Škoda hat seinen Bestseller Octavia zart aufgefrischt. Die Summe der Neuerungen spricht eine klare Sprache: Mit den Fahreigenschaften ist der tschechische Hersteller offenbar ganz zufrieden.
Der Skoda Octavia hat eine Überarbeitung erhalten. Doch die Entwickler haben nicht alles angefasst – offenbar sahen sie gerade bei den Fahreigenschaften des tschechischen Bestsellers keinen Handlungsbedarf. Nur so ist es zu erklären, dass bei dieser Modell-Überarbeitung die Systeme von Fahrwerk, Getriebe, Lenkung und Bremsen unangetastet blieben.
Bei Front- und Heckkosmetik tat sich dagegen einiges und vor allem die vielfältigen Assistenz- und Kommunikationssysteme erfuhren ein umfangreiches Update. Beispielsweise warnt eine Traffication Infotainment App vor Ereignissen oder Risiken, die der Mensch hinterm Steuer mit seinen Sinnen noch gar nicht wahrnehmen kann. Die virtuelle Assistentin „Laura“ wird im Laufe des Jahres mit ChatGPT-Funktionen aufgerüstet.
Kleine optische Änderungen
Die optischen Veränderungen beschränken sich auf Kühlergrill, Scheinwerfer-Signatur und Stoßfänger, die Heckleuchten und das Arsenal an Rädern, das um einige neue Designs ergänzt wurde. In der Kabine ist Škoda um sicht- und fühlbare Nachhaltigkeit bemüht. An den Verkleidungen und am Armaturenbrett kommen vermehrt Recycling-Materialien zum Einsatz. Die aus verschiedenen Ursprüngen zusammengebackenen und fröhlich melierten Teile sind haptisch sehr viel freundlicher als das sonst an solchen Stellen verwendete Hartplastik.
Wer auf das in Misskredit geratene Naturleder nicht verzichten möchte, findet im Octavia jetzt einen Weg zur Akzeptanz: Es wird nur Leder verwendet, das mit der natürlichen Gerbsäure aus Kaffeebohnen-Schalen bearbeitet wurde.
Kombi für (fast) alle
Wer in Deutschland vom Octavia spricht, meint in den allermeisten Fällen einen Kombi. Die Familienlaster machen rund 95 Prozent der Neuzulassungen aus, wobei der Wagen dann aber selten wirklich Familien zu Diensten ist. Weil das Flottengeschäft mehr als vier Fünftel des Octavia-Absatzes ausmacht, sind die Fahrzeuge vornehmlich auf den Dienstwagen-Parkplätzen von Firmen anzutreffen. Das war nicht immer so: Seit der Einführung des Modells 1996 hat sich das Mengenverhältnis von Limousinen und Kombis komplett ins Gegenteil verkehrt.
In der Motorenpalette hat der Dreizylinder ausgedient. Einstiegs-Antrieb ist jetzt ein 1,5 Liter großer Vierzylinder mit 115 PS. Dieses ungewöhnliche Upsizing verblüfft umso mehr, als dass es nicht automatisch zu Mehrverbrauch führt. Nach ca. 100 km entspannter Testfahrt auf tschechischen Landstraßen errechnete der Bordcomputer einen Spritkonsum von 5,1 Litern. Als noch genügsamer erwies sich die um 35 PS stärkere Mild-Hybrid-Version: Nach Streckenmix aus Autobahn und Landstraße kamen am Ende 4,9 Liter heraus. Als Sparhelfer wirken Zylinderabschaltung, die elektrische Unterstützung aus 0,7-kWh-Batterie und Startergenerator sowie die tendenziell niedrigeren Drehzahlen, für die das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sorgt.
Monitore bis 13 Zoll
Die Diesel-Fraktion wird im Motorenangebot von einem Paar Zweiliter-Vierzylindern gebildet, die ebenfalls 115 und 150 PS stark sind. Auch sie können in der Praxis mit Werten um fünf Liter/100 km glänzen. Werden sie entsprechend gefordert, erreichen alle Antriebsvarianten eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h. Dass die Limousinen dabei geringfügig besser abschneiden, liegt an ihrem geschmeidigeren Luftwiderstandsbeiwert (0,24 zu 0,26). Die Top-Motorisierung wird ein erst später verfügbarer, 265 PS leistender Turbobenziner sein, der die Insassen mit 370 Newtonmetern Drehmoment anschiebt. Für das Frühjahr 2025 ist eine Allradversion avisiert.
Die Cockpit-Architektur orientiert sich an den Elementen aus dem Konzernregal. Als Serienausstattung dienen zwei zehn Zoll große Informations- und Bedien-Bildschirme, auf Wunsch kann die Infotainment-Einheit auch mit einen 13 Zoll großen Monitor ausgestattet werden. Zwar müssen die kommenden Octavia-Kunden die in der Bedienpräzision nicht ganz unproblematischen „Slider“ für die Lautstärke-Regelung in Kauf nehmen, aber immerhin sind die Sensorpunkte inzwischen beleuchtet.
Erstmals über 30.000 Euro
Erweiterte Online-Funktionen erlauben es, Tankrechnungen oder Parkplatz-Gebühren direkt über das Infotainment-System zu zahlen. Der Müdigkeitswarner wurde weiter sensibilisiert, so dass er nun auch die Daten des Spurhalte-Assistenten auswertet, um zu erkennen, ob die lenkende Person eine Pause brauchen könnte. Enge Parklücken verlieren ihren Schrecken, wenn man die vollautomatische Abstellfunktion über die Smartphone-App nutzt. Obwohl Dialoge zwischen Mensch und Maschine längst Alltag in der Pkw-Nutzung sind, zeigen sich immer wieder erheiternde Randerscheinungen: So sind die Assistentin „Laura“ und ihre Kollegin aus dem Navigations-Büro nicht ganz sicher, welche Ansprache für die Fahrzeugführer/innen wohl angebracht sei. Mal spielen sie mit kumpeliger Vertrautheit („Du hast das Zwischenziel erreicht“), mal üben sie sich in formeller Zurückhaltung („Biegen Sie an der Kreuzung rechts ab“).
„Ich bin überzeugt“, sagt Škoda-Chef Klaus Zellmer, „dass unsere jüngste Ausgabe des Octavia die Fahrer und ihre Passagiere überraschen und begeistern wird“. Eine der Überraschungen ist in der Preisliste zu finden: War das Dreizylinder-Einstiegsmodell noch für unter 30.000 Euro zu haben, beginnt die Fahrt im beliebtesten Škoda jetzt bei 30.740 Euro.