Wer über den Skoda Superb spricht, bezeichnet ihn gern als den besseren Passat. Und abwegig ist dieser Vergleich nicht.
Skoda ist die Marke im Volkswagenkonzern, die in den letzten Jahren den wohl steilsten Aufstieg hingelegt hat. Die Tschechen setzen sich optisch vom häufig allzu krawalligen Auftritt der Cupras ab, distanzieren sich mit ihrem seriösen Design auch von Seat und agieren auf Augenhöhe mit Volkswagen.
Sie bleiben dabei immer etwas günstiger und sammeln zudem mit pfiffigen Ideen Sympathiepunkte. Gerade darüber wird auch in Verbindung mit unserem Testfahrzeug, dem neuen Superb Combi, noch zu reden sein.
Superb bietet enorm viel Platz
Das Schwestermodell des VW Passat – beide werden übrigens bei Skoda gebaut, der echte Tscheche ist aber anders als der VW-Bestseller auch noch als Limousine erhältlich – vermittelt schon optisch eine klare Botschaft: Hier komme ich. Die langgestreckte Karosserie wirkt äußerst selbstbewusst und zeigt nicht von ungefähr optische Parallelen zum Passat. Aber hinter der Attitüde steckt auch Inhalt. Denn der Tscheche ist nicht irgendein Lifestyle-Produkt, bei dem Design über Praktikabilität gesiegt hat, sondern ein echter Kombi – oder Combi, wie man bei Skoda halt sagt.
Der Superb ist neu, erst seit Sommer auf dem Markt, sein wichtigstes Grundtalent hat er jedoch von seinem Vorgänger übernommen: Platz. Den bietet der Fünftürer im Überfluss, vorne mehr als genug, hinten geradezu üppig und auch das Kofferabteil kann sich sehen lassen. Schon in der Normalkonfiguration geht Gepäck im Umfang von 690 Liter in den Kofferraum, nochmals 30 Liter mehr als beim Vorgänger. Das beim maximalen Volumen im Vergleich zum alten Superb wiederum 30 Liter fehlen, lässt sich angesichts eines Stauraums von immer noch 1.920 Liter bei umgelegten Sitzen verkraften, denn damit lässt der Skoda sogar ein T-Modell der Mercedes E-Klasse hinter sich.
Travel Assist als sinnvolles Invest
Als Konzern-Produkt der neuesten Generation agiert der Superb technologisch auf Augenhöhe nicht nur mit dem Passat, sondern muss auch im Wettbewerb kaum einen Gegner fürchten. So sind etwa alle gängigen Assistenzsysteme an Bord, sinnvoll könnte die Investition von 590 Euro für den Travel-Assist sein, der einen adaptiven Abstands- einen Spurhalte- und einen Stau+Notfall-Assistenten umfasst. Wir würden zudem unbedingt weitere 460 Euro für das Head-up-Display ausgeben, das selbst in der von uns pilotierten höchsten Ausstattungsstufe L&K nicht zur Serienausstattung gehört.
In der ist ansonsten ziemlich viel von dem enthalten, was wir uns von einem Auto dieser Kategorie wünschen. So steht der Superb auf schicken 18-Zoll-Felgen, verfügt über ein Matrix-LED-Licht und Navigation. Lenkrad, Vordersitze und Windschutzscheibe sind beheizbar. Der Innenraum wirkt aufgeräumt, die Qualität der Materialien geht in Ordnung. Ein besonderes Lob verdienen sich allerdings die mit dem AGR-Gütesiegel versehenen, nur auf diesem Ausstattungsniveau serienmäßigen Komfortsitze.
Basisversion startet bei 40.000 Euro
Ja, es ist viel drin im Superb L&K, allerdings steht er auch bereits mit 50.280 Euro in der Preisliste, eventuelle Kreuze auf dem Optionszettel noch gar nicht eingerechnet. Die Basisversion Essence, mit dem 1,5-Liter-Benziner für 40.000 Euro zu haben, ist noch etwas schmal ausgestattet. Die mittlere Variante Selection für 43.340 Euro dürfte unter Vernunftsaspekten für viele Fahrer die beste Wahl sein, wenn man dazu noch etwas Geld in sinnvolle Extras (siehe oben) investiert. Die L&K-Version bietet – siehe oben – dagegen schon einen Hauch von Luxus.
Der von uns getestete Vierzylinder-Ottomotor ist allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss. Für alle alltäglichen Aufgaben reicht er zwar aus, auf der Autobahn bei schnellerer Fahrt, bergauf und überhaupt beim nachdrücklichen Beschleunigen wirkt er allerdings etwas arg angestrengt. Hier wäre der mit 150 PS gleichstarke, aber drehmomentstärkere Diesel sicher die bessere Wahl. Allerdings muss man für die größere Wucht und den zu erwartenden Minderverbrauch zunächst 4100 Euro zusätzlich investieren.
Ansonsten fährt sich der Superb so solide und unaufgeregt, wie man es von einem „Passat“ erwarten darf – oder fährt der Passat so wie der Superb? Egal. Es gibt wenig auszusetzen an diesen Produkten, am ehesten noch am 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das in manchen Situationen etwas ruckelig agiert und zudem beim Langsamfahren leichte Komfortdefizite aufweist.
Superb setzt eigene Akzente
Und wie war das jetzt noch mit den guten Ideen? Davon hatte der Superb zumindest in unserem Testwagen die bekannten an Bord, also etwa den Eiskratzer im Tankdeckel oder den inzwischen nicht minder berühmten Regenschirm in der Fahrertür. Neueste Idee der Tüftler aus Mlada Boleslav ist eine in der Mittelkonsole platzierte Reinigungsbürste für den Touchscreen. Es handelt sich letztlich um einen kleinen Block, aus einem für die Säuberung verschmierter Displayflächen optimierten Kunststoffmaterial. Die Schwierigkeit lag wohl darin, dieses Stück so herzustellen, dass die Fläche gereinigt wird, gleichzeitig aber durch den Druck keine ungewollten Befehle auf der berührungsempfindlichen Fläche ausgelöst werden. Klappt, können wir nur sagen. Eine weitere nette und praktische Idee aus dem Labor der tschechischen Kreativköpfe.
Nicht zuletzt auch dadurch bleibt uns der Superb Combi als durch und durch angenehmer, noch dazu sehr praktischer Alltagsbegleiter in Erinnerung. Obwohl im Kern ja ein typisches VW-Konzernprodukt, hat es Skoda mit diesem Fahrzeug einmal mehr geschafft, eigene Akzente zu setzen. (SP-X)