Seat Leon FR: Spanischer Kurvenkönig

Seat setzt weiter auf seine Sportlichkeit. So bringen die Spanier in diesen Tagen den neuen Leon Formula Racing auf den Markt. Ein Auto mit glänzenden Fahreigenschaften, wie unser Test zeigt.

Von Frank Mertens

Understatement ist nicht seine Sache. Der neue Seat Leon FR will auffallen - und das um jeden Preis. Und er tut es auch. Dafür sorgt allein die Farbe unseres Testfahrzeuges: Die Designer haben sie «Chrono Gelb» getauft. Dieser Farbton ist ein wahrer Eyecatcher.

Hohe Erwartungshaltung

Und diese Aufmerksamkeit ist für die Verantwortlichen im spanischen Seat-Werk in Martorell vor den Toren Barcelonas wichtig. Schließlich liegen hinter den Spaniern schwere Zeiten. Im zurückliegenden Jahr mussten sie Absatzrückgänge und finanziellen Einbußen hinnehmen. Doch in 2006 soll alles besser werden. Dazu beitragen soll auch der neue Leon. Er ist für Seat nicht irgendein Modell. Mit ihm - wie auch mit den FR-Modellen des Ibiza und des Altea - wollen die Spanier die Sportlichkeit ihrer Marke unter Beweis stellen und sie wollen vor allem eines: Absatz machen.

Seit der Einführung des Leon FR im Jahr 2002 konnte das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen mit diesem Modell einen Gesamtabsatz von 90.000

Die Seitenlinie des Seat Leon FR Foto: Werk

Einheiten erzielen. Der Neue soll diese Zahlen möglichst überbieten. Dafür haben die Entwickler den Motor kräftig aufgemotzt. Während die 1.8 Liter-Maschine des Vorgängers es auf 180 PS brachte, hat der Nachfolger 200 PS unter der Haube. Neben dem 2.0 TFSI bietet Seat den Leon zudem noch mit einer 2.0 TDI-Maschine mit 170 PS und serienmäßigen Partikelfilter an. Das ist übrigens das gleiche Aggregat, das auch den Altea FR antreibt.

Der von uns getestete 4-Zylinder-Benziner macht seine Sache gut - ausgesprochen gut sogar. Dass die Fahrleistungen besser als beim Vorgänger sind, versteht sich von selbst. So beschleunigt der Neue von 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden, beim Vorgänger dauerte das noch 7,7 Sekunden. Und die Spitzengeschwindigkeit? Der Tacho des Leon FR - der wie die gesamte Armaturentafel nicht wie üblich in schwarz sondern in weiß unterlegt ist - verspricht viel. Nämlich 260 km/h. Doch ganz so schnell ist der Leon nun auch nicht. Bei 229 km/h ist bei ihm Schluss mit lustig.

Gute Fahreigenschaften

Der 2.0 TFSI im Seat Leon FR Foto: Werk

Doch das, darüber braucht man nicht diskutieren, ist mehr als genug. Aber das Potential des Leon liegt ohnehin woanders: bei seinen Fahreigenschaften nämlich. Der Performance-Gewinn wurde durch eine Anpassung des Fahrwerks an die gestiegene Motorleistung erreicht. So wurde das Fahrwerk nicht nur sieben Millimeter tiefer gelegt, sondern die vorderen Federn auch um zwölf Prozent härter ausgelegt. Diese und andere Maßnahmen verleihen dem Leon FR eine ausgesprochen gute Straßenlage. Seine Federung ist ohne Frage hart ausgefallen, doch nicht so hart, als dass es unkomfortabel wäre.

Der Leon ist aber nicht nur ein Auto für Sportbegeisterte, sondern ein durch und durch alltagstaugliches Gefährt. Das maximale Drehmoment von 280 Nm liegt zwischen 1800 bis 5000 Umdrehungen pro Minute an. Aufgrund dieses breiten Drehzahlbandes lässt sich der Leon ausgesprochen schaltfaul fahren. Wenn man denn will. Wer dann doch lieber die Gänge bis zum Beginn des roten Bereiches bei rund 6500 U/min. ausfahren will, kann dies ohne weiteres tun. Ein Tip aufs nur gummierte Gaspedal - leider gibt es keine Sportpedalen - genügt, um in die gut konturierten Sportsitze gepresst zu werden.

Überall FR-Logos

Das Cockpit des Seat Leon FR Foto: Werk

Sie tragen übrigens das Logo «FR», was Formula Racing bedeutet. Diese Logo findet sich dann auch im gesamten Innenraum wieder: Neben der Aufschrift in der Armaturentafel und auf den Sitzen sind sie auf den haptisch gut geformten Schaltknauf und dem ebenfalls sehr griffigen Sportlenkrad zu finden. In Kombination mit der sehr direkt ansprechenden Lenkung lässt sich der Leon mühelos durch das kurvenreiche spanische Hinterland steuern.

Wer den Leon gerne besonders sportlich bewegt, kann dies tun. Dafür haben die Fahrwerksspezialisten dem Auto genügend Spielraum gelassen: Soll heißen: Das Heck darf auch schon mal leicht ausbrechen, bevor das ESP das Auto im Zusammenspiel mit der so genannten Driver Steering Recommenadation, einer Lenkunterstützung, wieder auf den richtigen Weg zurückführt.

Präzise Schaltung

Die Sechsgangschaltung arbeitet präzise, die Gänge lassen sich präzise einlegen. Denjenigen, die es noch sportlicher haben wollen, sei das Direktschaltgetriebe empfohlen. Sie können es für den 2.0 TFSI jedoch erst Ende des Jahres zusammen mit Schaltwippen am Lenkrad ordern. Mit DSG legt der Leon den Spurt von 0 auf 100 km/h übrigens noch einmal um eine zehntel Sekunden schneller zurück. Der Verbrauch des Leon wird mit 7,9 Litern angeben. Ein Wert, der mit der Realität indes nichts gemein hat. Bei den Testfahrten schluckte der spanische Kurvenkönig rund 1,5 Liter mehr. Das ist für ein Auto mit dieser Leistung dennoch ein guter Wert.

Mit dem neuen Leon, der in diesen Tagen bei den Händlern steht, sprechen die Marketingstrategen vor allem männliche und sportlich orientierte Kunden an. Sie machen 95 Prozent der Käufer aus, wobei das Alter bei rund 31 Jahren liegt. Damit ist das Durchschnittsalter um sechs Jahre geringer als das aller Seat-Kunden. Unabhängig von diesen Erhebungen ist der Leon jedoch ein Fahrzeug, dass seine Käufer auch in anderen Zielgruppen finden dürfte. Denn der Leon FR ist eben nicht nur ein Sportler, sondern, wie gesagt, ein zuverlässiges Auto für den Alltag. Vor allem eines mit einem attraktiven Preis. Er liegt für den 2.0 TFSI bei 23.690 Euro. Für den 2.0 TDI sind 1000 Euro mehr zu zahlen.

In Kürze legt Seat übrigens noch einen nach. Auf der London Motor Show Mitte Juli präsentieren die Spanier den Leon Cupra. Der wird dann noch einmal mit mehr Leistung aufwarten. Davon muss sich der FR jedoch nicht fürchten. Er ist mit seinen Leistungsdaten und seinem Preis ein durchaus gelungenes Fahrzeug.

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