Der Skoda Fabia macht was her. Die neue Generation des Kleinwagens bietet mehr, als man in dieser Klasse erwartet. Das hat aber seinen Preis.
Wenn Kinder beziehungsweise Heranwachsende jedes Mal für die Bemerkung „Bist Du aber groß geworden!“ Geld bekämen, hätten sie einen guten Grundstock für die Finanzierung des Führerscheins.
Betrachter des neuen Skoda Fabia werden ebenfalls nicht um die Einschätzung des Größenwachstums herumkommen, hat doch die seit Herbst 2021 erhältliche vierte Generation des Kleinwagens auf eine Länge von 4,11 Metern zugelegt: Gegenüber der dritten Ausgabe ist das ein Zuwachs von rund 11 Zentimetern. Auch in anderer Hinsicht sprengt der Fabia Kleinwagendimensionen, dazu später mehr. Wie sich der Tscheche im Alltag macht, klärt der Test mit dem 110 PS starken Dreizylinder.
Radstand von 2,56 Meter
Gut sieht der Fabia aus und macht dazu noch einen erwachsenen Eindruck. Er legt einen markanten Auftritt hin, ohne dabei martialisch zu wirken. Viele Kanten und Sicken sorgen für einen Wiedererkennungswert. Wichtiger als die gelungene Optik dürften aber vielen Käufern die inneren Werte sein. Vom Längenzuwachs und dem um 9,4 Zentimeter auf 2,56 Meter gestiegenen Radstand profitieren die Insassen.
Zur Erinnerung: Der Golf IV vor 20 Jahren wartete ungefähr mit den gleichen Abmessungen auf, damals galten sie als Maßstab in der Kompaktklasse. So ist es also kein Wunder, dass das Platzangebot im Fabia überzeugt. Auch die Nutzer des Fonds müssen nicht um ihre Kniefreiheit bangen, sofern vor ihnen kein Sitzriese Platz genommen hat. Da der Fabia auch in der Breite zugelegt hat, ist auch die Armfreiheit meistens gegeben. Doch nicht nur die Passagiere müssen sich wenig Beschränkungen auferlegen, auch das Gepäckteil gibt sich großzügig. Es fasst 380 Liter und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf knapp 1.200 Liter erweitern. Leider entsteht dabei kein ganz ebener Kofferraumboden, eine kleine Stufe bleibt bestehen.
Souverän mit 110 PS
Ein souveräner Auftritt gelingt auch dem 110 PS starken Turbo. Der Dreizylinder überzeugt durch Laufruhe und Spritzigkeit. Das typische Motorengeräusch aus den drei Töpfen dringt nur verhalten in den Innenraum. Der Dreizylinder spurtet munter los, das kleine Turboloch beim Anfahren lässt sich durch fleißiges Nutzen des manuellen Sechsgang-Getriebes schnell überwinden.
Wer will, kann auf der Autobahn locker mit den Großen im Verkehr mitschwimmen. Kein Wunder, 110 PS sind für einen Kleinwagen immer noch eine ordentliche Hausnummer. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 205 km/h erreicht. Hat man es eiliger, zeigt der Bordcomputer Verbrauchswerte um 5,8 Liter an, frönt man der Gelassenheit, sinkt der Verbrauch um einen halben Liter. Im Schnitt flossen 5,5 Liter durch die Leitungen, den Normwert nach WLTP gibt Skoda mit 4,5 bis 4,8 Litern an. Einen Motor mit Mildhybridisierung oder als klassischen Hybrid hat Skoda für den Fabia übrigens nicht im Angebot.
Direkte Lenkung
Die Lenkung ist direkt, das Fahrwerk komfortabel abgestimmt. Einzig Querfugen sind nicht sein Ding. Diese gibt er ziemlich ungefiltert weiter. Etwas mehr Filterleistung zeigte die Verkehrszeichenerkennung. Sie erkannte nicht immer alle Verkehrsschilder korrekt. Da ist sie aber in guter Gesellschaft. Die Assistentenauswahl ist groß. Die Spracherkennung erfordert das Freischalten einer App. Der Fabia greift wie bei beim Infotainment auch bei den elektronischen Helfern auf das VW-Konzernangebot zurück. Auch hier gibt sich der Kleinwagen ganz erwachsen.
Unser Testwagen fuhr in der höchsten Ausstattungslinie Style vor, so dass das Interieur mit allerlei wohnlichen und komfortablen Extras aufwartete. Ambientebeleuchtung, elektrische Fensterheber auch hinten, Mittelarmlehne und stoffbezogenes Armaturenbrett gehören hier unter anderem zur Ausstattung. In Verbindung mit dem 110 PS-Motor werden allerdings auch 21.890 Euro fällig.
Lange Aufpreisliste
Damit nicht genug, hatte das Testauto noch für knapp 7.000 Euro Extras an Bord, darunter Klimaautomatik, beheizbare Frontscheibe und beheizbares Lenkrad, Navi, LED-Scheinwerfer, Panoramaglasdach, hintere Scheibenbremsen und Alus in 17-Zoll-Format. Von Kleinwagen-Ambiente früherer Tage ist so nicht viel übrig, vom Preis auch nicht. Die gut ausgestatteten Versionen richten sich eher an Menschen, die sich bei der Autogröße verkleinern, aber weder Komfort noch ansprechendes Ambiente missen wollen.
Wer auf die ein oder andere Annehmlichkeit verzichtet, kann den von uns gefahrenen Motor ab rund 19.900 Euro in der Version „Ambition“ ordern. Oder verzichtet auf Leistung und wählt den 95 PS starken Turbo. Als „Active“ steht er ab 17.600 Euro in der Preisliste. Günstiger geht es, wenn man zu dem angebotenen Einliter-Sauger mit 48 kW/66 PS oder 59 kW/80 PS greift. Die Basis-Variante für 14.000 Euro fährt allerdings ohne Klimaanlage vor und lässt sich auch nicht mit weiteren Extras kombinieren. (SP-X)