Der B-SUV-Besteller Toyota Yaris Cross kommt mit zwei Hybrid-Versionen. Und anders als viele Konkurrenten kann er auch Allrad.
Passionierte Tiefsitzer mögen das beklagen, aber wer heutzutage im Trend fahren will, kommt um Hochbeiniges kaum noch herum. Und besonders schätzt man es hier zu Lande, wenn das Gefährt obendrein so aussieht, als könne man damit sogleich und gefahrlos durch die nächste Kiesgrube pflügen. Drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit, schwarzer Kunststoff an den Radkästen, Dachreling sowie vorne und achtern etwas, das zumindest den Anschein erweckt, als würde es vor Ungemach von unten bewahren – schon verkaufen sich die Autos wie geschnitten Brot. Gerade das Segment der B-SUV brummt seit Jahren ohne Ende. Und mit 200.000 verkauften Exemplaren in Europa ist der Toyota Yaris Cross hier Spitzenreiter.
Technisch reicht der Zierrat natürlich nicht, um ungestraft vom rechten Weg abzukommen, aber dafür sieht die Nummer eins in ihrem Abenteuer-Look richtig schick aus – und eben nicht so, als habe man ihr nur schnell eine Outdoor-Jacke übergeworfen. Ganz sicher hat die graue Eminenz Akio Toyoda genau das gewollt, als er sein Versprechen „No more boring cars“ gab. Nie wieder sollte ein langweiliges Auto die Hallen von Toyota verlassen. Ein kühner Satz damals – waren doch die dortigen Designer eher nicht für Eskapaden berühmt. Doch wie sie den neuen Yaris Cross verpackt haben, ist einen Applaus wert. Die Backen dick, das Dach flach, der Bürzel frech – die Zeiten, da man im Zeichen der drei Ellipsen gerne mal belächelt wurde, scheinen endgültig vorbei.
Hybrid-Antrieb gewinnt Freunde
Geblieben ist ein großes Plus: der Hybrid. Ein Antrieb, der aktuell zugewinnt, während alle anderen Konzepte verlieren – auch das Elektroauto. Toyota geht davon aus, dass noch 2026 rund 80 Prozent der Fahrzeuge im europäischen B-Segment keinen reinen E-Antrieb haben werden, und setzt weiter auf die Misch-Motorisierung. Der Doppelpack aus Kolben (92 PS) und Wicklung (80 PS) stellt beim Basismodell überschaubare 116 PS Systemleistung bereit. Sparfüchse indes dürften begeistert sein. Beim rechten Gefühl im rechten Pedal kann der 1,5-Liter-Dreizylinder für rund die Hälfte der Fahrzeit die Brennräume dichtmachen.
Für Freunde von etwas mehr Durchzug haben die Japaner eine Version mit stärkerem E-Motor im Programm, bei der weniger die gerade mal 14 Zusatz-PS überzeugen, sondern das Drehmoment-Plus von 141 auf 185 Nm. Warum die Spreizung der beiden Motorisierungen nicht deutlicher ausgefallen ist, werden sie wohl nur im Entwicklungszentrum von Toyota wissen – die um fünf Zehntel auf 10,7 Sekunden geschrumpfte Spanne für den Standard-Spurt kann eher nicht der Grund sein.
Viel Aufwand für Geräuschdämmung
Innen geht’s trotz reichlich Plastik ausgesprochen kommod zu. Die Sitze sind ordentlich konturiert, dickeres Glas und jede Menge Dämmung sorgen dafür, dass der Lärm der Straße da bleibt, wo er hingehört: draußen. Infos finden sich auf einem bis zu 12,3 Zoll messenden Digitalcockpit plus einem maximal 10,5 Zoll großen Touchscreen – und auf Wunsch über ein Head-up-Display. Erfreulich: Für wichtige Funktionen gibt’s noch echte Knöpfe und Schalter. Auch hinten hat man in dem 4,18 Meter langen Wagen auskömmlich Platz für Kopf und Knie. Und wer Ladung zu transportieren hat, darf sich über knapp 400 Liter Stauraum freuen. Mit umgeklappter Rückbank steckt der Yaris Cross fast 1,1 Kubikmeter weg.
Trotz langer Beine und Luft nach unten rollt Toyotas Jüngster auf einem stimmigen Fahrwerk mit bis zu 18 Zoll großen Rädern. Ausreichend straff, um ihn auf schnellem Asphalt schön im Lot zu halten, und mit Komfort-Reserven, falls die Route doch mal über welliges Geläuf führt – das Ganze gepaart mit einer Lenkung, deren Präzision und Rückmeldung manchem Flachflitzer gut täte.
Keine Kompromisse in Sachen Sicherheit
Dem dynamischen Fortkommen steht wie stets das stufenlose Getriebe im Weg, kompromisslose Temposteigerung ist aber auch nicht die Kernkompetenz des Wagens – und bei 170 ist ohnehin Schluss. Lobenswert: Anders als viele Konkurrenten kann man den Yaris Cross tatsächlich mit zwei getriebenen Achsen ordern – selbst wenn der Allrad-Anteil geschätzt bei nur zehn Prozent liegen dürfte. Den Traktionsvorteil erkauft man sich allerdings mit Einbußen im Gepäckfach. Rund 80 Liter Stauraum fallen dem Differenzial zum Opfer.
Keinerlei Kompromisse indes gibt es in Sachen Sicherheit. Dank einer ganzen Armada an Assistenten ist der Yaris Cross da voll auf der Höhe. Je nach Ausstattung wahrt er Tempo, Abstand und Spur, späht in tote Winkel, wirft bei Gefahr den Anker und bringt einen im Falle gesundheitlicher Probleme eigenständig zum Stand. Neu im umfassenden Schutzengel-Programm: Fährt ein Wagen knapp voraus, wird’s nichts mit Beschleunigung.
Die Türen öffnen sich ab 28.450 Euro (Leasingrate ohne Anzahlung: 229 Euro), für Allradantrieb ruft Toyota ab 33.290 Euro auf, und für Yaris Cross mit Allem ist man der Vier vorne schon ganz nahe. Kleiner Warnhinweis für ambitionierte Fahrer: Das Modell GR Sport hat trotz Kraft an beiden Achsen und sportlichem Zierrat rein gar nichts mit dem ganz ähnlich klingenden Zweitürer GR Yaris zu tun, der aus einem 1,6-Liter-Turbo 280 PS in den Triebstrang haut. Womöglich zum Glück: Während der Hybrid ab sofort in den Schauräumen steht, ist der Ballermann gerade ausverkauft.