Smart Forfour DCT: Genickt wird zum Schluss

Kleinstwagen mit Doppelkupplung

Smart Forfour DCT: Genickt wird zum Schluss
Mit der Doppelkupplung ist der Smart Forfour recht flott unterwegs. © AG/Flehmer

Smart hat durch das neue Doppelkupplungsgetriebe den kleinen Stadt-Floh in einen City-Flitzer verwandelt. Selbst mit vier Sitzen wurschtelt sich der Forfour agil durch den Verkehr – doch wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe . . .

Von Thomas Flehmer

„Einszweidrei im Sauseschritt, läuft die Zeit; wir laufen mit“, hatte schon Wilhelm Busch im Jahre 1877 erkannt. Acht Jahre waren nach dem Ende der ersten Generation des Smart Forfour vergangen, als Daimlers Kleinwagentochter 2014 wieder einen Viersitzer auf die Straße schickte. Der Zeit entkommen ist der Smart aber erst im vergangenen Jahr, als Zwei- und Viersitzer mit dem DCT ausgestattet wurden.

Durch das kleinste Doppelkupplungsgetriebe – bei Smart mit dem Namen Twinamic versehen - überhaupt wird die zuvor arg störende Zugkraftunterbrechung ad acta gelegt, was Fahrer und Beifahrer in früheren Zeiten immer automatisch zum Nicken bewegte. Die Nackenmuskeln werden in der aktuellen Variante nun durch andere Ursachen animiert.

Begeisternder Wendekreis des Smart Forfour

Auch als Fahrzeug für vier Personen zeigt der Forfour seine sprichwörtliche Wendigkeit. Denn für eine Runde benötigt der 3,69 Meter kurze Forfour zwar zwei Meter mehr als der noch Meter kürzere Fortwo. Doch mit 8,95 Metern schlägt der Viersitzer alle Mitbewerber, bis auf den Smart-Plattformbruder Renault Twingo. Die kurze Drehung, die der Smart lediglich benötigt, ruft auch auf der Straße Begeisterung hervor, auch wenn die eingeschlagenen Räder dabei eine Reminiszenz an die legendäre Ente hervorrufen, deren Räder ebenfalls über einen solchen komischen Einschlagswinkel verfügten – und das trotz Frontmotors.

Beim Smart sitzt das Aggregat dagegen hinter unter der dicken Gepäckraummatte, die das auf 185 Litern verstaute Gepäck vor allzu großer Motorhitze bewahrt. Sind die speziellen „readyspace“-Sitze umgeklappt, können knapp 1000 Liter verpackt werden. Aber auch die beiden Personen können es sich auf den beiden hinteren Sitzen bequem machen. Allerdings sind die Scheiben nur aufklappbar, sodass im an sich schon kleinen Raum hinten eine gewisse Enge entsteht.

Ungewöhnlich: Fahrassistenzsysteme im Kleinstwagen

Mit der Doppelkupplung ist der Smart Forfour recht flott unterwegs.
In 11,9 Sekunden erreicht der Smart Forfour DCT Tempo 100 AG/Flehmer

Zudem wird bei voller Besetzung das Sichtfeld des Fahrers weiter eingeschränkt, sodass die für die Klasse üblicherweise nicht angebotenen Assistenten wie Rückfahrkamera oder Piepser recht sinnvoll sind. Auch die Abstandswarnfunktion sowie der Spurwechselassistent sind mittlerweile angebracht, da es mit dem 66 kW/90 PS starken Dreizylinder und dem DCT doch etwas schneller vorangeht.

Jedenfalls dann, wenn die Doppelkupplung auf „S“ geschaltet ist. Dann wird das sonst bemerkbare Turboloch schneller aufgesogen und der Sprint kann in guten 11,9 Sekunden absolviert werden. Anerkennend nicken die anderen Verkehrsteilnehmer bei diesem Spurtvermögen ihre Köpfe.

Erhöhte Sitzposition im Smart

Mit der Doppelkupplung ist der Smart Forfour recht flott unterwegs.
Unter der Gepäckraummatte befindet sich der Motor AG/Flehmer

Die 135 Newtonmeter Drehmoment, die ihre maximale Kraft bei 2500 Umdrehungen erreichen, tragen zu einer Höchstgeschwindigkeit über 165 Stundenkilometer bei. Aufgrund der hohen Karosserieform bietet Smart optional einen Seitenwindassistenten an. Während des Testzeitraumes wehte es aber nicht so stark, um irgendwelche Beurteilungen abgeben zu können.

Die hohe Bauweise kommt auch den Insassen zu Gute. Obwohl Kleinstwagen liegt der Ein- und Ausstieg überraschend höher als bei manch einem Kompakten. Sprich: Man kann bequem einsteigen und nach der Fahrt locker herausrutschen – wenn man denn hinaus möchte. Denn die Einrichtung ist ein weiterer Höhepunkt, der Fahrer und Beifahrer häufiger zum Kopfnicken bewegt.

Happige Preise für den Smart

Mit der Doppelkupplung ist der Smart Forfour recht flott unterwegs.
Das Cockpit kann auch zweifarbig eingerichtet werden AG/Flehmer

Der Innenraum und auch die gut konturierten Sitze sind schwungvoll und modern gestaltet - auf Wunsch auch zweifarbig. Die Instrumente sind gut ablesbar, der Zündschlüssel wird nicht mehr in der Mittelkonsole, sondern am Lenkrad eingesteckt. Das Display in der Mitte des Armaturenbretts ist intuitiv zu bedienen, sodass auf der überwiegend Fahrt – der Dreizylinder ist als solcher nicht zu hören - keine Überraschungen passieren sollten, die dann aber doch auftreten.

4,2 Liter gibt Smart für den Verbrauch auf 100 Kilometern an. Im Testzeitraum waren es mehr als sechs Liter im Stadtverkehr. Da nickt der Fahrer nicht mit dem Kopf, sondern schüttelt ihn. „Stets findet Überraschung statt. Da, wo man’s nicht erwartet hat“, scheint auch hier der Dichter zu sagen.

Denn nicht nur der Einstiegspreis über 16.100 Euro für den Smart Forfour DCT erscheint nicht unbedingt smart. Mit den Extras bei den Assistenten oder komfortablen Ausstattung, die den Forfour zum einem Schönling der Straße macht, kommen ganz schnell 4700 weitere Euronen zusammen, sodass der Konfigurator bei 20.825 Euro gestoppt wird, weil der Dichter im Ohr ruft: „Doch wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe.“ Doch das Ende ist auch diesem Preis, für den es auch schon einen gut ausgestatteten Kompakten gibt, noch nicht zu sehen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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