Smart #3 Brabus: Lässt auch Sportwagenfans strahlen

Display nervt mit Reflexionen

Smart #3 Brabus: Lässt auch Sportwagenfans strahlen
Der Smart #3 gibt es auch als sportliche Brabus-Variante. © Smart

Winzig war gestern: Mit 4,40 m Länge überragt der Smart #3 heute sogar einen VW Golf. Dass er obendrein auch als Leistungssportler taugt, zeigt der Praxistest mit der Brabus-Version.

Der Marke Smart mögen viele Besonderheiten innewohnen, auf eine würden die Verantwortlichen wohl aber gerne verzichten: Während die Autos immer größer wurden, verkleinerte sich das Absatzvolumen in Deutschland rapide. Vor zehn Jahren ließen Kunden noch mehr als 22.000 Micro-Pkw von Typ Smart neu zu, Ende 2024 waren es rund 40 Prozent weniger. Nachdem die Mercedes-Kooperation mit Renault für Smart keinen durchschlagenden Erfolg brachte, soll es nun mit dem chinesischen Geely-Konzern besser gelingen.

Auch nach dem Tod von Bodo Buschmann lebt der Name Brabus als Kennzeichen sportlich-edler Pkw weiter. Der Smart #3 Brabus bietet stolze 115 kW mehr Leistung an als das Standardmodell und kommt so auf 428 Pferdestärken (315 kW). Zum Vergleich: der nun fünfmal gebaute Brabus SLK V8 hatte seinerzeit 450 PS. Das heutige SUV-Coupé aus China kann man deshalb getrost als Stark-Stromer bezeichnen und mit einer Sprintfähigkeit von 3,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h dürfte es dem Achtzylinder-Boliden von damals durchaus ebenbürtig sein.

Muskulös und sportliche Attitüde

Aber der Reihe nach: Gegenüber dem Smart #1 ist der Dreier deutlich flacher und 13 Zentimeter länger. Die gestreckte Form wirkt elegant, die muskulös ausgestellten Flanken, das abfallende Dach nebst Kantenspoiler sowie die schwarz eingefassten Radhäuser über 20-Zoll-Felgen verheißen einen dynamischen Auftritt. Serienmäßig ist das Panorama-Glasdach, das für einen hellen, freundlichen Innenraum sorgt. Insgesamt erscheint das Fahrzeug sehr harmonisch gestylt, rahmenlose Seitenscheiben unterstreichen die sportliche Attitüde.

Gestalterische Harmonie bestimmt auch den Innenraum. Weiche Schwünge, zarte Kurven und gewölbte Oberflächen an Verkleidungen, Mobiliar und Griffen, kräftige Seitenwülste an den Sportsitzen und eine wie ein Raumteiler hoch gezogene Mittelkonsole empfangen die Passagiere. Wie kaum anders zu erwarten, kommt im Innenausbau auch hier viel Hartplastik zum Einsatz, jedoch ist das Finish gut gemacht und es sieht entsprechend edel aus. Im Unterschied zum Smart #1 sind die Lüftungsdüsen unterhalb des Hauptmonitors und an den Seiten rund.

Störende Reflektionen

Das Mittelsdisplay sorgt für Reflexionen in der Seitenscheibe. Foto: Axel F. Busse

Schon bei der Fahrt am Tag macht sich das durchaus gut ablesbare Display hinter dem Lenkrad als störend bemerkbar. Seine Reflektionen erscheinen in der linken Seitenscheibe in Höhe des Außenspiegels, was bei Nachtfahrt richtig lästig werden kann. Zwar ist das Display dann dunkel eingefärbt, jedoch kommen dann weitere optische Beeinträchtigungen in Front- und Seitenscheiben durch die Ambiente-Beleuchtung hinzu. Immerhin versteht der virtuelle Sprach-Assistent den Befehl „Ambiente-Beleuchtung abschalten“.

