Der Seat Arona TGI ist das erste SUV mit Erdgasantrieb. Gerade mit diesem Modell versucht die VW-Tochter CNG einer breiten Käuferschicht schmackhaft zu machen.
Ob das gelingen wird, bleibt abzuwarten. Denn bisher macht das Gros der Kunden noch einen weiten Bogen um diesen Antrieb. Seat versucht deshalb, CNG durch eine Gleichpreisstrategie populär zu machen. Sie wurde gerade bis Ende des Jahres verlängert, wie Seat-Deutschlandchef Bernhard Bauer gerade der Autogazette sagte.
Dass Kunden nach wie vor CNG nicht in ihre Kaufentscheidung einbeziehen, liegt auch am unvermindert grobmaschigen Tankstellennetz Wir haben den Arona einem Dauertest mit fast über 10.000 Kilometer unterzogen. Nach dem Ende des Tests, fiel der Abschied durchaus schwer, denn trotz antriebsbedingter Nachteile bietet er seinem Nutzer das Potenzial zum Glücklichsein.
Ideal für Pendler
Vor allem wer sich, wie in unserem Fall, jedes Wochenende auf eine längere Pendlertour begibt, wird schnell Freundschaft mit dem Arona schließen. Man erlebt mit ihm sogar Glücksmomente, vor allem wenn die Spritpreise hoch sind. So kann man sich häufiger darüber freuen, als Erdgaskonsument von steigenden Benzin- und Diesel-Preisen unbehelligt zu bleiben.
Dessen ungeachtet kommt zudem Freude auf, wenn auch das Erdgas teuer ist. Dann bekommt man nämlich in der Regel H-Gas, welches eine höhere Energiedichte hat und damit mehr Reichweite erlaubt. Im Vergleich zum L-Gas liegt der Aufpreis bei rund 20 Prozent, ähnlich erhöht sich auch die Reichweite. Reicht im Fall des Arona TGI eine L-Gas-Tankung praktisch für 250 bis 280 Kilometer, sind bei H-Gas sogar 350 Kilometer drin. Wie üblich, kann die Reichweite abhängig von der Fahrweise deutlich variieren. Die genannten Werte beziehen sich vornehmlich auf Autobahntouren mit Richtgeschwindigkeit. Dann wird man ziemlich verlässlich mit ungefähr vier bis fünf Euro auf 100 Kilometer hinkommen. Selbst mit den sparsamsten Dieselmodellen ist es unmöglich, ein derart niedriges Kostenniveau zu erreichen.
Deutlich Spritkosten gespart
Im Vergleich zu einem parallel als Dauertester genutzten Kompakt-SUV (8 Liter Benziner/100 km) verursachte der Arona etwa 60 Prozent weniger Spritkosten. Auf einer Gesamtstrecke von 700 Kilometern lag die Ersparnis bei fast 50 Euro. Und das jedes Wochenende. Wer übers Jahr gerechnet seine 30.000 Kilometer zusammen pendelt, kann im Vergleich zu einem moderat durstigen Benziner seine jährlichen Spritkosten um gut 2000 Euro senken.
Über zehn Jahre gerechnet hätte man so die 20.320 Euro Anschaffungskosten für den kleinen Erdgas-Seat bereits eingefahren. Auch wenn vor allem das Kostenkapitel in äußerst überzeugender Weise für den Erdgasantrieb spricht, findet der weiterhin in Deutschland wenig Verbreitung. Gleiches trifft auch auf die Tankstellen zu. Rund 850 sind es aktuell. Wer einigermaßen vorausschauend die Tankanzeige im Blick behält, kann das Navi nach entsprechenden Tankmöglichkeiten auf der Route befragen und in der Regel vor dem Gasende eine an der Strecke liegende Zapfsäule auftun.
Selten Benzinvorrat genutzt
In unserem Fall haben wir nur äußerst selten den ebenfalls vorhandenen Benzinvorrat anzapfen müssen. Manchmal waren wir allerdings genötigt, auf der Suche nach Erdgas kleinere Umwege zu fahren. Doch auch das kann sich lohnen, denn auf eingefahrenen Pendlertouren wird man gelegentlich in Gegenden geführt, die man sonst nie kennengelernt hätte. Es muss allerdings kein Umweg sein, denn der kleine Benzinvorrat reicht locker für 100 Kilometer.
Das Tanken von Erdgas ist übrigens etwas komplizierter und dauert zudem länger als bei Benzin oder Diesel, doch dafür muss man keinen Zapfhahn in die Hand nehmen, der nach Sprit stinkt. Erdgas bleibt an dieser Stelle geruchsneutral. Entsprechend lautet das Motto des TGI: Sparen ohne Stinkefinger.
Gute Umweltbilanz
Auch in Hinblick auf die Umwelt ist der Erdgas-Arona eine echt saubere Sache. Das Institut Ökotrend bescheinigt dem Modell sogar eine herausragend gute Umweltbilanz, denn das Gas verbrennt mit wenig schädlichen Rückständen. Stickoxid-, Kohlenmonoxid-, vor allem aber Rußpartikelemissionen bleiben auf sehr niedrigem Niveau. Auch im Hinblick auf den CO2-Ausstoß ist der Vorteil gegenüber Benzinern enorm. Wenn es schon ein SUV mit Verbrenner sein muss, fährt man mit einem Arona TGI jedenfalls am umweltfreundlichsten.
Doch unabhängig von den eindeutigen Vorteilen fürs eigene Portemonnaie und für die Umwelt ist das kleine SUV auch sonst durchaus eine Empfehlung wert. Am Ende bleibt der Arona ein vernünftig zugeschnittenes Auto mit ordentlich Platz für Passagiere und Gepäck, manierlichem Komfort, vielseitig talentiertem Infotainmentsystem und einigen wirklich praktischen Assistenzsystemen wie etwa dem Abstandstempomat. Vermisst haben wir lediglich eine Automatik, die für diese Antriebsversion nicht zu haben ist. (SP-X)