Skoda bietet den Kamiq nun auch als 1.5 TSI mit 150 PS an. Das City-SUV der Tschechen hinterlässt mit diesem Motor einen stimmigen Eindruck.
Wer Skodas City-SUV Kamiq im Visier hatte, kam bis dato nicht an den Dreizylinder-Benzinern vorbei – oder musste eben zum Vierzylinder-Selbstzünder mit 1,6 Litern Hubraum greifen. Wofür auch immer man sich entschied – die Leistung war bei 115 PS gedeckelt. Das ändert sich mit dem neuen Benzin-Direkteinspritzer. Dieser schickt 150 PS an die Vorderräder und ist wahlweise an ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Siebengang-Automatik mit Doppelkupplung gebunden. Die Preise starten bei 24.300 Euro für die Ausgabe mit manueller Schaltung respektive 26.100 Euro für den Automaten.
Für die neue Topversion des im Vergleich zur Schrägheck-Limousine Scala um rund sechs Zentimeter höher liegenden Kamiq gibt Skoda einen Verbrauch von 4,9 Liter Super je 100 km für den Schalter sowie 5,1 Liter für das DSG-Pendant an.
Motor läuft sehr kultiviert
Es sprechen diverse Gründe für den Vierzylinder: Natürlich läuft er einen Tick kultivierter als der Dreizylinder. Und obwohl die Einliter-Triebwerke ja durchaus charakteristisch klingen, mag der eine oder andere Kunde vielleicht doch lieber das gewohnte, unspektakuläre Summen der vier Töpfe.
Um das Aggregat maximal effizient zu machen, erhält der 1,5-Liter eine nahezu unmerklich arbeitende Zylinderabschaltung – in der Teilllast werkeln also nur zwei Töpfe, und das ohne gefühlten Verlust an Laufkultur. In puncto Leistung jedenfalls ist dieser Kamiq über alle Zweifel erhaben, geht über die reine Funktion hinaus und mutet nicht nur souverän, sondern schon sportlich an.
Wer dem Benziner Drehzahlen gönnt, erlebt den Tschechen durchaus nachdrücklich davoneilen – die Werksangabe von 8,3 Sekunden für den Standardsprint von 0 auf 100 km/h bestätigt den subjektiven Eindruck. Ob man sich für die manuelle Sechsgang-Box oder den Siebengang-Automaten entscheiden soll, mag der persönliche Geschmack entscheiden. Zumindest lässt sich das Schaltgetriebe leichtgängig bedienen, während der Doppelkuppler manchmal einen Moment braucht, um seiner Fülle an Übersetzungen Herr zu werden. Andererseits bedingt die volle Nutzung der Assistenten-Kompetenz ein Automatikgetriebe.
Distanzregelung überzeugt
So bremst der Kamiq – falls er mit aktivem Tempomat (390 Euro) ausgerüstet ist – gemäß dem Vordermann bis zum Stillstand herunter. Das kann freilich nur der Automat. Die Versionen mit Schaltgetriebe passen das Tempo indes ebenfalls an, man kann währenddessen sogar die Gänge wechseln, denn auch im ausgekuppelten Zustand bleibt der intelligente Geschwindigkeitsregler in Betrieb. Auf die Distanzregelung sollte man in der Tat nicht verzichten, bedeutet sie doch nicht nur einen Sicherheits-, sondern auch Komfortgewinn.
Und Komfort spielt schließlich eine Rolle beim Kamiq, dessen Fahrwerk die Ingenieure durchaus mild abgestimmt haben. Selbst mit den 17-Zöllern der 55er-Serie poltert der Alleskönner nicht übermäßig schroff über Kanaldeckel. Darüber hinaus erstaunt immer wieder, wie geräumig heutige Autos der Kleinwagen-Klasse doch sind, was allerdings auch daran liegt, dass sie bedingt durch das stetige Wachstum über die Generationen einfach nicht mehr klein sind. Denn mit 4,24 Metern Außenlänge überschreitet der Tscheche die Maße früherer Kompaktklassen erheblich. Und 2,65 Meter Radstand bietet nicht einmal der gerade auslaufende Volkswagen Golf.
Allerdings platziert Skoda seine Fahrzeuge auch immer zwischen den klassischen Ligen, und der Kamiq rangiert mit seiner A0-Plattform sicherlich am oberen Ende des Segments. Er erfreut mit umfangreichem Infotainment. Ein großer, zackig reagierender Touchscreen von bis zu 9,2 Zoll in der Mittelkonsole plus Kombiinstrument als vielfach konfigurierbarer Bildschirm (470 Euro) lassen keine Wünsche offen. Wem insbesondere der Tacho zu neumodisch erscheint: Einfach die Ansicht mit den virtuellen Rundskalen wählen, und die Welt ist wieder in Ordnung. Features wie eine Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto plus zahlreiche USB-Anschlüsse, hier bereits in moderner C-Ausgabe, dürften aber auch konservativ eingestellte Kunden schnell zu schätzen lernen.
Türkantenschutz verhindert Lackschäden
Damit hingegen die Skoda-Welt in Ordnung bleibt, erhält der Kamiq zahlreiche der wohlbekannten „Simply Clever“-Lösungen, zu denen der Eiskratzer im Tankdeckel genauso gehört wie der obligate Regenschirm in den Türtaschen oder die Taschenlampe im Kofferraum. Letzterer fasst übrigens bis zu 1.395 Liter. Außerdem scheinen die Entwickler-Kollegen zu Ford herübergeschielt zu haben – der dort schon lange eingesetzte integrierte Türkantenschutz verhindert jetzt auch beim Kamiq kleine Lackschäden.
Falls beim Konfigurieren des City-SUV am Ende noch Budget übrig ist, kann man getrost zum großzügigen Panoramadach greifen (ab 630 Euro). Es erhöht zwar das Leergewicht, taucht den solide verarbeiteten Innenraum aber in – je nach Wetterlage – helles Sonnenlicht, um etwas Wärme ins Gemüt zu bringen. Und das kann ja auch bei der Fahrt im erstarkten Benziner-Kamiq nicht schaden. (SP-X)