Die Platzverhältnisse sind auskömmlich, ordentliche Beinfreiheit für die hinten Sitzenden ist gewährleistet. Nur sind dort die Sitzpolster mit Rücksicht auf das stark geneigte Dach sehr tief angebracht, so dass hoch gewachsene Insassen mit einem sehr spitzen Kniewinkel reisen müssen. Für die Frontpassagiere ist die Kabine 1,44 Meter breit, hinten sind es noch 1,38 m. Die Ladekante ist 76 cm hoch und hinter der elektrischen Heckklappe sind 370 bis 1160 Liter Gepäckvolumen verfügbar. Leider fehlt an der Klappe eine Taste für das Öffnen von außen. Hinzu kommt ein Frunk von 15 Liter, wo das Ladekabel verstaut werden kann.

Farbenfrohe Animationen im Blick

Der Zentralmonitor hat eine Diagonale von 12,8 Zoll und über dessen Touchscreen werden die wesentlichen Fahrzeugfunktionen gesteuert. Die farbenfrohe Grafik und die zahlreichen Animationen entbehren nicht eines gewissen Ablenkungs-Potenzials, aber Symbole und Bedienlogik stimmen und geben nur selten Rätsel auf. Es überrascht, dass bei dem hohen Niveau an Komfort- und Sicherheits-Features eine Automatik-Schaltung für das Fernlicht fehlt, aber die Lichtausbeute ist erstklassig und fördert die sichere Fahrt in Dunkelheit. Bei Aktivierung des Sprachassistenten sollte die Lautstärke von Radio oder Medien-Einspielung, wie anderswo üblich, automatisch heruntergefahren werden, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Ein Head-Up-Display gehört ebenfalls zur Serienausstattung.

Da die Mittelkonsole der Ladeschale, den USB-Ports, Ablagen und Getränkehaltern gehört, ist die Fahrfunktion im rechten Lenkstockhebel beheimatet. Einen Startknopf braucht es nicht, denn die Sitzbelegung stellt die Abfahrbereitschaft her. Die Lenkunterstützung ist einstellbar, das System ist leichtgängig und lässt an Rückmeldung nichts vermissen. Die Funktionssymbole auf den Tasten des Multifunktions-Lenkrades sind so hell, dass sie tagsüber schlecht ablesbar sind, des nachts liest man wegen der integrierten Beleuchtung aber umso besser.

Angenehm sanftes Gleiten

Trotz der 45er-Niederquerschnittsreifen fehlt es nicht an Abroll- und Dämpfungs-Komfort, jedoch machte sich unterwegs auf Kopfsteinpflaster immer wieder ein prägnantes Rumpeln bemerkbar. Auf gutem Belag gleitet der Brabus angenehm sanft dahin, bei 100 km/h wurden in der Kabine nur knapp mehr als 60 dB(A) gemessen. Der Allradantrieb beschleunigt souverän, kommen jedoch die vollen 543 Newtonmeter Drehmoment zum Einsatz, kann es die Traktionskontrolle schon mal kurzzeitig überfordern. Anspruchsvolle Kurvenpassagen bewältigt der Fünftürer ausgewogen und neutral, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h begrenzt.

Der Smart #3 ist optisch ansprechend, auch von hinten. Foto: Smart

Laut Hersteller soll der Wagen mit seiner 66-kWh-Batterie bis zu 415 km weit kommen, was die protokollierten Anzeigen nach 100 Prozent Ladung bestätigten. Nimmt man allerdings die Verbrauchsanzeige zum Maßstab, die sich im Mittel bei 22 kWh/100 km einpendelte, kann es durchaus sein, dass der Akku auch schon nach 300 km Überlandfahrt leergesaugt ist. Daran dürften dann der Stromverbrauch durch Heizung sowie fehlende Rekuperations-Phasen ihren Anteil haben. Der Smart #3 Brabus kann mit einer Leistung von 150 kW geladen werden, was für die Befüllung von 10 auf 80 Prozent minimal 30 Minuten beanspruchen soll.

Im Unterschied zum Einstiegsmodell, dessen Stromspeicher ein Lithium-Eisenphosphat-Akku ist, setzt der Brabus auf Lithium-Ionen-Technik. Ausgestattet mit sieben Airbags, dem üblichen Arsenal an Radar- und Ultraschall-Sensorik sowie 360-Grad-Kamera kostet er ab 50.990 Euro.

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