Skoda Enyaq Coupé iV: Der schönere Stromer

Skoda Enyaq Coupé iV: Der schönere Stromer
Sportlich unterwegs: der Skoda Enyaq Coupé iV RS. © Skoda

Der Skoda Enyaq iV ist eine Erfolgsgeschichte. Im Frühjahr des vergangenen Jahres ist er auf den Markt gekommen – und hat sich seither mehr als 50.000 Mal verkauft.

Eigentlich könnten es viel, viel mehr Einheiten sein. Doch dann kam die Chipkrise – und die führte bei Skoda wie auch in der übrigen Branche zu massiven Produktionseinbußen und langen Lieferzeiten. Ginge es allein nach der Nachfrage, dann könnte der Absatz des Enyaq iV längst sechsstellig sein.

Schließlich liegen seit der Vorstellung des Elektro-SUVs bereits 115.000 Bestellungen vor. Wann die alle abgearbeitet werden können, ist fraglich. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat dazu geführt, dass neben der nach wie vor andauernden Halbleiterproblematik nun auch Kabelstränge fehlen. Die Produktion des Enyaq iV ist davon massiv betroffen – die Kunden spüren dies in Wartezeiten, die längst weit über einem Jahr liegen.

Marktstart des Coupés steht noch nicht fest

Dessen ungeachtet kommt wurde nun in der Toskana die Coupe-Variante präsentiert. Es ist die Karosserieform, die den Absatz des ersten auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) basierenden Stromers der Tschechen hätte weiter befördern sollen.

Aber seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist nichts mehr, wie es war. VW und andere Autobauer haben das Geschäft mit und in Russland eingestellt, ihre Produktion wurde hierzulande heruntergefahren oder über Tage eingestellt. Doch das Geschäft muss weitergehen – auch wenn man nicht weiß, wann die Normalität zurückkehrt. Entsprechend verwundert es nicht, dass man derzeit keine Aussage erhält, wann das Enyaq Coupé iV genau auf den Markt kommt. Eigentlich hätte das noch in der ersten Jahreshälfte der Fall sein sollen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob der Zeitplan eingehalten werden kann.

Optisch deutlich gefälliger

Ansehnlich: das Heck des Skoda Enyaq Coupe iV. Foto: Skoda

Auch wenn die Kunden nicht wissen, wann das Fahrzeug genau kommt und vor allem geliefert werden kann, können sie sich auf ein Modell freuen, das sich mit seiner ab der B-Säule zum Heck abfallenden Dachlinie optisch gefälliger gibt als der herkömmliche Enyaq. Die Coupe-Form bringt aber nicht nur optische Vorteile, sondern auch eine bessere Aerodynamik. Der cW-Wert von 0,234 liegt unter dem des Enyaq. Damit und weiteren Optimierungen steht eine Reichweite von bis zu 540 Kilometer zur Verfügung. Das sind immerhin 15 Kilometer mehr als beim Enyaq.

Die Karosserieform ist natürlich nicht die einzige Neuerung. So ist der Enyaq als Coupè auch erstmals als sportliche RS-Variante erhältlich und wird serienmäßig mit einem Panoramaglasdach ausgeliefert. Es ist entsprechend beschichtet, sodass im Sommer das Sonnenlicht den Fahrer nicht stört und den Innenraum aufheizt. Der Innenraum bietet für Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz. Er ist, wie man es vom tschechischen Autobauer kennt, sehr gut verarbeitet. Der Kofferraum bietet trotz der Coupéform ein Volumen von 570 Litern, bei umgeklappter Rücklehne sind es 1610 Liter – das sind 100 Liter weniger als im normalen Enyaq iV.

Ladeleistung erhöht

Ein großes Display bestimmt das Cockpit des Skoda Enyaq iV. Foto: Skoda

Während die für den Fahrer oder die Fahrerin notwendigen Informationen im kleinen Display hinter dem Lenkrad oder dem empfehlenswerten Head-up-Display ablesbar sind, findet sich der Rest auf einem großen Touchscreen. Da Skoda sein neues Coupé auch gleich mit der neuen Software ME3 ausliefert, erhält es ein besseres Thermomanagement der Batterie, das zu einer höheren Ladeleistung (statt 125 kW sind es nun 135 kW) und kürzeren Ladezeiten beiträgt. Für das Aufladen des Akkus von 5 auf 80 Prozent braucht es jetzt nur noch 29 Minuten statt 34, im RS sind es 36. Anders ausgedrückt: in sieben Minuten lassen sich an einem Schnelllader 100 Kilometer Reichweite laden. Daneben sorgt das Software-Update auch zu verbesserten Infotainment- bzw. Fahrassistenzfunktionen.

Doch wie fährt sich das immerhin 4,65 Meter lange Enyaq Coupé: Gut, gerade auch in der von uns gefahrenen RS-Variante mit 299 PS und einem maximalen Drehmoment von 460 Nm. In gerade einmal 6,5 Sekunden vergeht der Standardsprint, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht. Das sind sportliche Werte – doch ein Sportwagen ist der Enyaq nicht. Zwar verfügt er über ein Sportfahrwerk und einen Sportmodus, doch bei flotter Gangart über die teils schlechten Straßen in der Toskana sorgen Bodenwellen dafür, dass sich das je nach Variante zwischen 2,2 und 2,4 Tonnen  schwere und 1,60 Meter hohe Coupé doch merklich aufbäumt und ein Fall für die Regelelektronik wird.

Doch wie schaut es mit dem Verbrauch aus? Er lag bei unseren Testfahrten je nach Fahrweise zwischen 18 und 20 kW. Für ein Auto mit dieser Leistung und Gewicht ein guter Wert. Eine Reichweite von über 400 Kilometer sind auch unter Realbedingungen möglich, in der Stadt sogar noch mehr. Insgesamt bietet Skoda das Enyaq Coupe mit zwei Batteriegrößen (58 kWh und 77 kWh) und vier Leistungsstufen (179 PS, 204 PS, 265 PS und 299 PS) an. Die von uns gefahrene Topversion steht mit 57.700 Euro in der Preisliste.

In der Summe seiner Eigenschaften hinterlässt das Enyaq Coupe einen stimmigen Eindruck. Schade, dass man nicht weiß, wann es denn nun genau auf den Markt kommt. Doch das sind Sorgen, die angesichts des Kriegs in der Ukraine ziemlich bedeutungslos erscheinen.

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Frank Mertens
Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben der Autogazette verantwortet er auch das Magazin electrified.

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