Saab hat seine Modellpalette aufgemotzt. Mit «Performance by Hirsch» kommen die Schweden dem Wunsch ihrer Kunden nach mehr Power nach. Im von uns getesteten 9-3 Sport-Combi sorgen 275 PS für überzeugende Fahrleistungen.
Von Frank Mertens
Saab ist ein kleiner, dafür feiner Autobauer. In Deutschland konnten die Schweden im zurückliegenden Geschäftsjahr gerade einmal 5610 Autos verkaufen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 12,45 Prozent.
Diesen Wachstumskurs will Saab fortsetzen, wie Deutschland-Geschäftsführer Knuth Sexauer bei der Präsentation der Modellreihe «Performance by Hirsch» sagte. Für Sexauer bedeutet das im Idealfall, das Saab Deutschland Ende dieses Geschäftsjahres 6000 Einheiten absetzt. Dass das gelingt, dafür sollen auch die getunten Saabs aus der schweizerischen Tuningschmiede von Rene Hirsch beitragen.
Wunsch nach Leistung
In St. Gallen stattet Hirsch zusammen mit seinen 15 Mitarbeitern die Modellreihe mit ausreichend Power aus. «Wir wissen: Saab-Kunden wollen Leistung und hochwertig ausgestattete Autos», sagt Sexauer. Nach seinen Worten verzeichnet Saab vor allem bei den Verkäufen leistungsstarker Modelle - die Schweden nennen sie Aero - hohe Verkaufsraten. Im zurückliegenden Jahr entschieden sich zwölf Prozent aller Saab-Kunden für ein Aero-Modell. Deshalb ist jetzt die 9-3er-Familie (Sport-Limousine, Sport-Combi, Cabriolet) mit einem 2,8 Liter starken V6 Turbo-Motor (202 kW/275) erhältlich. Beim Aero war das Ende der Glückseligkeit bei 250 PS erreicht. Der 9-5er Sport-Combi und die Limousine bringen es sogar auf 300 PS. Hier waren es zuvor nur 260 PS.
Der Eintritt in die Hirsch-Welt beginnt für die Saab-Kunden - unter denen sich vor allem viele Akademiker befinden, worauf das Unternehmen gerne hinweist - für die 9-3 Sport-Limousine bei 45.400 Euro. Der von uns bei den Testfahrten rund um Florenz gefahrene 9-3 Sport-Combi steht mit 46.900 Euro in der Preisliste.
Keine Traktionsprobleme
Und die Tuner von Rene Hirsch haben einen guten Job gemacht. Denn für einen Fronttriebler bringt der 9-3er seine 275 Pferdestärken überraschend souverän auf die Straße. Die kurvenreichen Strecken in der Toscana stellten für den Combi selbst beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven vor keine Probleme: Der Saab setzt seine Kraft ohne unangenehmes Zerren an der Vorderachse in Vortrieb um.
Das Sechsgang-Automatikgetriebe (Aufpreis 2100 Euro) sorgt für einen gleichmäßigen Kraftfluss. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h legt der 9-3 Sport-Combi in 6,3 Sekunden zurück. Ein guter Wert. Das trifft auch auf die Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h zu. Mehr braucht man nicht. Das maximale Drehmoment von 400 Nm steht bei 2000 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung.
Hartes Los auf hinteren Sitzen
Der 9-3er ist zwar kein Vollblutsportler, doch seine Fahrdynamik reicht für sportlich ambitionierte Kunden mehr als aus. Das Sportfahrwerk wurde im Vergleich zum Aero noch einmal um zehn Millimeter abgesenkt. In Kombination mit den 18-Zoll-Felgen mit 235/40-Reifen lässt sich so durchaus flott und sicher unterwegs sein. Das Fahrwerk ist sportlich straff abgestimmt, aber nicht unkomfortabel. Zumindest nicht für Fahrer und Beifahrer.
Für die Fondspassagiere sieht das anders aus: Auf schlechten Straßenverhältnissen dringen die Schläge deutlich durch. Wegen fehlenden Platzes braucht man sich indes nicht zu beklagen. Selbst im Fond hat man in dem 4,65 Meter langem Fahrzeug ausreichend Platz, um sich so richtig in die Sitze lümmeln zu können. Allerdings wünscht man sich als Fahrer bei sportlicher Fahrweise Sitze mit einem etwas besseren Seitenhalt. Bei den Hirschmodellen kommt das Ohr übrigens nicht zu kurz: Der 9-3er gibt beim Gasgeben einen sonoren Sound von sich. Allein er lässt erahnen, dass in diesem Saab eine Menge Power steckt.
Mehr Pfiffigkeit gewünscht
In den «Performance by Hirsch»-Modellen ist die Inneneinrichtung betont schlicht gestaltet: Die Designer haben sich auf das Wesentliche beschränkt. Das muss nichts Schlechtes sein, doch mehr Pfiff täte dem Innenraum durchaus gut. Als Indiz für die besondere Leistungskraft der Hirsch-Modelle sind die Wagen mit gelochten Aluminipedalen ausgestattet, zugleich verfügen sie serienmäßig beispielsweise über Xenonlicht, ein Sportlenkrad und Sportlederpolster.
Die Lenkung ist gut abgestimmt, vermittelt eine gute Rückmeldung von und zur Straße. Die Bremsen sind bei den Hirsch-Modellen im Vergleich zu den Serienfahrzeugen größer ausgefallen: Zum Einsatz kommen an der Vorderachse innenbelüftete Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 345 Millimeter (312 mm Serie). Sie sorgen für eine gute Verzögerung.
Hirsch-Power auch zum Nachrüsten
Saab bietet die Hirsch-Power übrigens nicht nur für Neuwagen an, sie können auch teilweise als Nachrüstsätze geordert werden. Für Modelle der 9-3er- und der 9-5er-Baureihe mit der Basismotorisierung mit 150 PS kostet das Tuningkit 1276 Euro - dafür erhält das Fahrzeug durch Eingriffe in die Motorsoftware 25 PS mehr Leistung.
Mit seinen Hirsch-Modellen wird Saab ohne Frage wieder den ein oder anderen Kunden hinzugewinnen. Als die Schweden vor einem Jahr die damals aktuellen Hirsch-Modelle präsentierte, wollte man davon 500 Einheiten absetzen. Am Ende sind es 700 geworden. Auf einen solchen Erfolg hofft Sexauer auch diesmal. Denn nach den guten Verkäufen in den ersten vier Monaten dieses Jahres (1652 Fahrzeuge) soll dieser Positivtrend fortgesetzt werden. Ende 2006 soll ja die 6000er-Marke geknackt werden.