Die Dimensionen des Toyota Land Cruiser V8 sind atemberaubend: Die Motorhaube des Luxus-Geländewagens reicht dem Durchschnittsmenschen bis zur Brust und mit einer Dachhöhe von bis zu 1,91 Metern ist der Japaner größer als die meisten seiner Besitzer.
Von Sabine Stahl
Kein Wunder also, dass man sich beim Fahren des Fünfsitzers fühlt wie in einem Wohnzimmer und bei der Parkplatzsuche wie der Fahrer eines Reisemobils. Doch nicht nur bei der Karosserie hat Toyota Großzügigkeit walten lassen - auch der 210 kW/286 PS starke V8-Dieselmotor ist mit seinen 4,5 Litern Hubraum recht ordentlich bemessen. Und da bei diesem Auto einfach alles groß ist, ist auch der Einstiegspreis mit 71.100 Euro respekteinflößend.
Orietungsschwierigkeiten
Der Land Cruiser steht vor dem Betrachter wie ein Berg. Aber nicht nur die Karosserie hat gewaltige Ausmaße, auch der Kühlergrill mit den Querlamellen, die je nach Ausstattung bis zu 20 Zoll großen Räder, die großen Außenspiegel und die gewaltigen Scheinwerfer erscheinen wie aufgeblasen. In den Innenraum des Riesen gelangt man nur mit Hilfe von seitlichen Trittbrettern und den aus Lkw bekannten Haltegriffen, die in den
Türöffnungen an A- und B-Säule befestigt sind. Auch im Innenraum ist einfach alles groß. Die Mittelarmlehne für Fahrer und Beifahrer ist so breit, dass sie beinahe wie die heruntergeklappte Lehne eines dritten Sitzes aussieht.
Ablagen und Becherhalter gibt es in Hülle und Fülle, so dass man sich gut merken sollte, in welche Mulde man seinen Kleinkram gelegt hat.
Windanfälligkeit der Karosse
Die Fahrt mit dem Japaner hat etwas vom Ritt auf dem Rücken eines Elefanten gemein: Der Fahrer sitzt sehr hoch und fühlt sich nach einer ersten Eingewöhnungsphase unantastbar. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, wenn man auf der Autobahn an Artgenossen wie BMX X5 und Audi Q7 vorbeifährt, denn diese sind immerhin rund 20 Zentimeter niedriger. Für diese Erhabenheit muss der Fahrer allerdings deutliche Nickbewegungen und eine hohe Windanfälligkeit bei der Tour mit dem Land Cruiser in Kauf nehmen. Auch bei der Fahrt durch die Stadt ist die Größe und die mangelnde Wendigkeit des kastenförmigen Geländewagens störend.
Üppiger Verbrauch
Nichts zu meckern gibt es jedoch in Sachen Motor. Trotz des Leergewichts von Minimum 2,65 Tonnen bringt der Selbstzünder mit 210 kW/268 PS den Allrader nach kurzen Anlaufschwächen rasch in Fahrt. Bereits nach 8,2
Sekunden hat der Riese Tempo 100 erreicht, bei 210 km/h ist jedoch Schluss. Abgesehen von den Langstreckenqualitäten des kultiviert laufenden V8-Motors erfreut der Geländewagen vor allem auf Abwegen. Denn trotz luxuriöser Ausstattung ist der Land Cruiser für die Fahrt über Stock und Stein, über
Berg und Tal, wie gemacht. Dabei verteilt ein neu entwickeltes Torsen-Differential die Kraft automatisch auf Vorder- und Hinterachse. Auf Wunsch kann das Zentraldifferential zu 100 Prozent gesperrt werden, wodurch konstant eine hälftige Kraftverteilung erreicht wird. Außerdem sind eine Bergabfahr-, eine Berganfahrkontrolle sowie eine fünfstufige
Niveauregulierung an Bord. Nicht ganz so gut gelungen ist die Lenkung, die auf jede Unebenheit mit einem Ruckler reagiert. Der Verbrauch des Großraum-Geländewagens liegt bei rund 14 Litern Diesel je 100 Kilometer, die
Abgaben für die Kfz-Haftpflicht-Versicherung betragen beispielsweise bei der AXA 1 080 Euro im Jahr.
Hohe Ladekante
Die Sitze sind riesig, und von den seitlichen Konturen spüren nur Menschen mit breitem Rücken etwas. Alle anderen sitzen eher gemütlich entspannt und fühlen sich dabei wie in Omas Ohrensessel. In der zweiten Reihe sitzen die Passagiere leicht erhöht, so dass auch sie einen guten Überblick über das Geschehen rund um den Land Cruiser haben. Zwei Isofix-Kindersitzbefestigungen für die Rückbank sind Serie. Was für die Übersicht gut ist, ist für das Beladen ein Nachteil: Durch die hoch liegende Karosserie muss auch eine hohe Ladekante in Kauf genommen werden. Beim
Öffnen des Kofferraums schwingt zunächst nur die Heckklappe nach oben, eine schmale Pritsche muss separat nach unten geöffnet werden. Das Kofferraumvolumen kann von 655 Liter auf bis zu 2 320 Liter vergrößert werden. Insgesamt können 505 Kilogramm bis 645 Kilogramm zugeladen werden. An den Haken nehmen kann der Cruiser 3,5 Tonnen gebremste Anhängelast.
Dynamische Fahrwerkskontrolle
Zur Serienausstattung der Basis-Version zählen unter anderem Parksensoren und ein Sechsfach-CD-Wechsler. Neben der Einstiegsversion gibt es nur noch eine weitere Ausstattungslinie, sie kostet 10.000 Euro mehr, hat dafür aber
auch 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, ein Glasdach, Lederausstattung, ein Navi-System mit Touchscreen und eine dynamische Fahrwerkskontrolle an Bord. Ein großer Batzen Geld, doch wer sich einen Land Cruiser kauft, der versteht
etwas von wahrer Größe. (mid)