Toyota Proace Verso: Ein Stromer nicht nur für die Familie

Toyota Proace Verso: Ein Stromer nicht nur für die Familie
De Toyota Proace Verso bietet sich für Familien und Shuttledienste an. © Toyota/Harald Dawo

Toyota startet mit einem leichten Nutzfahrzeug statt einem Pkw in die Elektromobilität. Das Modell Proace ist als Kleinbus mit drei Sitzreihen sowie als Kastenwagen erhältlich.

Wie schon das seit 2013 angebotene Vorgängermodell entstammt der Proace Electric der Zusammenarbeit mit dem französischen PSA-Konzern. Zwei Akkus mit einer Kapazität von je 50 bzw. 75 Kilowattstunden (kWh) stehen zur Auswahl. Der Energievorrat soll für eine Entfernung von 230, mit der größeren Batterie für 330 Kilometer Aktionsradius reichen.

In der für Lieferfirmen, Handwerker und andere Dienstleister interessanten Variante mit geschlossenem Laderaum ist er ab 35.250 Euro (netto) zu haben. Für den Gruppen-Transporter sind inklusive Mehrwertsteuer mindestens 58.530 Euro zu veranschlagen.

Vor allem Shuttledienste im Blick

Der Innenraum des Toyota Proace Verso ist übersichtlich gestaltet. Foto: Toyota/Harald Dawo

Zwar hat der Hersteller für den „Verso“ genannten Kleinbus auch Familien im Kundenfokus, jedoch dürfte er überwiegend für Shuttledienste andere Transport-Anbieter in Frage kommen. Das liegt zum einen an der auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Innenausstattung, zum anderen an der auf 130 km/h begrenzten Höchstgeschwindigkeit, die lange Anreisen mit der Großfamilie zum Urlaubsort eher mühsam erscheinen lässt.

Schließlich ist der zum Beispiel auch im Peugeot e-208 eingesetzte Synchron-Elektroantrieb mit 136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment nicht gerade übermotorisiert, sondern eher darauf ausgelegt, die Insassen auf der Kurzstrecke zügig, effizient und abgasfrei ans Ziel zu bringen. Bei knapp zwei Tonnen Mindestgewicht sind überdies unverhoffte Temperamentsausbrüche nicht zu erwarten.

Eine halbe Stunde am Schnelllader

Das Nachfüllsystem für die Batterie bedient sich eines 11-kW-Bordladers, der mit Wechselstrom aus der Wallbox den kleinen Akku in fünf, den großen in sieben Stunden komplett auftanken soll. An der Schnellladesäule ist eine „Druckbetankung“ mit bis zu 100 kW Gleichstrom möglich, für die der Toyota mittels eines CCS-Kabels an die Stromquelle angeschlossen wird. Dort vergehen im Idealfall rund 30 Minuten für eine Ladung auf 80 Prozent Kapazität, für die 75 kWh-Batterie sind laut Hersteller etwa 15 Minuten mehr Geduld notwendig. Um die maximale Reichweite im urbanen Einsatzgebiet auszureizen, kann die Leistungsabgabe des Motors auf 60 kW, entsprechend 82 PS reduziert werden. Eine Bandbreite von 25,3 – 28 kWh gibt der Hersteller für die verschiedenen Versionen als Verbrauchswerte an. Während der Testfahrt mit dem Verso-Bus errechnete der Bordcomputer einen Stromkonsum von 30,5 kWh je 100 km Strecke.

Die akustisch sehr zurückhaltend wahrzunehmende Fahrt mit dem Kleinbus macht sich erst ab etwa 100 km/h so richtig bemerkbar, wo der Kastenform geschuldete Wind- und zum Teil auch Abrollgeräusche die Oberhand gewinnen. Doch die in bei diesem Tempo in der Kabine messbaren 65 dB(A) bleiben unterhalb der Nerv-Schwelle. Der Fahrkomfort ist freundlich-entspannt, lediglich wird Fahrer oder Fahrerin beim Rangieren etwas Kraftaufwand abverlangt, denn die Servo-Unterstützung der Lenkung könnte größer ausfallen. Die Wahl der Fahrtrichtung erfolgt über einen winzigen Hebel unterhalb des Navi-Monitors, wo die Parkstellung des eingängigen Reduktionsgetriebes per Tastendruck aktiviert wird.

Erfreuliche Bewegungsfreiheit

Selbst wer die Sitzplätze mit acht Insassen auslastet, wird keine störenden Einschränkungen der Bewegungsfreiheit hinnehmen müssen. Zwischen den elektrisch bewegten Schiebetüren bleiben 1,58 Meter Raum, in der dritten Reihe sind es trotz der im Seitenfutter eingelassenen Cupholder immerhin noch mehr als 1,40 Meter. Obacht sollte man beim Einparken walten lassen, denn die Heckklappe braucht einen Schwenkbereich von wenigstens 1,30 Meter, um Zugriff auf das Gepäckabteil zu bekommen. Die Ladekante ist mit 55 cm angenehm niedrig.

Bietet ein gutes Handling: der Toyota Proace Verso. Foto: Toyota/Harald Dawo

Die Verso-Variante des Proace erfreut mit einer guten Basisausstattung, die außer Klimaautomatik, Leichtmetallfelgen, einem Head-up-Display auf Zusatzscheibe, adaptivem Tempomat und Lederlenkrad glänzt. Die höhere Linie „Executive“ kostet 7.700 Euro mehr und ergänzt das Wohlfühl-Angebot um Ledersitze, Panorama-Dach und Navigationssystem sowie Privacy-Glas, Xenon-Scheinwerfer und Massagefunktion der vorderen Sitze. Die zweite Sitzreihe ist verschiebbar, allerdings kann man die Lehnen nicht in jeder beliebigen Stellung kippen.

Als zukunftssicherer Lieferwagen, der auch in möglicherweise für Verbrenner gesperrte Innenstädte vorzudringen vermag, empfiehlt sich der geschlossene Kastenwagen des Versos. Er bietet nicht nur die Wahl zwischen zwei Karosserielängen (4,96 und 5,31 Meter) sondern auch Nutzlasten zu 1000 bis 1275 Kilogramm. Nicht jeder möchte sich vielleicht ausprobieren, wie 100 Kilowatt Leistung mit dem voll beladenen, dann rund drei Tonnen schweren Fuhrwerk umgehen, jedoch behält jeder Nutzer die Gewissheit, das Ziel in umweltkonformer, da abgasfreier Weise erreicht zu haben.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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