Skoda: Mit einem Doppelschlag in die Elektromobilität

Superb iV und Citigo iV

Skoda: Mit einem Doppelschlag in die Elektromobilität
Der Skoda Superb iV ist der erste Plug-in-Hybrid der VW-Tochter. © Skoda

Recht spät, dafür aber mit einem Doppelschlag beginnt bei Skoda das Elektro-Zeitalter. So kommen jetzt der Kleinstwagen Citigo iV und der Superb als Plug-In-Hybrid auf den Markt.

Mit den tschechischen Stromern will sich auch ein neues Kürzel in den Köpfen potenzieller Kunden etablieren. Die Buchstabenkombination „iV“ wird künftig alle Škoda-Modelle mit elektrifiziertem Antrieb auszeichnen.

Allerdings möchte man beim Hersteller dies nicht mit „in Vertretung“ übersetzt sehen, sondern lieber mit „innovative Vehicle“ oder ähnlich schmeichelnden Zuschreibungen. Auch das Modell Octavia wird zu solch einem innovativen Fahrzeug, denn es bekommt als nächstes einen Hybrid-Antrieb.

Skoda erfolgreichster Importeur

Die Ladeklappe am Skoda Superb iV. Foto: Skoda

Škoda ist seit Jahren die in Deutschland bestverkaufte ausländische Marke und konnte seinen Absatz in den ersten zehn Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres noch einmal um rund sechs Prozent steigern. Das in Mladá Boleslav nordöstlich von Prag beheimatete Unternehmen profitiert bei der Elektrifizierung seiner Flotte in besonderer Weise von der Zugehörigkeit zum VW-Konzern. Ohne Unsummen in eigene Entwicklungen stecken zu müssen, kann es mit überschaubarem Aufwand technische Lösungen adaptieren, die eine Erfüllung der strenger werdenden Abgasvorschriften ermöglichen.

Wenn Autohersteller sich als heroische Kämpfer um die Rettung der Welt inszenieren, bleiben die wirtschaftlichen Aspekte der Umstellung auf Elektrofahrzeuge oft ungenannt. Sie werden nicht zuletzt dazu gebraucht, um ab dem Jahr 2021 das europäische Flotten-Emissionsziel von 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer zu erreichen und um Strafzahlungen zu vermeiden, die bei Überschreitungen fällig werden. Die Bußen direkt auf die Verkaufspreise aufzuschlagen, könnte zu Akzeptanzproblemen bei den Kunden führen.

Anfang einer großen E-Offensive

Der Skoda Citigo iV kostet unter 21.000 Euro. Foto: Skoda

Da trifft es sich gut, dass Volkswagen bei der Entwicklung von elektrifizierten Personenwagen bereits einiges vorgelegt hat. So wie der Kleinwagen Citigo iV eng verwandt ist mit dem VW e-Up und Seats Mii Eletric, so hat der Plug-In-Superb sein Vorbild im VW Passat GTE, dessen Hybridsystem aus 1,4-Liter-Verbrenner und 85-kW-Elektromotor ebenfalls jüngst einer Überarbeitung unterzogen wurde.

Für Škoda-Chef Bernhard Maier sind die beiden Stromer nur der Anfang einer großen Elektro-Offensive: „Bis Ende 2022 wird die iV Produktfamilie bereits aus mehr als zehn Fahrzeugen bestehen“, sagt der ehemalige Porsche-Manager, „für 2025 erwarten wir für elektrifizierte Modelle einen Anteil von rund 25 Prozent unseres Gesamtabsatzes.“

Schlüssel statt Knopfdruck

Die Probefahrt mit dem Citigo iV beginnt mit einer Überraschung, denn anders als bei vielen Elektroautos vergleichbaren Zuschnitts wird hier traditionell per Schlüsseldreh gestartet und nicht per Knopfdruck. Die Antriebsleistung von 61 kW (entsprechend 83 Pferdestärken) speist sich aus einer Batterie mit einer Kapazität von fast 37 Kilowattstunden (kWh). Sie ist zwischen den Achsen eingebaut und wiegt 248 Kilogramm. Die in den 168 Zellen gespeicherte Energie kann durch den Synchronmotor im Bedarfsfall 212 Newtonmeter (Nm) Drehmoment für die Vorderachse bereitstellen, was dem kleinen Fünftürer enormes Temperament verleiht. Der zuletzt im Citigo angebotene Dreizylinder-Benziner brachte es auf nicht einmal die Hälfte dieser Durchzugskraft.

