Sensibelchen unter der Haube

Mini Clubman John Cooper Works

Sensibelchen unter der Haube
Der Mini Clubman John Cooper Works © Foto: Mini

Mit dem Clubman John Cooper Works bekommt das Sportwagenambiente dies Minis etwas Raum und Komfort. Das ist gut gemeint, doch die Musik dieses Autos spielt an ganz anderer Stelle.

Von Martin Woldt

Auch wenn er anders wirken möchte. Knapp unter vier Meter Gesamtlänge ist ausgewiesenes Kleinwagenformat. Geschickt kaschiert der Mini Clubman John Cooper Works (JCW) mit seinem anthrazitfarbenen Dachhimmel, den dunklen Polstern und den getönten Seitenscheiben seine Größe. Beim Blick in den Rückspiegel glaubt man, in eine Stretchlimousine zu blicken. Das ist weit gefehlt, und doch geben diese 3,94 Meter gerade auf der Rückbank mehr Bequemlichkeit her, als man erwarten würde.

Scheinbare Großzügikeit

Der lange Radstand, die ausgeformten Rücksitze oder der komfortable Zustieg ohne B-Säule durch die Beifahrerflügeltür vermitteln eine gewisse Großzügigkeit. Auch wenn man natürlich beklagen kann, dass das eben nur auf der Beifahrerseite möglich ist. Doch selbst 100 Liter mehr Kofferraum als im normalen Mini erscheinen im Vergleich wie ein gefühlter Frachtraum. Nur machen, realistisch betrachtet, 260 Liter Stauvolumen letztlich aus dem Clubman noch lange keinen Kombi.

Sportwagenambiente

Der Mini Clubman John Cooper Works Foto: dpa

Anderseits ist mehr Platz auch wohl kein ausreichender Grund einen JCW zu fahren. Dagegen spricht schon der Preis von 30500 Euro. Mehr Motivation veranschaulicht der Name: John Cooper. Das war jener britische Rennfahrer, Rallye-Sieger und Firmenbesitzer, der den Mini in den Fünfzigern einst pistentauglich mit Mittelmotorkonzept und zur sportlichen Legende machte. Sein Name steht zunächst für die Fahrdynamik und interpretiert, was dieser aus dem Rennsport abgeleitete Twin-Scroll-Turbolader mit seinen 211 PS da unter der Haube eigentlich treibt.

Soundkissen

Cockpitanzeige im Mini Clubman John Cooper Works Foto: Mini

Es ist diese souveräne Bereitschaft, die nach dem Druck auf den Startknopf vor allem akustisch spürbar wird. Der JCW ist in allen sechs Gängen unglaublich präsent, mit leichtem Tippen aufs Gas jederzeit steigerungsfähig, und grummelt auf einem Basskissen, das den Fahrer zu tragen scheint. Bis auf 238 km/h in der Spitze hievt es ihn im Zweifelsfall. Rasen ist im JCW kein Problem und doch nicht hervorstechender Wesenszug dieses Autos. Wie bei allen Minis ist es der tiefe Schwerpunkt und der enge Straßenkontakt, der hier im Sportwagenfahrerambiente noch etwas elementarer vermittelt wird.

Offenbahrung mit Sport-Plus

Einstiegsleiste im Mini Clubman John Cooper Works Foto: Mini

Ab etwa 1850 Touren liegt das maximale Drehmoment von regulär 260 Newtonmetern an. Sie lassen sich kurzeitig auf 280 Newtonmetern steigern. Dann ist der Sprint von null auf hundert statt in 6,8 Sekunden noch etwas flotter möglich. Viel elementarer ist jedoch der Weg dahin. Denn die Maschine im JCW besitzt eine unglaublich stete Präsenz, die etwa einen Überholvorgang so flüssig macht als kenne er keine Tücken. Mit dem Druck auf die für den JCW typische SportPlus-Taste steigert sich das noch. Das Drehzahlniveau, die Arbeit am Lenkrad und die Soundkulisse verdichten sich imponierend. Auf der anderen Seite vereinen sich Fluch und Segen im Turbolader. Gegenüber dem Cooper S (175 PS) bekommt die Turbine deutlich mehr Luft. Hitzebeständigere Laderschaufeln, ein entdrosselter Ansaugtrakt und zahlreiche weitere Tuningmaßnahmen sorgen für ein Ansprechverhalten des Turbos, das deutlich sensibler ist. Was aber auch heißt, wer ihn sparsam fahren will, sollte versuchen, das Turbogeräusch möglichst zu unterdrücken. Denn in diesem Moment öffnen sich die Schleusen. Sieben Liter über 100 Kilometer (CO2-Wert: 167 g/km) verkündet das Datenblatt über den Verbrauch. Realistisch sind es schnell zehn oder mehr. Denn den Turbo im Zaum zu halten gleicht dem vergeblichen Bemühen, einen Beischlaf in die Länge zu ziehen. Das klappt, manchmal.

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