Der Toyota Proace City-Verso ist keine Schönheit. Doch der Hochdachkombi der Japaner bietet eine Vielzahl von Vorteilen.
Der klassische Van ist tot, es lebe der Hochdachkombi. Auch Toyota hat seinen Verso in Rente geschickt und mit dem Proace City Verso einen Nachfolger im Lieferwagen-Zuschnitt in Dienst genommen. Der fährt genauso gut, bietet aber auf Wunsch deutlich mehr Platz und Variabilität.
Wie sein großer Bruder Proace Verso entstammt auch die City-Variante einer Kooperation mit PSA. Im Vergleich zu Peugeot Rifter, Opel Combo Life und Citroen Berlingo kommt der Toyota trotz zahlreicher Gleichteile optisch eine Spur nüchterner daher, spart sich Zierelemente im Offroad-Look genauso wie ausgefallene Lackfarben – sechs Töne gibt es, allesamt eher seriös und gedeckt. Auch bei Innenraummaterialien und Felgen leisten sich die Japaner keine Extravaganzen.
Nutzwert im Vordergrund
Stattdessen steht der Nutzwert im Vordergrund – ganz wie es die aus dem Nutzfahrzeugbau übernommene Architektur nahelegt. Der Testwagen kam in der Länge L2 (4,75 Meter) mit gestrecktem Radstand und siebensitziger Bestuhlung. Alternativ ist ein Fünfsitzer in gleicher Länge zu haben; die Kurzversion (4,40 Meter) ist ebenfalls wahlweise für fünf oder sieben Insassen bestellbar, bietet in der letztgenannten Version aber keinen nennenswerten Restkofferraum mehr.
Der lange Siebensitzer hingegen nimmt auch bei voller Bestuhlung zumindest noch etwas mehr als Handgepäck auf. Wer die Sitze in der dritten Reihe demontiert (was fix und mit geringem Kraftaufwand möglich ist), freut sich über einen gigantischen Gepäckraum. Werden zudem die Lehnen der drei Einzelsitze in Reihe zwei und des Beifahrersitzes umgelegt, passen sogar Gegenstände mit 3,50 Metern Länge hinter die Heckklappe. Wer nur Kleinkram einladen will, kann das dank eines separat aufklappbaren Heckfensters (optional) auch in engen Parkhäusern bequem tun. Der Einstieg über die Seite erfolgt durch Schiebetüren, wer in Reihe drei will, muss sich dabei ein wenig quetschen.
Drei optionale Einzelsitze
Hat man aber erst einmal Platz genommen, geht es selbst ganz hinten recht luftig zu. Noch bequemer ist es auf den drei optionalen Einzelsitzen in Reihe zwei, die auch drei Kindersitze gleichzeitig aufnehmen. Vorne schließlich sitzen Fahrer und Beifahrer aufrecht und mit gutem Überblick über Auto und Verkehrsgeschehen. Das Cockpit ist dabei durchaus gefällig eingerichtet, wirkt mit dem freistehenden Monitor (ab „Shuttle“) und ein wenig Chromzierrat nicht nach Berufskraftfahrer-Arbeitsplatz. Auch wenn die einfachen und monochromen Plastik-Oberflächen nicht ganz auf Pkw-Niveau sind: In Sachen Alltagstauglichkeit muss sich der Proace hingegen nichts vorwerfen lassen.
Der Schalt- beziehungsweise Automatikwählhebel (in diesem Fall eher eine Scheibe) liegt genau so gut zur Hand wie Touchscreen und Klimaregelung. In und an der Mittelkonsole finden sich ausreichend viele und gut dimensionierte Ablagen inklusive eines doppelten Handschuhfachs. Selbst eine Anderthalbliter-Flasche hat in der Türverkleidung problemlos Platz. Gegen Aufpreis gibt es zudem ein geräumiges Stausystem für den Dachhimmel, in dem auch die Fondpassagiere Kleinkram unterbringen können.
Komfortables Fahrwerk inklusive
Beim Fahren kann der Proace seine Nutzufahrzeug-Herkunft nicht ganz verleugnen. Vor allem bei der Geräuschdämmung fällt er gegenüber klassischen Pkw-Vans ab. Das Fahrwerk ist kommod abgestimmt und erlaubt durchaus Karosseriebewegungen. Vor allem beim langsamen Fahren auf schlechter Straße gerät der Aufbau ins Schaukeln. Auf der Autobahn gefällt andererseits das gemütliche Vorankommen. Dazu passt, dass der 130 PS starke 1,5-Liter-Diesel ebenfalls keine Hektik aufkommen lässt und den langen Proace eher behäbig in Bewegung setzt.
Dabei schaltet die empfehlenswerte Achtgangautomatik bei Bedarf durchaus zackig runter und erhöht den Durchzug beim Zwischensprint. Für Eilige ist der Proace aber trotzdem die falsche Wahl, von Tempo 100 (aus dem Stand nach 11,1 Sekunden erreicht) bis zur Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h braucht der Hochdachkombi eine gefühlte Ewigkeit. Im Gegenzug bleibt der Kraftstoffkonsum immer im akzeptablen Bereich. Rund 5,8 Liter genehmigt sich der Vierzylinder im Schnitt auf 100 Kilometern.
Preis ab 20.140 Euro
Preislich ordnet sich der Toyota am unteren Ende der Plattform-Familie ein. 20.140 Euro kostet die sehr frugale „Combi“-Variante mit dem 110 PS starken 1,2-Liter-Benziner, die mit Klimaanlage und Basis-Radio zumindest etwas Grundkomfort bietet. Smartphone-Vernetzung gibt es erst eine Stufe höher bei „Shuttle“ (ab 21.460 Euro). Zum gut ausgestatteten Familienauto wird der Proace als „Team Deutschland“-Modell für 25.530 Euro. Dann sind Leichtmetallfelgen, Rückfahrkamera, Dachreling und Klimaautomatik mit dabei. Wer die längere Version L2 will, zahlt mindestens 21.930 Euro für das Basismodell, in den höheren Ausstattungslinien schrumpft der Aufpreis gegenüber dem L1-Modell tendenziell etwas.
Die Preise für den L2-Testwagen mit dem 130 PS starken Diesel, Automatik und „Shuttle“-Ausstattung starten bei 28.740 Euro. Wer bei Antrieb und Ausstattung komplett in die Vollen greift, kommt bei knapp 40.000 Euro aus. Und läge damit noch immer günstiger als mit einem ordentlich ausgestatteten Siebensitzer-Van der VW-Sharan- oder Ford-Galaxy-Liga.
Auch wenn der Toyota Proace City Verso nicht ganz das Komfort-Niveau und das Wohlfühl-Ambiente eines klassischen Vans bietet, muss die Familie an Bord nicht auf viel verzichten. Fahrspaß und Fahrleistungen bleiben überschaubar, das Platzangebot auf knapp 4,80 Metern Länge (L2) mach das jedoch spielend wett. (SP-X)