Da fällt es kaum auf, dass der schwere Akku dem Kleinen etwas Hüftspeck aufzwingt und das Leergewicht von 921 Kilogramm auf 1160 kg gestiegen ist. Mit dem Fahrpedal kann man eine erstaunliche Agilität wecken und im Schubbetrieb durch verschiedene einstellbare Rekuperatiosstufen wieder elektrische Energie einsammeln. Wer besonders effizient unterwegs sein will, wählt das Fahrprofil Eco. Dann stellt die Elektronik maximal 50 kW Motorleistung und 167 Nm Drehmoment zur Verfügung.

260 Kilometer Reichweite

Die Reichweite gibt Škoda mit 260 Kilometern an, was für einen überwiegend im urbanen Umfeld eingesetzten Kleinwagen ein ausreichender Wert sein dürfte. Für potenzielle Kunden ist anstelle der Reichweite die in Aussicht stehende staatliche Förderung der Anschaffung wohl von größerer Bedeutung. Wer sie in Anspruch nimmt, kann sich im Einzelfall über eine Reduzierung des Preises bis auf ein Niveau von etwa 15.000 Euro freuen. Immer noch deutlich mehr als ein vergleichbarer Benziner, dafür aber zu 100 Prozent emissionsfrei.

Ganz so sauber kann es der Superb iV auf der Langstrecke nicht, aber immerhin 62 Kilometer soll er rein elektrisch zurücklegen können. Sein Kombi-Antrieb besteht aus einem 1,4-Liter-TSI-Motor, wie er beispielsweise im VW Golf Verwendung findet, und einem Permanent-Synchronmotor von 85 Kilowatt Leistung. Daraus errechnet sich eine Systemleistung von 160 kW oder 218 PS. Die Leistungsbatterie ist vor der Hinterachse eingebaut und wiegt 138 Kilogramm.

Überwiegend souverän und komfortabel

Ideal für die Stadt, der Skoda Citigo iV. Foto: Skoda

Diese zusätzliche Masse macht sich unterwegs nicht negativ bemerkbar, zumal sie durch die Einbaulage den Fahrzeug-Schwerpunkt senkt und so die Straßenlage positiv beeinflusst. Die akustischen Begleiterscheinungen der Fahrt im Superb iV sind zwiespältig. Einerseits fällt bei entspannter Gleitfahrt die angenehme Ruhe auf, die an eine Oberklasse-Limousine erinnert. Andererseits reagiert der Benziner auf plötzlichen starken Leistungsabruf mit ebensolchen Drehzahlen, die den Motor angestrengt und der Überforderung nahe klingen lassen.

Allerdings wird das komplette Drehmoment der beiden Motoren, das sich zu 400 Newtonmetern addiert, nur in wenigen Fahrsituationen wirklich gebraucht, so dass dies hinnehmbar erscheint und der überwiegende Eindruck souverän und komfortabel ist.
Das bevorzugte Fahrzeug der Kundschaft ist der Superb Kombi, der zu mehr als 80 Prozent in Flotten läuft. Škoda geht davon aus, dass etwa ein Fünftel der künftigen Käufer die Plug-In-Variante wählen werden. Obwohl wegen der technischen Modifizierungen und des Einbaus der Leistungsbatterie der Tank des Superbs um zehn auf 50 Liter verkleinert werden musste, gibt der Hersteller die maximale Reichweite mit 930 Kilometern an. Die Preise für das Anfang 2020 verfügbare Fahrzeug sollen 41.590 Euro (Limousine) und 42.590 für den Kombi betragen. Beide sind ebenfalls förderfähig.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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