zudem über den emissionsfreien E-Antrieb des EX90 freuen, der sich insbesondere dort besonders gut verkaufen dürfte. Denn ab 2035 sollen in Kalifornien nur noch reine Elektroautos und Plug-in-Hybride zugelassen werden dürfen. Es ist exakt das Jahr, in dem auch in Europa keine Autos mehr mit Verbrennungsmotor neu zugelassen werden sollen. Es geht jedoch noch ambitionierter – das zeigt Washington: hier soll das Ende von Benzinern und Diesel bereits 2030 eingeläutet werden.

Mehr als 600 Kilometer Reichweite

Mit seinem E-Antrieb erfüllt der EX90 schon jetzt die strengen Umweltauflagen. Seine im Unterboden verbaute Batterie mit einer Kapazität von 107 kWh (netto) ist gut für eine Reichweite von über 600 Kilometer, im City-Modus, also dort, wo viel rekuperiert werden kann, sollen laut WLTP sogar über 800 Kilometer möglich sein. Beides hängt natürlich von der gewählten Motorisierung ab: so ist das neue Elektro-Flaggschiff der Schweden in drei  Leistungsstufen erhältlich: mit 279 PS mit Heckantrieb und mit 408 PS bzw. 517 PS als Twin Motor Performance mit allrad. Bereits die kleinere Motorisierung reicht, um das mindestens 2,5 Kilogramm bis 2,8 Tonnen schwere SUV kraftvoll zu bewegen.

In den Allradvariantenvergehen für den Sprint von 0 auf 100 km/h gerade einmal 4,9 Sekunden (5,9 Sekunden) beim Fronttriebler sind es 8,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist  – wie bei Volvo üblich – bei 180 km/h erreicht. Und wie schaut es mit der Effizienz aus? Bei unserem Testfahrten entlang der Küste und im Hinterland von New Port Beach zeigte der Bordcomputer bei teils flotter Fahrweise 21 kWh/100 km an – ein guter Wert. Ist der Akku leer, kann er an einer Schnellladestation mit bis zu 250 kW geladen werden. Mit dieser Ladeleistung lässt sich die Batterie von 10 auf 80 Prozent in 30 Minuten aufladen. An der heimischen Wallbox begnügt sich der Volvo mit 11 kW, hier hätte man von einem Fahrzeug dieser Klasse schon 22 kW erwartet.

Auch als Siebensitzer erhältlich

Doch das sind die reinen Daten, die wenig über das Fahrverhalten dieses SUVs aussagen. Doch auch hier gibt sich der EX90 keine Blöße. Trotz seines hohen Gewichts und Höhe lässt er sich dynamisch selbst durchs kurvenreiche Hinterland bewegen. Bei dynamischen Richtungswechseln zeigt er kaum Wankbewegungen. Die Fahrwerksabstimmung ist dabei zwar straff, aber ausreichend komfortabel, um so auch längere Strecken entspannt hinter zu bringen. Mit der optionalen Zweikammer-Luftfederung werden schlechte Straßenverhältnisse souverän ausgebügelt.

Wie es sich für ein Auto dieser Klasse gehört, entspricht der Innenraum – in dem Volvo eine Vielzahl von recycelten Materialien setzt – Premiumansprüchen. Die Materialien sehen nicht nur wertig aus, sondern fühlen sich auch so an. Mit seinem Glaspanoramadach wirkt der ohnehin schon große Innenraum noch luftiger.

Benchmark bei Sicherheit

In den USA gilt der Volvo EX90 als Midsize-SUV. Foto: Volvo/Christian Bittmann

Der Innenraum wird durch ein großes mittig am Armaturenbrett angebrachtes Display bestimmt. Über dieses Display lassen sich alle relevanten Funktionen des EX90 einstellen. Dazu gehört auch, dass die Höhenverstellung des Lenkrads über das Touchmenü erfolgen muss. Gut, daran gewöhnt man sich, doch mit einem Hebel an der Lenkradsäule ginge das weniger kompliziert. Im Gegensatz zum EX30 verfügt der EX90 auch über ein Fahrerdisplay und ein Head-up-Display. Volvo hat gut daran getan, hier an Altbewährtem festzuhalten. Gestartet wird das Fahrzeug übrigens nicht per Tastendruck, sondern dann, wenn der Fahrer sich ihm mit dem Schlüssel nähert und Platz nimmt, der Motor schaltet sich ab, wenn man sich vom Fahrzeug entfernt.

Wie es der DNA der Schweden entspricht, will der EX90 bei der Sicherheit einen neuen Benchmark setzen. Damit das gelingt, ist das E-SUV mit einer Vielzahl von Sensoren, Kameras, Radar und Ultraschall-Sensoren ausgestattet. Auf dem Fahrzeugdach befindet sich zudem ein Lidar. Es sorgt für eine besonders weite Sicht – und agiert damit noch genauer und zuverlässiger auch nachts und bei schlechten Wetterverhältnissen. Im Innenraum kommt eine Sterokamera zur Fahrerbeobachtung zum Einsatz. Sie erkennt, wenn Fahrerin oder Fahrer unaufmerksam ist oder in einen Sekundenschlaf fällt.

Der neue EX90 jedenfalls schickt sich an, in den USA zu den beliebtesten Modellen im Volvo-Portfolio aufzusteigen. Dafür werden insbesondere in Kalifornien strengen Umweltauflagen sorgen. Und in Deutschland werden die Konkurrenten von BMW, Audi und Co. das E-SUV der Schweden besonders im Blick haben. Denn mit dem EX90 erwächst ihnen ein ernstzunehmender Konkurrent.

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