Den aktuellen Octavia hat Skoda in der RS-Version auf 265 PS getrimmt. Dennoch zeigt sich der Hobbysportler im Alltag wunderbar vernünftig.
Nachdem die Tschechen Mitte der 1970er-Jahre die Rallye-Szene aufmischten und auf den Bergen von Monte Carlo mit dem Skoda 130 RS die etablierte Konkurrenz vor sich herjagten, ist das Kürzel RS nicht mehr aus dem Modellprogramm wegzudenken. RS mag zwar für Rallye Sport stehen, könnte aber auch einfach „richtig schnell“ bedeuten“.
Denn schnell sind alle RS-Modelle, vorneweg der Octavia RS. Alle vier Generationen des Marken-Bestsellers wurden auch in Sportversionen aufgelegt, die sich in Sachen Leistung und Fahrdynamik deutlich vom restlichen Modellprogramm absetzen. Mal als Diesel, zuletzt mit Plug-in-Antrieb, und jetzt nach dem Facelift der vierten Modellgeneration wieder als Benziner. Bis heute haben die Tschechen mehr als 350.000 Octavia RS ausgeliefert. Knapp die Hälfte davon nach Deutschland, dem Land ohne Tempolimit, in dem fast jeder fünfte Octavia als RS geordert wird.
Leistung auf dezente Art
Unter der Haube sitzt jetzt der bewährte, sonor klingende und drehfreudige 2.0 TSI, dessen Leistung mittlerweile auf 265 PS gestiegen ist. Für das 250 km/h schnelle Power-Paket verlangt Skoda mindestens 47.700 Euro, der Kombi ist für 48.570 Euro zu bekommen. Dafür gibt es Power, die den Wagen in knapp über sechs Sekunden auf 100 Sachen katapultiert. Trotzdem gehört das Auto eher zu den dezenten Vertretern seiner Art. Der RS stellt seine Leistung nicht mit übertriebenen Spoilern zu Schau.
Außerdem treibt er seinen Piloten nicht wie ein Audi RS oder BMW M ständig an. Vielmehr lässt er sich genauso angenehm wie alle anderen Motorisierungen der Baureihe fahren. Der RS ist mehr wie ein gut durchtrainierter Sportler – immer auf dem Sprung, aber nicht auf der Flucht. Wer’s laufen lassen will, flippert per Schaltwippen hinterm Sportlenkrad durch die Gänge. Ansonsten überlässt man das Schalten dem DSG-Getriebe und hofft, dass sich die Doppelkupplungsautomatik nicht in den sieben Stufen verirrt – was sie manchmal tut.
Was aber unterscheidet den RS von den restlichen Octavia-Versionen? Da wäre natürlich die Optik: Carbon-Applikationen, farbige Ziernähte, Sportpedale und Schalensitze innen. Außen etwas schwarzer Zierrat, dunkle Scheiben, eine dezente Spoilerlippe und Auspuffendrohre, die Skoda nicht verschämt unter dem Heckblech versteckt, sowie etwas größere Räder. Wirklich gut sieht der Wagen aber erst mit den 760 Euro teuren 19-Zoll-Felgen aus. Außerdem gibt’s einige nützliche Extras, die man bei den anderen Modellen teuer bezahlen müsste, beispielsweise Matrix-LED-Scheinwerfer oder beheizbare Rücksitze. Anderes kostet tatsächlich Aufpreis: lederbezogene, elektrisch verstellbare Klimasitze etwa (2.910 Euro) oder die 360-Grad Rundumsicht für die Rückfahrkamera (440 Euro).
Uneingeschränkt alltagstauglich
Dass Lenkung, Bremsen und Fahrwerk der Leistung angepasst wurde, versteht sich von selbst. Eineinhalb Zentimeter abgesenkt, bietet Letzteres speziell in Kombination mit den empfehlenswerten adaptiven Dämpfern (770 Euro) einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort. Gleiches gilt für die Schalensitze: straff, aber nicht unbequem. Wichtig für die heiße Hatz: eine elektro-mechanische Differenzialsperre an der Vorderachse.
Denn auch das macht das Auto aus: Es ist uneingeschränkt alltagstauglich, mit dem modell-üblich großzügigen Platzangebot und dem großen Kofferraum. Und natürlich finden sich auch im RS die markentypisch praktischen Gimmicks. Im Kombi können beispielsweise die hinten Sitzenden Trinkflasche, Handy und Kabel in einem eigenen Fach unterbringen. Im Kofferraum gibt es Haken, um Taschen und Tüten zu sichern, und der immer griffbereit in der Tankklappe untergebrachte Eiskratzer ist ja fast schon legendär. (SP-X)