Toyota Corolla: Sparpaket mit Schleife

Toyota Corolla: Sparpaket mit Schleife
Sowohl an Hatchback wie Kombi belässt es Toyota bei leichten Retuschen. © Toyota

Der Toyota Corolla ist frisch geliftet zurück. Äußerlich kaum verändert, aber mit deutlich mehr Wonne im Doppelherzen.

Zugegeben: Sie bauen auch noch andere Modelle bei Toyota. Aber der Botschafter in Sachen Ellipsen-T ist nun mal der Corolla. Seit 1966 steht der Name wie ein Synonym – auch wenn sich der Anblick stets gewandelt hat. Nun läuft das Facelift der zwölften Generation vom Band. Kein Auto wurde öfter verkauft. Weit mehr als 50 Millionen Corollas in nicht mal 60 Jahren – Weltrekord. Eine Schlange, die sechsmal um den Globus reicht.

Und darum hat so recht keiner verstanden, warum der Corolla im Frühjahr 2007 zugunsten des Auris von Europas Hauptmärkten verschwand. 2019 jedenfalls war er wieder da – und wie. Hatte doch Ex-Firmenchef Akio Toyoda zwei Jahre vorher versprochen, nie wieder langweilige Autos zu bauen. Die Botschaft: Rollende Vernunft muss ja nicht auch so aussehen.

Zwei-Liter-Version mit 196 PS Systemleistung

Nur mehr zwei Hybrid-Varianten mit 140 und 196 PS Systemleistung stehen zur Wahl. Foto: Toyota

Tut sie auch im zweiten Lebensabschnitt nicht, weil es die Designer bei behutsamer Retusche beließen. Sportlich-frech präsentiert sich darum auch weiterhin das 4,37 Meter lange Schrägheck, praktisch-schnittig der 4,65 Meter messende Kombi. Beide mit neuen, angriffslustig dreinschauenden LED-Augen. Bieder ist passé.

Auch technisch: Unter dem Blech arbeitet zwar ausschließlich Vollhybrid-Technik – aber eben längst nicht mehr wie zu Ur-Prius-Zeiten und getreu dem Motto „überholt ruhig, für mich zählen andere Werte“. Ganz im Gegenteil: Hab’ Wonne im Doppelherzen hat sich Toyota gedacht – und schon die 1,8-Liter-Version auf 140 PS Systemleistung gehievt. Der Zwei-Liter-Langhuber kommt in Kooperation mit seinem E-Motor gar auf schicke 196 PS. Genau das Richtige für alle, die nicht bloß Schleichfahrt im Sinn haben. Steht schließlich nirgendwo, dass ein Sparpaket keine Schleife haben darf.

Noch nicht mal das schlechte Gewissen muss einen plagen. Die immerhin fast anderthalbfache Motorleistung gegenüber der Basisversion erkauft man sich – abgesehen von 1900 Euro – ohne ein zusätzliches Gramm CO2 je Kilometer und spart im Gegenteil sogar ein paar Tröpfchen beim Verbrauch. Die Philosophie: Man freut sich über jeden Balken, um den sich die Display-Batterie dank Dezenz im Gasfuß füllt – hat aber Reserven, wenn’s mal zügiger rollen muss.

Stimmiges Fahrwerk, präzise Lenkung

An der Optik hat sich wenig geändert. Der Kombi fasst umgeklappt nach wie vor 1,6 Kubikmeter Fracht. Foto: Toyota

Das Zusammenspiel der Motoren mit Kolben und Wicklung klappt prima. Dem letzten Tick Sportlichkeit indes steht wie stets das stufenlose Getriebe im Weg – aber als Asphaltglüher ist der Corolla ja auch nicht gedacht. Immerhin jault die Übersetzung dank umfassender Renovierung nicht mehr nur, sondern erzeugt ordentlich Vortrieb. Wenn es sein muss, sogar richtig. Dann beschleunigt der potentere Corolla in 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und sogar der schwächere lässt sich nur 1,7 Sekunden mehr Zeit. Maximal sind für beide 180 Sachen drin.

Geblieben ist zum Glück das stimmige Fahrwerk, das Toyotas Jüngstem zu exakter Bogenfahrt bis weit in den Grenzbereich hinein verhilft – gepaart mit einer Lenkung, deren Präzision und Rückmeldung manchem Flachflitzer zur Ehre gereichte. Wer obendrein ein wenig auf Show machen möchte, dem sei die Ausstattung GR Sport mit Heckdiffusor, 18-Zöllern und allerlei sonstigem Zierrat empfohlen.

Wirklich artgerecht allerdings hält den Corolla, wer aus Stellung „Sport“ auf „Normal“ oder gar „Eco“ schaltet. Immerhin locken in Sachen Verbrauch offizielle 4,4 Liter. In der City klappt die Annäherung gut, Werte um fünf sind ohne Lähmung im Gasfuß möglich. Jenseits des Ortsschildes geht es naturgemäß ein wenig nach oben, weil der Lithium-Ionen-Batterie die umgewandelte Bremsenergie fehlt.

Akku flach unter der Rücksitzbank

Neben dem digitalen Cockpit thront mittig ein 10,5-Zoll-Display. Auch ein Head-up-Display ist verfügbar. Foto: Toyota

Apropos Akku: Der duckt sich, weil kleiner, leichter und dennoch kräftiger, flach unter die Rücksitzbank. An die drei Kilometer sind rein elektrisch möglich. An Stauraum bleiben da aber immer noch 361 Liter, umgeklappt ist es ein guter Kubikmeter. Der Kombi bietet 596 sowie 1606 Liter. Besonders schön: Der Laderaum ist wirklich bretteben und gegen Schmutz dreht man die Boden-Abdeckung einfach um.

Schick haben es auch die Insassen. Sie sitzen schallgedämmt und vorne wie hinten mit auskömmlich Platz, das Interieur ist gefällig und keineswegs bloß hartplastifiziert. Neben dem digitalen 12,3-Zoll-Cockpit thront mittig ein 10,5-Zoll Display, und auf Wunsch gibt’s alles Wissenswerte per Head-up-Display auf die Frontscheibe. Nur die Ablagen sind teilweise etwas klein geraten.

Dafür wacht serienmäßig das „Safety-Sense-System“ per Kamera und Radar über Spur, Abstand und bremst automatisch auch für Fußgänger. Klimaanlage, Licht-Assistent sowie Verkehrszeichen-Erkennung sind ebenfalls an Bord – und wegen der mauen Retrospektive ist auch die Rückfahrkamera Serie. Durch Over-the-Air-Updates lässt sich die Software darüber hinaus jederzeit aus der Ferne aktualisieren.

Von 33.340 Euro an aufwärts kann man ab Ende März an im gelifteten Corolla Platz nehmen, mit reichlich Schnick und Schnack bringt man aber auch eine Vier nach vorne. Der in Deutschland nach wie vor sehr beliebte Kombi „Touring Sports“ kostet jeweils 1200 Euro Aufpreis. Gratis hingegen gibt’s die überraschende Erkenntnis, wie oft man im Grunde ohne das Auf und Ab der Kolben unterwegs sein kann. Nach anderthalb Stunden Probefahrt durch Stadt, über Land und auch Autobahn lag der Elektro-Anteil bei 62 Prozent. Im Klartext: Der Verbrenner hatte gut die Hälfte der Zeit Pause. Da würden womöglich sogar Klimakleber die Hand vom Asphalt nehmen.

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