Seat Leon: Transfer von Jung zu Alt

Facelift der spanischen VW-Tochter

Seat Leon: Transfer von Jung zu Alt
Seat hat dem Leon viel neue Technik zukommen lassen © Seat

Nach dem VW Golf hat Seat das spanische Pendant ebenfalls aufgefrischt. Der Leon erstrahlt mit einem markanter gezeichneten Gesicht bei den kompakten Konzerngeschwistern immer noch am hellsten und profitiert vom Griff ins Konzernregal.

Von Thomas Flehmer

Nicht immer lernen die Jungen von den Alten – der Weg kann auch umgekehrt gegangen werden. Mit dem Leon hat Seat den Verkaufsbestseller der spanischen VW-Tochter aufpoliert. Das kompakte Pendant zum Golf, dessen aufgefrischte Variante in der vergangenen Woche in Wolfsburg vorgestellt wurde, profitierte dabei zugleich vom jüngsten Modell der Spanier.

Hinsichtlich der Technologie, die nun im Leon angeboten wird, kommt nämlich der Transfer vom Kompakt-SUV Ateca zum Kompaktwagen, der weiterhin als Fünftürer, als dreitüriger SC , als Kombi ST oder freigeistiger X-Perience angeboten wird, zustande.

Neue Fahrassistenten im Seat Leon

So kann im Leon mit Doppelkupplung nun auch ein Stauassistent geordert werden, der auf dem Spurhalteassistenten und der automatischen Distanzregelung ACC fußt und bis zu einem Tempo von 60 km/h eigenständig das Stautempo mitgeht und auch die Spur wechselt. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen müssen die Hände trotzdem das Lenkrad berühren.

Weiterhin erkennt der Notbremsassist nun auch Fußgänger. Und ein Fernlicht-Assistent lenkt nun die LED-Scheinwerfer, die dem Leon gemeinsam mit dem neu gestalteten Kühlergrill sowie den Nebelscheinwerfern ein markanteres Aussehen verleihen, auch wenn der Spanier schon die emotionalste Komponente der Volkswagen-Kompakten besetzt. Mit der neuen Xcellence-Ausstattungsvariante wird der Auftritt mit verchromten Leisten ebenso verschärft wie mit neuen Raddesigns und den drei zusätzlichen Lackierungen Desire Rot, Mystery Blau und Boheme Lila, wobei gerade die Letztere nicht nur auf den weiblichen Part der Kunden zielen soll.

Eigenständige Infotainment-Bedienung im Seat Leon

Seat hat den Leon überarbeitet
Gewohntes Bild des Cockpits, aber doch ein wenig anders Seat

Auch das Infotainment-System, für die Marke Seat mit der im Vergleich zu anderen Herstellern sehr jungen Kundengruppe, muss On Top sein und hat ebenfalls den Weg vom Ateca zum Leon gefunden. Anders als bei den sonstigen Modellen des VW-Konzerns ist die Bedienung des acht Zoll großen Monitors aufgebaut, aber ebenso intuitiv auch für ältere Seat-Fahrer bedienbar. Und natürlich darf das Easy-Connect-System nicht fehlen samt kabellosem Aufladen des Smartphones. Denn auch im Innern muss der emotionale Funke ja rüberspringen.

Das macht er auch schon mit dem 1,0 TSI Ecomotive. Der Dreizylinder des Volkswagen-Konzerns hat nun auch den Leon erreicht und treibt den kompakten Fünftürer innerhalb von 9,6 Sekunden in Richtung Tempo 100. Und der Sprintwert von unter zehn Sekunden fühlt er sich auch genauso an: Irgendwie schon ein sportlicher Antritt, dem aber kein Bums folgt. Trotzdem befriedigt der Dreizylinder mit harmonischer Kraftentfaltung und der nötigen Laufruhe alle Bedürfnisse, die nicht nur in der Stadt, sondern auch bei Überlandfahrten anfallen. Bis 202 km/h schafft es der Leon, der auf 200 Newtonmeter zwischen 2000 und 3000 Umdrehungen zurückgreift und sich bei Fahrten um die 120 km/h mit 4,4 Litern begnügen soll.

Neuer Diesel mit 115 PS für den Seat Leon

Seat hat den Leon überarbeitet
Den Leon gibt es weiterhin in vier Varianten Seat

Der Dienstwagenfahrer, der etwas häufiger zwischen den Städten verkehrt und mehr Raum benötigt, kann seine Last im Kombi auf guten 587 Litern unterbringen, die mitsamt Fahrer bereits nach 8,6 Sekunden den dreistelligen Geschwindigkeitsbereich erreichen. 340 Newtonmeter, die schon ab 1750 Umdrehungen ihre maximale Kraft entfalten, lassen dem Fahrer die Wahl, ob er dynamisch das gut austarierte Fahrwerk beanspruchen möchte, oder lieber sportlich über den Boulevard zu cruisen im Wissen darüber, dass erst bei 215 km/h Schluss sein könnte.

Zwischen beide Aggregate schiebt sich dann noch der neue 1,6 TDI mit 115 PS, der als Verbrauchs-Champion der Baureihe sich mit 4,2 Litern zufrieden geben soll. Den Titel den Preis-Champions muss der 22.250 Euro teure neue Diesel aber anderen überlassen. Mit 14.950 Euro geht der Einstiegsbenziner mit 86 PS ins Rennen, der Kombi kostet mindestens 16.640 Euro.

Der Dreizylinder geht erst in der Variante Reference Ecomotive ins Rennen und kostet dann schon 19.950, 300 Euro mehr müssen für den Fünftürer ausgegeben werden. Bei 21.490 startet der Kombi, der mit 150 Diesel-PS ab 25.250 Euro zu haben ist. Und das hat der Alte dem Neuen voraus: Während der Ateca mit günstigen Preisen einen erfolgreichen Einstieg ins Segment plant, kann der Leon schon mit seinen Pfründen wuchern.

Vorheriger ArtikelBMW Group ruft Oberklasse und Rolls-Royce zurück
Nächster ArtikelVW fertigt e-Golf in Gläserner Manufaktur in Dresden
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden