Mit dem Leon SC stellt Seat dem spanischen Derivat des VW Golf einen Dreitürer zur Seite. Das nicht nur optisch ansprechende Modell soll zum sportlichsten Auto er Konzernfamilie avancieren.
Es vergeht kaum eine Messe, wo er nicht wieder einen passenden Kommentar fallen lässt. Wann immer man VW-Patriarch Ferdinand Piech auf das Markenportfolio des Konzerns anspricht, blitzt seine große Liebe für Alfa durch. Doch weil Fiat-Chef Sergio Marchionne sich partout nicht von der sportlichen Tochter trennen will, baut der VW-Konzern seine Romeos jetzt einfach selbst. Die kommen zwar nicht aus Mailand, sondern aus Martorell. Und statt des Alfa-Wappens tragen sie das Logo von Seat. Doch wer sich die zweite Auflage des Leon anschaut, der muss nicht mehr zu den Italienern schielen – erst recht nicht, wenn er den neuen Dreitürer sieht, der im Juni zu Preisen ab 14.890 Euro als Modellvariante "SC" an den Start geht und damit sogar noch 500 Euro billiger ist als der Fünftürer.
Seat Leon SC bis zu 40 Kilo leichter als VW Golf
Dem "Sport Coupé" fehlen zwar zwei Türen. Aber dafür hat es noch mehr Temperament. "Wir wollen das sportlichste Auto in der Konzernfamilie bauen", sagt Entwicklungschef Matthias Rabe und hat dafür tief ins Blech gegriffen. Denn der SC hat mit dem Fünftürer nur den Bug gemein, ist ab der A-Säule anders geschnitten und bekommt ein neues, noch knackigeres Heck. Und obendrein fährt er auch einer geänderten Plattform mit 3,5 Zentimetern weniger Radstand, die ihn entsprechend eiliger um die Ecken flitzen lässt.
Dass der Leon SC tatsächlich sportlicher wirkt als seine Geschwister aus dem modularen Querbaukasten, liegt nicht nur an der suggestiven Wirkung des schnittigen Designs, sondern hat auch ganz handfeste Gründe: Er ist das leichteste Auto in der Familie und spart gegenüber dem Golf locker 30 bis 40 Kilo. Weil der SC noch einmal 20 Kilo weniger auf die Waage bringt als der Fünftürer und obendrein den verkürzten Radstand hat, kommt er buchstäblich noch leichter um die Kurve – vor allem, wenn man den so genannten "Drive Mode" auf "Sport" schaltet.
Viel Fahrfreude mit dem Seat Leon SC
Denn wo die Lenkung in der Komfort-Einstellung noch ein wenig beliebig und gefühllos wirkt, ist sie dann scharf und schnittig. Deshalb hat man den spanischen Löwen auch ohne das erst später lieferbare Verstellfahrwerk gut im Griff und treibt ihn mit Freude durch das hügelige Hinterland von Barcelona.
Caramba mit Karacho ist angesagt, wenn der 132 kW/180 PS starke Top-Benziner aufbrüllt und man das Montserrat-Gebirge stürmt als wäre man bei der Rallye Monte Carlo in den französischen Seealpen. Sechs kurz gestufte Gänge, maximal 250 Nm und ein Sprintwert von 7,5 Sekunden – mehr braucht es nicht für einen feurigen Tanz über den Asphalt.
Breite Motorenauswahl beim Seat Leon SC
Natürlich wird sich nicht jeder so eine starke Motorvariante leisten. Immerhin beginnen die Preise für den 1.8 TSI mit stolzen 23.840 Euro. Und für den Top-Diesel mit 135 kW/184 PS verlangt Seat sogar mindestens 26.780 Euro. Deshalb gibt es natürlich noch jede Menge anderer Motorvarianten.
Bei den Benzinern stehen vier weitere Alternativen von 62 kW/85 bis 103 kW/140 PS in der Liste und bei den Dieseln sind es noch drei Motoren, die ein Spektrum von 66 kW/90 PS bis 110 kW/150 PS abdecken.
Keine Platzängste auf den Rücksitzen des Seat Leon SC
Zwar kokettieren die Spanier gerne mit der Sportlichkeit und der Verführungskunst des SC. Doch natürlich ist der Südländer auch ein Familienmensch. Deshalb haben die Ingenieure die Hinterbänkler beim Dreitürer nicht vollends vergessen. Der Einstieg ist ein bisschen beschwerlich, weil nur ein schmaler Schlitz zwischen Sitzlehne und Türholm bleibt.
Aber wer es erst einmal in den Fond geschafft hat, der kann sich nicht beklagen: Kopf- und Schulterfreiheit sind ordentlich, und mit einem verständnisvollen Vordermann bleibt auch genügend Platz für die Beine. Und beim Kofferraum gibt es erst recht kein Problem: Der ist mit 380 Litern Fassungsvermögen genauso groß wie beim Fünftürer.
Kombi- und Cupra-Versionen für Seat Leon SC folgen
Der Leon ist nicht nur auf der Straße eine Freude. Er zaubert endlich auch wieder ein Lächeln auf die Gesichter der leidgeplagten Manager in Spanien. Denn statt mit bröckelnden Absatzzahlen und roten Bilanzen kommt Seat dem Leon sei Dank jetzt mal wieder mit Testsiegen und Bestnoten in die Schlagzeilen. "Dieses Auto kann die ganze Firma drehen", freut sich Entwicklungschef Matthias Rabe und verspricht, dass er das Feuer weiter gründlich schüren wird: Auf der IAA im September zeigt Seat deshalb den Leon erstmals auch als Kombimodell "ST", kurz danach soll es einen neuen Cupra geben, und sogar Allradvarianten sind diesmal für den spanischen Flamenco-Tänzer eingeplant.
Bis die Autos alle am Start sind, muss Seat allerdings auch noch ein bisschen an der Produktion feilen. Denn irgendwie sind die Spanier von der Begeisterung fast ein bisschen überrannt worden, räumt Rabe ein: "Das ist zwar der erste Seat seit langem, auf den die Kunden bereit sind zu warten. Aber vor allem die stärkeren Motorvarianten und die hochwertigen Extras wie die LED-Scheinwerfer sind mittlerweile so gefragt, dass man darauf fast schon zu lange warten muss." (SP-X)