Die zweite Generation des Smart hat lange auf sich warten lassen. Neun Jahre nach der ersten Markteinführung ist bei dem Cityflitzer vieles gewachsen – größtes Hindernis für einen Erfolg bleibt der Preis.
Von Thomas Flehmer
Geändert hat sich eigentlich nicht viel - zumindest auf den ersten Blick. Die zweite Smart-Generation hat sich neun Jahre nach der Markteinführung in das Stadtbild eingefügt. Die Zeiten, in denen sich Kinder beim Anblick des damaligen innovativen Aufregers gegenseitig zwickten, sind längst vorbei. Zwar bleibt der Smart weiterhin einzigartig in seiner Erscheinung, doch mit der zweiten Generation kehrt auch schon ein wenig Establishment beim Böblinger Unternehmen ein.
Knapp 20 Zentimeter gewachsen
Denn wie derzeit alle Mobile ist auch der Smart gewachsen, kräftig sogar. 19,5 Zentimeter verhelfen den Insassen zu mehr Sicherheit, mehr Komfort, schlicht mehr Platzfreiheit und 70 Liter mehr Kofferrauminhalt. Zwei kleine Koffer sowie mehrere Taschen passen nun in die von 220 bis 340 beladbaren Liter hinter den beiden Sitzen - genug für den Urlaub zu zweit. Und auch die Anreise wird nicht zum Stressfaktor. Erstaunlich viel Beinfreiheit sowie bequeme Sitze mit gutem Seitenhalt verschönern den Trip.
Der stärkste Antrieb, ein Benziner mit 62 kW/82 PS, verhilft dem lediglich 2,70 Meter kurzen Flitzer innerhalb von 10,9 Sekunden in den dreistelligen Kilometerbereich. Bei 145 km/h greift dann die Elektronik ein und stoppt den Tatendrang des Rennzwergs. Und das ist auch gut so. Denn bei den ersten Testfahrten zeigte sich der Smart in Geschwindigkeitsbereichen bis zu 130 km/h sehr souverän. Danach wird es anstrengender, den Wagen in der Spur zu halten.
Kürzere Schaltzeiten
Nicht mehr ganz so anstrengend dagegen ist das Schalten im Smart. Immer noch benötigt der Fahrer eine kurze Gewöhnungszeit, um das Schaltgetriebe richtig zu bedienen. Doch die Nick- und Wankbewegungen, die in der ersten Generation stark an die Enten-Fahrten in den siebziger Jahren erinnerten, gehören der Vergangenheit an. Ganz abgelegt hat der Neue diese Eigenschaft nicht, aber die kürzeren Schaltzeiten mindern Wankbewegungen. Auch das Fahrwerk ist komfortabler geworden. Schlechter Autobahnbelag wird souverän absorbiert.
Doch der Smart soll ja auch nicht unbedingt auf der Autobahn punkten, sondern in der Stadt. Und da liegen die Vorteile nicht erst ab dem Einführungsmonat April auf der Hand. Obwohl gewachsen, bleibt der Zweisitzer äußerst wendig und kann immer noch quer in eine Parklücke gestellt werden. Der Wendekreis von lediglich 8,75 Metern passt optimal zu vollen Straßen, wie die Testfahrten in Madrid bewiesen. Einmal kurz verfahren, macht nichts, wir wenden schnell mal.
Offener Rußpartikelfilter
Dabei macht sich auch der stärkste Motor äußerst beliebt. Beim Kavalierstart an der Ampel kann der David gegen die Goliaths mehr beweisen, als man es bei seiner Größe annehmen könnte. Da haben es der Einstiegsmotor mit 45 kW/61 PS und der etwas stärkere 53 kW/71 PS-Motor etwas schwieriger. Aber es reicht auch so für den Straßenverkehr. Ein 33 kW/45 PS-starker Diesel folgt noch in diesem Sommer. Leider ist das Teil für rund ein Jahr nur mit einem offenen Rußpartikelfilter ausgestattet. Wer ein geschlossenes System ordern möchte, muss sich noch gedulden.
Aber auch ohne Filter, der diesen Namen auch verdient, bleibt der CO2-Ausstoß mit 90 Gramm pro Kilometer gering. Mit Filter wird sich dieses Niveau ein wenig anheben, aber immer noch im zweistelligen Bereich verweilen.
Viel Freiheit im Innenraum
Auch der Innenraum bleibt smart. Die auffallenden Luftdüsen, die aufgesetzten Rundinstrumente zeigen weiterhin, dass man sich in einem Smart befindet. Neu gestalten sich die Ablageflächen.
Da die weiterhin als Kunststoffpanel in jeder verfügbaren Farbe austauschbare Frontklappe etwas mehr heruntergezogen wurde, präsentiert sich der Platz hinter der Frontscheibe fast vanartig. Hier kann viel abgelegt werden, muss aber nicht. Denn die Ablageflächen befinden sich bei der zweiten Generation in Höhe der Armaturen. Reflektierende Sachen können nun nicht mehr beim Fahren blenden.
Preis als Hinderungsgrund
Doch soviel Zuwachs an Komfort hat auch seinen Preis. Das Smart Fortwo Coupé mit 45 kW beginnt in der Ausstattungsvariante Pure bei 9.490 Euro. Das Cabrio in der Topversion Passion beginnt bei 15.730 Euro, der Diesel bei 16.240 Euro.
Werden dann noch ein Komfort-/Licht-Paket mit elektrisch einstellbaren Außenspiegeln (295 Euro), Servolenkung (460 Euro), Sitzheizung (255 Euro), Kopf- und Brust-Airbags (290 Euro) sowie ein Audiopaket (730 Euro) geordert, ist man schnell bei 18.300 Euro - ganz schön riesig für den Rennzwerg, und wahrscheinlich einer der größten Hinderungen, den neuen Smart so gern zu haben, dass man ihn besitzen möchte.