Der Skoda Enyaq iV hat sich für den tschechischen Autobauer zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Doch was zeichnet den Stromer aus?
Ist es das Aussehen? Über Geschmack und damit Design lässt es sich bekanntlich trefflich streiten. Ob der Skoda Enyaq iV nun hübscher als das Schwestermodell VW ID.4 ist, liegt im Auge des Betrachters. Doch eines muss man den Tschechen zu Gute halten: Sie gehen ihren eigenen Weg.
Entsprechend unterscheiden sich beide Stromer optisch klar voneinander. Wenn man schon beim Antrieb gemeinsam auf den Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) des Konzerns zurückgreift, sorgt zunächst einmal die Karosserie für ein Differenzierungsmerkmal. Bei Skoda haben die Designer dem Enyaq iV entsprechend mehr Kanten verpasst. Zudem fährt der Stromer mit seinem großen Frontgrill dominanter vor. Das muss man mögen; das trifft auch auf die optional erhältlichen und beleuchteten LED-Leuchten für den Frontgrill zu. Wer sich für das „Crystal Face“ entscheidet, der sorgt bei Dunkelheit auf jeden Fall für Aufsehen.
Großes Mitteldisplay im Innenraum
Die Unterschiede setzen sich auch im Innenraum fort, der durch ein großes Mitteldisplay bestimmt wird. Über den Touchscreen lassen sich alle wichtigen Informationen wie beispielsweise Radio, Navigation oder Fahrzeugeinstellungen wie Laden oder Verbrauch aufrufen. Die Verwendung von Tasten hat man auf ein Minimum reduziert.
Wenig durchdacht, aber das kennt man bereits aus dem ID.4, ist die Bedienung der Lautstärke am Display. Sie lässt sich nur mit einer Wischbewegung mit dem Finger einstellen. Hört sich unkompliziert an, ist es aber nicht. Eine Feinjustierung des Lautstärkerpegels ist nur dann möglich, wenn man den Finger in Zeitlupentempo über die Touchfläche unterhalb des Monitors führt. Zudem hat Skoda aus Kostengründen auf eine Beleuchtung dieses Bereichs verzichtet. Das sind Kleinigkeiten, stimmt, aber sie ärgern die Nutzer täglich. Er gewöhnt sich dann aber schnell daran, die Lautstärke nur über die Drehknöpfe am Lenkrad zu verstellen.
Etwas ärgerlich ist auch der Türgriff, der so gar nicht zu dem sonst so wertigen Auftreten des Enyaq iV passen mag: er ist nämlich aus Hartplastik gefertigt. Auch das eine Kleinigkeit, würde man diesen Griff nicht mindestens zweimal täglich in die Hand nehmen. Aber genug der Nickligkeiten.
Viel Platz für die Familie
Kommen wir zu dem, was das 4,65 Meter lange SUV ausmacht. Es ist neben dem Platzangebot sein elektrischer Antrieb. Fangen wir mit dem Platz an: Über zu wenig davon muss sich niemand beschweren. Fahrer und Beifahrer sitzen im Enyaq iV dank eines 2,77 Meter langen Radstandes ebenso bequem wie Erwachsene im Fond. Hier können selbst zwei Großgewachsene für längere Strecken Platz nehmen, ohne sich verrenken zu müssen. Damit und einem Kofferraumvolumen von mindestens 585 Litern empfiehlt sich der Enyaq iV als Familienauto.
Damit wären wir bei den Fahrleistungen des von uns getesteten Skoda Enyaq iV 80. Die Modellbezeichnung weist darauf hin, dass wir mit der großen Batterie unterwegs waren, die über eine Nettokapazität von 77 kWh verfügt und für eine Reichweite von bis zu 535 Kilometer gut sein soll. Doch die haben wir bei unseren Testfahrten nicht erreicht – denn die Temperaturen waren zum Zeitpunkt unseres Tests zwar noch nicht im Minusbereich, aber schon einstellig, was für die Reichweite abträglich ist. So konnten wir bei unseren Fahrten den in Aussicht gestellten Verbrauch von 16,7 kWh auf 100 Kilometer nicht erreichen. Im Stadtverkehr kamen wir im Eco-Modus mit 17,6 kWh zumindest in die Nähe dieses Verbrauchswertes. Im Drittelmix lagen wir bei 21,7 kWh auf 100 Kilometer.
Leistung von 204 PS
Wer sich vom Enyaq iV eine besonders sportliche Gangart erwartet, sollte seine Erwartung indes etwas zurückschrauben. Zwar kommt der Hecktriebler auf eine Leistung von 204 PS und ein maximales Drehmoment von 310 Nm. Doch er bringt auch 2,1 Tonnen auf die Waage. Zudem lädt seine erhöhte Karosserie auch nicht dazu ein, sich besonders sportlich durch die Kurven zu bewegen. Wer möchte, der kann in 8,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und bis 160 km/h schnell sein.
Aber seine Stärken spielt der Enyaq iV beim unaufgeregten Fahren von A nach B aus. Komfort ist seine Stärke – und selbst in der Stadt lässt sich der Enyaq iV trotz seiner Größe überraschend leicht bewegen. Apropos Stadt: Wer mit dem Enyaq iV einparkt, der wird angesichts der schlechten Sicht nach hinten die Rückfahrkamera nicht missen wollen.
Und wie schaut es mit dem Laden aus? An einer Schnellladestation lässt er sich mit bis zu 125 kWh laden. So vergehen 38 Minuten, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent zu laden: Nach einem Update soll der Enyaq iV seine Peakladeleistung auch länger halten. Wer Lust auf den Enyaq iV 80 hat, der muss dafür mindestens 44.750 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Viel Geld, auch wenn davon noch die staatliche Kaufprämie abgeht. Aber am Ende bekommt man dafür auch ein recht überzeugendes Auto, sieht man einmal von den genannten Kleinigkeiten ab.