Skoda Octavia Combi: Mehr als nur ein Familienauto

Dem tschechischen Autobauer Skoda haftet immer noch ein biederes Image an. Dabei haben sich die Zeiten längst geändert. Das beweist unter den jüngsten Modellen vor allem der Octavia Combi.

Frank Mertens

Es gibt Autohersteller, die sprechen mit ihren Modellen die Vernunft an. Das trifft vor allem auf das zum VW-Konzern gehörende tschechische Traditionsunternehmen Skoda zu. In Zeiten, in denen neben der Geldbörse vor allem Emotionen über den Autokauf entscheiden, haben die Verantwortlichen um Vorstandschef Detlef Wittig mit dieser Strategie ausgesprochenen Erfolg.

Auf Erfolgskurs

So konnte Wittig Ende Februar auf der Bilanzpressekonferenz in Mlada Boleslav nicht nur einen erneuten Absatzrekord präsentieren, sondern durfte sich kurz darauf beim Autosalon in Genf zur Überraschung der Konkurrenz auch mit der Octavia Limousine hinter dem Audi A6 über Platz zwei beim begehrten Preis «Auto 1 von Europa» der Auto-Bild-Gruppe freuen. Die Leser des Verbraucher-Magazins «Guter Rat» kürten die Limousine vor kurzem außerdem zum «Auto der Vernunft».

Dies dürfte Wittig darin bestärken, trotz des schwierigen Marktumfeldes für dieses Geschäftsjahr das von ihm seit über 100 Tagen geleitete Unternehmen aus einer Konsolidierungs- in eine Wachstumsphase zu führen. Dazu beitragen soll neben der Limousine vor allem der neue Octavia Combi. Er macht am Gesamtumsatz von Skoda fast 25 Prozent aus.

Klares Design

Und der Combi bringt alles mit, um die Zielsetzung des Vorstandsvorsitzenden zu erfüllen. Der erste Anblick versetzt den Betrachter zwar nicht in Ekstase, doch bereits hier vermag das Familiengefährt mit seinen schönen Proportionen und seinem klaren Design zu überzeugen. Die auffälligste Veränderung ist am Heck mit seiner deutlich geneigteren Dachsäule feststellbar: Das Facelift hat dem Octavia Combi sichtlich gut getan. Das Styling ist stimmig und beweist, dass ein Skoda längst nicht mehr nur seines günstigen Preises wegen gekauft wird.

Der erste positive Eindruck nach dem Blick auf sein Äußeres verfestigt sich im Innenraum: Hier weist der Octavia eine sehr hochwertige Verarbeitungsqualität auf. Anlass zum Meckern gibt es nicht - sei es nun optisch oder haptisch. Die Instrumente sind dort, wo man sie erwartet und vor allem klar strukturiert und gut erreichbar. Tacho, Drehzahlmesser und Temperatur- sowie Tankanzeige sind gut ablesbar.

Die Abmessungen des Innenraums sind so, wie man es sich von einem Kombi wünscht: Großzügig. Selbst großgewachsene Fahrer und Beifahrer müssen im Octavia auch auf längeren Strecken nicht über zu wenig Platz klagen. Das trifft dank des gewachsenen Radstandes auch auf die Fondpassagiere zu. Die Sitze im Octavia Combi bieten ebenfalls keinen Anlass zur Kritik: Sie sind auch für Menschen jenseits der 1,80 Meter Körpergröße lang genug - und vor allem bequem. Bei flotten Kurvenfahrten bieten sie zudem guten Seitenhalt.

Doch bevor wir zu den Fahreigenschaften kommen, bleiben wir noch etwas beim Innenraum: Er verfügt beispielsweise über ausreichend Ablagemöglichkeiten für die Dinge, die man nicht nur auf der Fahrt in den Urlaub gerne mit sich nimmt: Über der Mittelkonsole ist ein kleines Ablagefach angebracht, in dem man Kleinkram unterbringen kann. In der Fahrer- und Beifahrertür lässt sich zum Beispiel eine 1,5 Liter Flasche abstellen.

Großer Kofferraum

Der Kofferraum bietet mit 580 bis 1620 Litern Volumen Familien genügend Platz auch für längere Urlaubsreisen. Eine feine Sache ist der variable Ladeboden im Kofferraum (150 Euro Aufpreis). Er ermöglicht nicht nur das Verstauen von Kleinkram, sondern sorgt auch dafür, dass das Gepäck auf einer Ebene mit der Ladekante ein- und ausgeladen werden kann. Der Octavia Combi erlaubt eine Zuladung von bis zu 660 Kilogramm - ein guter Wert.

Angeboten wird der Octavia Combi in den drei Ausstattungsvarianten Classic, Ambiente und Elegance. Wer auf Annehmlichkeiten wie Klimaanlage oder elektrische Fensterheber verzichten kann, der bekommt den Combi mit der 1,6 Liter-Maschine in der Classic-Version bereits ab 16.740 Euro, der 2,0 TDI in der Elegance-Ausführung ist für 24.740 Euro zu haben. Dann hat man aber schon fast alles, was man an Extras wie beispielsweise Climatronic, Parksensoren hinten, Nebelscheinwerfer oder Lederlenkrad benötigen könnte.

Unter der Motorhaube finden sich alte Bekannte aus dem VW-Regal wieder: Die Motorenpalette reicht vom 1,6 Liter Benziner mit 102 PS über den 1,6 Liter FSI mit 115 PS bis zum 2,0 FSI mit 150 PS. Bei den Dieselaggregaten gibt es den 1,9 TDI mit 105 PS und den 2,0 TDI mit 140 PS.

Von uns getestet wurde der 1,6 FSI mit einem 6-stufigen-Tiptronic-Getriebe und einem maximalen Drehmoment von 155 Nm, das bei 4000 Umdrehungen/min. anliegt. Eine Motorisierung, die von der Leistung eigentlich keine Wünsche offen lässt. Doch wer einmal mit dem Direktschaltgetriebe (DSG) unterwegs gewesen ist, mag sich danach mit der auf Dauer nervigen Zugkraftunterbrechung bei einem Automatikgetriebe nicht mehr so richtig anfreunden. Schade, dass Skoda das DSG nur für seine beiden Dieselmotoren anbietet. Mit dem DSG wäre der Fahrspaß in dem 1,6 FSI (Höchstgeschwindigkeit 193 km/h) noch größer gewesen - denn davon bietet der Octavia Combi in der Tat eine Menge.

Guter Fahrkomfort

Die Mehrlenkerhinterachse sorgt in Verbindung mit der elektromechanischen Servolenkung für guten Fahrkomfort. So zeigt sich der Octavia Combi auch trotz seiner Länge von 4,57 Metern bei flotten Kurvenfahrten stets äußerst stabil. Damit ist er also ein Kombi für Familienväter- und -mütter, die weiterhin auch gerne einmal sportlicher unterwegs sein wollen.

So zufriedenstellend die Fahreigenschaften, so unbefriedigend ist der Verbrauch: Er lag laut Bordcomputer im Durchschnitt bei 8,3 Liter Super Plus auf 100 Kilometer. Wer die Acht-Liter-Grenze unterschreiten möchte, der muss entweder auf das durstigere Automatikgetriebe verzichten oder mit ihm schon sehr ökonomisch fahren. Doch sieht man einmal von diesem zu hohen Verbrauch ab, bekommt man mit dem Octavia Combi deutlich mehr als nur ein Vernunftsauto. Mit diesem Skoda ist man immer gut unterwegs: Sei es nun mit der Familie oder allein - wenn es auch mal etwas sportlicher sein darf.

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